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Brennendes Schicksal (German Edition)

Brennendes Schicksal (German Edition)

Titel: Brennendes Schicksal (German Edition)
Autoren: Nora Hamilton
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gegangen, Angelos Gesicht mit Asche einzureiben, um eine graue, ungesunde Gesichtsfarbe zu erzeugen.
    Auch Angelo spielte seine Rolle hervorragend. Von Tag zu Tag gab er sich schwächer. Als Circe erfuhr, dass er sie in seinem Testament bedacht hatte, wollte sie diese noble Geste zunächst nicht annehmen, doch ihrem Gesicht und ihrer Haltung war die Erleichterung anzusehen.
    »Meint Ihr wirklich, dass Ihr mir etwas hinterlassen wollt?«, fragte sie, und ihre Züge wurden plötzlich weich.
    »Ja, Circe da Volterra«, röchelte Angelo, hob schwach die Hand und ließ sie sogleich wieder sinken. »Ihr habt so viel für mich getan. Zuerst habt Ihr Euch um Laura gekümmert, und jetzt, da mein Leben sich dem Ende entgegen neigt, seid Ihr an meiner Seite. Dafür kann ich Euch nicht genug danken. Ihr würdet mir große Erleichterung verschaffen, gäbet Ihr mir die Gewissheit, dass Ihr annehmt, was ich Euch vererben möchte, sodass ich mich in der Ewigkeit nicht um Euch sorgen muss.«
    »Und Laura? Habt Ihr auch an sie gedacht?«
    »Für sie und Angelino ist gut gesorgt. Ich habe ihr das Haus vermacht und einen Teil Geldes, was über viele Jahre hinweg reichen sollte. Ihr seht, Circe, Ihr nehmt niemandem etwas weg.«
    Und jetzt tat Circe etwas, mit dem niemand gerechnet hatte. Sie begann zu zittern, ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie ging zum Bett des Visconte, nahm seine Hand und küsste sie. Dann sagte sie: »Was immer auch geschieht, Visconte Angelo da Matranga, Ihr seid ein Ehrenmann. Wenn ich auch wünschte, wir wären uns zu einer anderen Zeit und unter anderen Umständen begegnet, so kann ich Euch versichern, dass ich Euch zu keiner Zeit Schaden zufügen wollte.«
    »Was meint Ihr damit?«, fragte Angelo und konnte nicht verhehlen, dass Circes Tränen ihn berührten.
    Sie ist keine schlechte Frau, keine Mörderin. Sie kämpft um ihre Kinder. Wäre ich an ihrer Stelle, bei Gott, ich wüsste nicht, wie ich mich verhalten würde, dachte er.
    »Gott behüte Euch«, war alles, was sie darauf erwiderte. Dann ging sie, ohne sich von Angelo oder Donatella zu verabschieden.
    Am nächsten Morgen, das Treffen zwischen Circe und Alvaro del Gerez lag auf den Tag eine Woche zurück, verkündeten die Glocken aller Kirchen in Siena den Tod des Bürgermeisters Angelo da Matranga. Die Fahne, die mit dem Wappen von Siena stets am Rathaus hing, wurde mit einem Trauerflor geschmückt und alle Sitzungen des Rates abgesagt.
    Die Sieneser trauerten um ihren Bürgermeister. Die Kathedrale quoll beinahe über von Kerzen, die die Menschen für das Seelenheil des Visconte entzündeten. Circe und Laura erfuhren es von der Magd, die am Brunnen Wasser geholt hatte. Und während Laura in gespielte Tränen ausbrach, wirkte Circe da Volterra wie versteinert.
    Der Bischof erzählte später, dass sie den ganzen Tag auf dem Boden kniend vor der Statue der Madonna im stillen Gebet verbracht habe.
    Die vier Verschworenen aber trafen sich jeden Tag zu unterschiedlichen Zeiten, um keinen Verdacht zu erregen. Es hatte einige Mühe gekostet, den Sarg mit dem vermeintlich Verstorbenen aus dem Palazzo in die Seitenkapelle der Kathedrale zu bringen, wo die Sieneser von ihm Abschied nehmen konnten.
    Damiani Sticci, der in alles eingeweiht war und die Kontrolle über die sich sammelnden Truppen hatte, und der Bischof Filieri, dazu Mimmo und drei Messdiener hatten den Sarg aus dem Palazzo getragen, währenddessen Angelo da Matranga durch eine Hintertür geschlüpft war, um Zuflucht im Hause der Witwe Baldini zu suchen.
    Die kleine Sidonia weinte den ganzen Tag, die Köchin und die anderen Bediensteten seufzten und jammerten. Der Tod des Visconte Angelo da Matranga wurde von der ganzen Stadt betrauert.
    Doch nun war alles, wie es sein sollte. Der Sarg, gefüllt mit Steinen, stand verschlossen und bewacht in der Kathedrale, das Heer sammelte sich, unsichtbar für die Bewohner, hinter den Hügeln der Stadt. Angelo, Laura, der Bischof und Donatella hatten sich im Haus der Witwe eingefunden.
    »Morgen Abend ist es soweit!«, erinnerte der Bischof. »Ich habe heute einen Boten zu Circe geschickt, der ihr die Nachricht von der Testamentseröffnung überbracht hat. Gleich nach dem Angelusläuten am Morgen wird eine Kutsche sie abholen und auf Umwegen zum Landgut bringen. Währenddessen werden in den Gassen um das Florentiner Stadttor herum Barrikaden gebaut. Die Bewohner wurden bereits heute darüber in Kenntnis gesetzt, dass die betreffenden Gassen ›ausgebessert‹
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