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bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)

bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)

Titel: bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
Autoren: Kalea Thalanys
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Küche und dem Wohnzimmer gab es keine Trennwand. Der Boden diente als Raumteiler. Hellgraue Fliesen in der Küche und blauer Teppich im Wohnbereich. Dazu eine blaue Kunstledercouch mit passendem Schrank aus Buchenholz. Echtes Leder konnten wir uns nicht leisten. Sogar ein kleiner Computertisch und ein Bücherregal hatten ihren Platz gefunden. Leider hatten wir keinen Computer. Vom Wohnzimmer aus kam man in einen kleinen Garten. Er war wirklich nicht sehr groß, aber für uns zwei ausreichend.
    „Gefällt dir die Wohnung?“
    „Ja, ist nett.“
    „Und was sagst du zu deinem Zimmer? Wir können die Möbel auch umstellen, wenn du möchtest.“
    „Ich find´s gut so wie es ist.“
    „Hast du Hunger? Soll ich uns vielleicht eine Kleinigkeit zu essen machen?“
    „Nein, danke. Ich werd mal meine Sachen auspacken.“
    Mit meinen Kartons und Kleiderkoffern zog ich mich in mein Zimmer zurück. Meine Mutter wusste schon immer wie sie mit mir umgehen musste und ließ mich alleine beim Trübsalblasen. Sie gab mir die Zeit, um ungestört zu verzweifeln und zu heulen. Währenddessen packte sie die anderen Sachen aus. So verbrachten wir auch den darauffolgenden Sonntag.

    Am Montag war mein erster Tag in der neuen Schule. Ich war keineswegs ausgeschlafen. Die beiden letzten Nächte verbrachte ich damit ausgiebig zu schluchzen. Den Weg mit dem Bus fuhr Carol mit mir zusammen, vor der Schule verließ sie mich, damit es nicht allzu peinlich für mich würde. Ich hasste Busfahren, die vielen Menschen, die sich aneinander drängten, der Gestank, die finsteren müden Gesichter. Am liebsten wäre mir logischerweise ein eigenes Auto gewesen, doch wir konnten uns kein zweites leisten – noch nicht, ein wenig Geld hatte ich schon beisammen. Anschließend fuhr Carol nach Hause, holte ihren Wagen und fuhr zur Arbeit, es war auch ihr erster Tag. Ich näherte mich einem riesigen Schulgebäude, und als ich darauf langsam zuging, konnte ich mir nicht vorstellen, mich jemals darin zurechtzufinden. Über so etwas wie über einen Orientierungssinn verfügte ich genau so wenig wie viele andere nützliche Eigenschaften. Ich stand für kurze Zeit wie angewurzelt vor dem kolossalen mehrstöckigen Gebäude. Es war einfach gebaut, kantig und geradlinig. Die Fassade war an der mittleren Front gelb-beige gestrichen. Modern, hell und einladend auf den ersten Blick. Es führte ein großzügig angelegter Gehweg zwischen grünen Wiesenflächen zu einer breiten Treppe, die durch ein Eisengeländer in zwei Hälften geteilt war. Seitlich war ein behindertengerechter Aufgang für Rollstuhlfahrer. Die zweiflügelige Eingangstür wirkte erdrückend und abschreckend. In den Wiesen wurden Sitzgelegenheiten, kleine Tische und Abfallkörbe montiert. Mein Körper versteifte sich mehr und mehr, als ich die zahlreichen umherwimmelnden Schüler um mich herum bemerkte. In meinen Ohren entstand ein grauenhaftes Dröhnen von dem Lärm, der von ihnen ausging. Mein Magen verkrampfte sich, die linke Hand ballte sich zu einer Faust, die ich nach unten drückte, die rechte Hand umklammerte fest den um meine Schulter gelegten Riemen meiner Tasche. Meine Bauchmuskeln spannten sich unkontrolliert an, und das Wort, das mir durch den Kopf schoss, verstärkte meine angespannte Position. Flucht. Ich wollte mich einfach umdrehen und bis zur nächsten Bushaltestelle in die andere Richtung laufen. Es war so verlockend, nicht durch diese mächtige Türe zu gehen, aber als ich an meine Mutter dachte, wie enttäuscht sie von mir gewesen wäre, lockerte ich meine Muskeln. Das konnte ich ihr nicht antun, nicht an meinem ersten Tag, nicht an ihrem ersten Tag.
    Resigniert machte ich mich auf den Weg und suchte nach dem Sekretariat. Ich fand es erst nach einigen Umwegen. Es war ein sehr großes betriebsames Büro mit einer Empfangstheke gleich vor dem kleinen fast überschaubaren Eingang. Wenn man den langen Raum bis zum Ende folgte, erreichte man das Büro des Direktors Mr. Sparkley. Eine nette Dame am Empfang, von korpulenterem Körperbau, hochgesteckten Haaren und Brille, bot mir sofort mit freundlicher Miene Hilfe an. Sie gab mir einen Schulplan, den Stundenplan und erklärte mir die Schulregeln. Dann drückte Sie mir einen Stapel Papier in die Hand, wo nochmals alles aufgeschrieben war, damit ich auch nichts vergesse und schickte mich in die Klasse von Mr. Baxter zum Biologieunterricht.
    Bei meinem Glück kam ich etwas zu spät, und der Unterricht war bereits voll im Gange. Ich klopfte an
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