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Briefe vom miesesten Ort des Universums

Briefe vom miesesten Ort des Universums

Titel: Briefe vom miesesten Ort des Universums
Autoren: Bastei Lübbe
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zu durchqueren. Den Geheimniskrämerdiensten schickt er immer wieder Botschaften über den Multilateralen
     Weltraum-Vertrag, aber du weißt ja, wie das läuft – sie setzen einen in die Warteschleife und spielen eine der längsten Reden des Kaisers ab. Bert
     verflucht dann jedes Mal seine Schaltsysteme und rauscht vor sich hin.
    Ich wollte ihn und Papa gerade dazu befragen, als es an der Tür klingelte. Ich blickte die Treppe hinunter und erkannte sofort, dass es der Vater von diesem schrecklichen Colin Snell von nebenan war.
    Die Snells haben eine widerliche kleine Hunde-Kreatur, die Fifi heißt.
    Plucki hat sich mit ihr angefreundet. Aus irgendeinem Grund verschwinden die zwei ständig gemeinsam in die Büsche. Ich glaube, er mag Fifi mehr als mich.
    „Freut mich, Sie kennenzulernen“, hörte ich Colins Vater Mama begrüßen. Dann sagte er: „Ich glaube, mein Hund ist in Ihrem Garten“, und schob sich an
     ihr vorbei in unser Haus. Jetzt weißt Du, von wem Colin sein Benehmen hat.

    Wir fluppten beinahe in Panikmodus. In unserem „Garten“ befindet sich nur eine Sache, und das ist die Verbesserungsmaschine! Zum Glück war es ziemlich unwahrscheinlich, dass Mr Snell sie bemerkte. Denn Papa hatte sie in einem Ding versteckt, das man „Gartenhäuschen“ nennt und eine Art Nest für Erdlingsmännchen ist, zu dem Erdlingsweibchen keinen Zutritt haben. Das ist eine der wenigen guten Ideen, denen ich hier begegnet bin, wenn ich es mir recht überlege.

    „Ich will nicht, dass Fifi mit Ihrem Robert spielt“, erklärte Mr Snell.
    „Rhabarber“, korrigierte ihn Mama.
    „Hab ich doch gesagt. Wie auch immer, Fifi ist ein reinrassiger Pudel, und ich will nicht, dass Ihre Promenadenmischung irgendetwas mit ihr anstellt. Es könnte ja Gott weiß was passieren.“
    Was meinte er damit?

    Ganz offensichtlich wollte Fifi mit Plucki spielen, und Mama versicherte ihm, sie hätte nichts dagegen.
    Mr Snell kam mit der sich windenden und wuffenden Fifi unter dem Arm wieder aus den Büschen gestapft.
    „Für den Schuppen hatten Sie bestimmt keine Baugenehmigung“, sagte er. Zum Glück konnte man die Verbesserungsmaschine nicht sehen. „Das ist ein scheußlicher Anblick. Ich hatte auf entgegenkommende Nachbarn gehofft, aber wenn Sie so eine Einstellung an den Tag legen …“
    „Möchten Sie sich vielleicht zu einem Glas Sherry hinsetzen? Oder einem köstlichen Stück Kuchen?“, fragte Mama und wiederholte ein paar nichtssagende, höfliche Erdlingsfragen, die sie aus Professor Quadratkes Buch auswendig gelernt hatte (das nennt man „Konversation machen“).
    „Sie haben hier ja gar nichts, auf das man sich setzen könnte“, erwiderte Mr Snell, während er sich in unserem größten Raum umsah. „Vielleicht
     übersteigt dieses Wohnviertel ein wenig Ihre Verhältnisse. Hoffentlich treffen Ihre Sachen bald ein“, bemerkte er und lachte dabei ganz schrecklich.

    „Was hat er damit gemeint, dass unsere Sachen hoffentlich bald eintreffen?“, wollte Mama wissen, als er weg war. „Und ein scheußlicher Anblick? Es ist ein reizender Schuppen. Na schön, vielleicht sollten wir lieber ein paar Sachen zum Eintreffen bestellen, bevor irgendjemand Verdacht schöpft.“
    Jetzt muss ich alle Sachen nachschlagen, mit denen Erdlinge so ihre Häuser füllen. Was für eine Zeitverschwendung.

    Erdlingskinder spielen gern Spiele auf Computern, die langsamer sind als Bert, selbst wenn man alle seine Speicherbanken ausstöpselt. Sie sehen sich auch gern Sendungen im „Fernsehen“ an, einer Kiste, die Geschichten erzählt, die nicht einmal wahr sind. Und nicht nur das: Sie besteht lediglich aus einem zweidimensionalen Flachbildschirm. Wie soll sie einem da irgendetwas Wissenswertes vermitteln?
    Das „beliebteste Spiel auf Erden“ ist Kampfstern Galaktika: Angriff aus dem All . Dabei muss man eine böse Horde Außerirdischer daran hindern, die Erde zu zerstören. Das könnte sogar recht unterhaltsam sein, wenn man sich etwas aus der Erde machen würde und sie wirklich retten wollte.
    Es gibt noch eine Menge anderer Sachen, die wir angeblich brauchen: „Stühle“, „Tische“, „Sofas“, „Schränke“. Allein der Gedanke an dieses ganze Zeug ist anstrengend, vor allem da die einzigen Möbel, die wir bisher benutzt haben, diese scheußlichen Betten sind. Alles andere ist bestimmt genauso schlimm.
    Mama hat herausgefunden, dass es hier etwas gibt, das man „Geld“ nennt. Das sind kleine runde Metallscheiben,Plastikkarten
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