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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land
Autoren: Bruce Sterling
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schlagen hier bloß die Zeit tot. Weshalb sollten Sie sich mit der Haussuche befassen? Die könnten Ihnen ein Traumhaus organisieren und einen seriösen Grundstücksmakler noch dazu.«
    »Verdammt. So hab ich die Sache noch nicht betrachtet. Aber Sie haben recht. Das wäre viel wert für mich. Es würde mir eine Menge Ärger ersparen. Also gut, ich mach’s.«
    Sie schüttelten sich die Hände.
    Sie waren mittlerweile bei ihren Fahrzeugen angelangt. Norman-der-Praktikant war jedoch nirgends zu sehen. Mit quietschender Prothese kletterte Fontenot auf die eingebeulte Motorhaube seines Geländefahrzeugs und machte Norman schließlich mit dem Fernglas ausfindig.
    Norman unterhielt sich mit mehreren Air-Force-Angehörigen. Sie standen dicht zusammengedrängt unter dem Schrägdach eines Picknicktisches aus Beton, von dem ein Holzsteg in die mit Zypressen bestandenen Tiefen des Sumpflandes am Rande des Sabine River führte. »Soll ich ihn holen?« fragte Fontenot.
    »Ich hole ihn«, sagte Oscar. »Ich habe ihn mitgenommen. Sie können Pelicanos anrufen und die Crew informieren.«
    Junge Leute stellten in Amerika eine kleine Minderheit dar. Wie die meisten Minderheiten neigten sie zur Fraternisierung. Norman war noch im richtigen Alter fürs Militär. Er lehnte an der graffitibeschmierten Dachstütze und redete heftig auf die Soldaten ein.
    »… radardurchlässige Drohnen mit Röntgenlasern!« sagte Norman abschließend.
    »Also, vielleicht haben wir ja welche, vielleicht aber auch nicht«, meinte ein junger Mann in blauer Uniform.
    »Hör mal, das weiß doch inzwischen jeder, dass ihr die habt. Das ist genau wie mit diesen Satelliten, die aus dem Orbit Nummernschilder erkennen können – das ist ein alter Hut, die gibt es schon seit zig Jahren. Worauf ich hinaus will, ist Folgendes: Weshalb schnappt ihr euch nicht einfach den Gouverneur von Louisiana, wo ihr doch die technischen Möglichkeiten dazu habt? Ortet seinen Konvoi mittels Drohnen und folgt ihm. Wenn ihr seht, dass er seinen Wagen mal verlässt, schnappt ihr ihn euch einfach.«
    Eine junge Frau ergriff das Wort. »Wir sollen uns Gouverneur Huguelet ›schnappen‹?«
    »Ihr sollt ihn ja nicht umbringen. Das wäre zu auffällig. Ihn verdampfen, meine ich. Den Burschen einfach verdampfen ! Schuhe, Anzug, alles! Man würde glauben, er… ihr wisst schon… er sei in irgendeinem Hotel damit beschäftigt, einer Nutte die Füße zu beknabbern.«
    Die Air-Force-Leute brauchten eine Weile, um sich eine Meinung zu bilden. Der Vorschlag hatte sie offenbar irritiert. »Mit einem fliegenden Röntgenlaser kann man niemanden verdampfen.«
    »Wenn er abstimmbar wäre, ginge es schon.«
    »Abstimmbare Freie-Elektronen-Laser sind nicht radardurchlässig. Außerdem benötigen sie höllisch viel Energie.«
    »Dann solltet ihr vielleicht vier oder fünf Flugkörper überlappend feuern lassen. Außerdem, wer braucht denn noch unförmige, veraltete freie Elektronen, wo es doch Quantenlöcher gibt? Quantenlöcher sind hervorragend abstimmbar.«
    »Tut mir leid, wenn ich die Unterhaltung störe«, sagte Oscar. »Norman, wir werden im Bus gebraucht.«
    Das Air-Force-Mädchen starrte Oscar an, ließ seine Erscheinung vom makellosen Hut bis zu den glänzenden Schuhen auf sich wirken. »Was ist das denn für einer?«
    »Na ja… er arbeitet beim US-Senat.« Norman lächelte strahlend. »Ein guter Freund von mir.«
    Oscar legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. »Wir müssen allmählich los, Norman. Wir haben gerade einen Tisch in einem Cajun-Restaurant reservieren lassen.«
    Norman folgte ihm bereitwillig. »Ob ich dort wohl was trinken darf?«
    »Laissez les bon temps roulez«, entgegnete Oscar.
    »Das sind nette Kids«, erklärte Norman. »Ich meine, sie blockieren zwar die Straße und alles, aber im Grunde sind das doch richtig nette amerikanische Kids.«
    »Das sind amerikanische Militärangehörige, die sich der Straßenräuberei schuldig machen.«
    »Ja. Das stimmt. Das ist schlimm. Das ist wirklich schlimm. Wissen Sie was? Die sind in der militärischen Denkweise verhaftet, deshalb handeln sie unpolitisch.«
    Sie überquerten die Grenze von Texas in tiefer, nebliger Nacht. Die Crew war vollgestopft mit frittierten Shrimps und gebackenem Alligatorschwanz, hinuntergespült mit endlosen Runden von Hurricanes und glühheißem Kaffee mit Brandy. Die Speisekarte in den Cajun-Lokalen war von epischem Umfang. Für Touristenbusse gab es sogar Ermäßigung.
    Es war eine hervorragende Idee
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