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Brennende Sehnsucht

Brennende Sehnsucht

Titel: Brennende Sehnsucht
Autoren: Celeste Bradley
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nicht allzu reichen Gemahls in Rekordzeit verprasst. Ihr sehr viel älterer Ehemann, der zuvor mit Phoebes Tante mütterlicherseits verheiratet gewesen war, hatte sich bei ihr revanchiert, indem er leise und ohne viel Aufhebens zu machen gestorben war, so wie er gelebt hatte. Er hinterließ ihr allerlei hübschen Tand, leere Konten und sein einziges Kind, seine Tochter Deirdre, um deren Erziehung sie sich fortan kümmern musste.
    So war also Tessa um sieben Ecken herum so etwas wie Phoebes Tante, und als solche war sie die passende Anstandsdame für ihre Einführung in die Gesellschaft. Wenigstens hatte das Phoebes Vater, der Vikar, erklärt. Phoebe hielt das Ganze für etwas weit hergeholt und meinte, dass es dem Vikar besser zu Gesicht gestanden hätte, wenn er einfach zugegeben hätte, dass er selbst kein Interesse an dieser Aufgabe hatte und sie deshalb leichten Herzens in die Hände der sarkastischen und manchmal beleidigenden Tessa übergeben hatte.
    »Du dummes Ding!«
    Na schön, man konnte auch sagen »immer beleidigend«. Phoebe dachte daran, unschuldig mit den Wimpern zu klimpern. »Aber Lady Tessa, was habe ich denn getan?«

    »Ich habe dich gesehen! Mit wem hast du da getanzt?« Rasch ging Phoebe im Geist die Liste der Männer durch, denen sie in aller Form vorgestellt worden war. »Mit Sir Alton vielleicht?«
    »Nein, er hatte dunkles Haar, und er war kein krummer alter Geier wie dieser Depp Alton. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen – aber ich glaube nicht, dass ich ihn dir vorgestellt habe.«
    »Aber du hast mich Mr Edgeward vorgestellt.« Der groß, aber nicht zu groß war, dunkelhaarig und ziemlich jung. Sie hatte nicht mit ihm getanzt – aber das behauptete sie ja auch nicht. Es war sehr wichtig, nicht zu lügen. Lügen war eine Sünde. Und davon hatte sie sich an diesem Abend bereits genügend geleistet.
    Tessa sank in sich zusammen. »Ach, Edgeward. Na ja, vergeude deine Zeit nicht mit diesem Bauerntölpel. Ihr Mädchen seid hier, um euch einen Herzog zu angeln, keinen Grabenbauer.«
    »Aber Mr Edgeward besitzt mehr Land als die meisten Adeligen, und er ist ein sehr intelligenter Mann, er ist nur ein wenig still.« Auch hatte er kein Interesse an Tessas hinterhältigem Klatsch, was ihn in Tessas Augen zu jemandem machte, der nichts Brauchbares zu sagen hatte.
    Tessa gab ein Geräusch der Ungeduld von sich. »Wo steckt eigentlich deine Cousine Sophie? Wenn das Mädchen sich wieder in der Bibliothek versteckt...«
    »Ich bin hier.«
    Sowohl Phoebe als auch Tessa wirbelten überrascht herum und erblickten die Gesuchte kaum einen Meter von sich entfernt.
    Anders als viele andere Mädchen auf dem Heiratsmarkt konnte man Miss Sophie Blake nur unschwer übersehen, denn sie war so groß wie die meisten Männer im Saal, vielleicht
mit Ausnahme von Mr Edgeward, und so dünn und aufrecht wie ein Bleistift. Sie war erst gestern angekommen und hatte sich zu den konkurrierenden Debütantinnen gesellt.
    Allein hatte sie die Reise von ihrer Heimat im Norden angetreten und hatte eine kleine Truhe für ihre Kleidung und eine große voller Bücher dabei.
    Ihre unglückliche Größe wäre vielleicht leichter zu übersehen gewesen, wenn sie eine reizende Figur oder ein hübsches Gesicht gehabt hätte, aber Sophie hatte die schlimmsten Familienmerkmale der Pickerings geerbt. Ihre blauen Augen waren fast so blass wie Milch, und ihre Haare waren von einem derart ausgewaschenen Blond, dass man unwillkürlich an zu dünne Orangenmarmelade denken musste. Ihre Gesichtszüge waren so knochig wie ihre restliche Figur, und ihre Nase... nun, es brauchte wirklich eine sehr viel kühnere Persönlichkeit, um ein derart imposantes Familienerbstück vergessen zu machen.
    Das alles plus null Interesse an Mode oder Stil, eine Tendenz zur Tollpatschigkeit und einen scharfen Verstand, der den meisten Männern das Gefühl vermittelte, ziemlich dumm zu sein, und man hatte das vollständige Rezept für ein Mauerblümchen erster Ordnung.
    Sophie hatte die gleiche Summe wie sie alle erhalten, aber Tessa hatte das Geld sogleich für die Miete ihres Hauses und die Bestellung der Kleider an sich genommen.
    Sophie war es egal gewesen. »Ich bin hierhergekommen, um zu reisen und London kennenzulernen. Ich habe nicht vor, meine Zeit mit der Suche nach einem Ehemann zu verschwenden.«
    Jetzt stand sie in einem schlecht sitzenden, gerüschten Etwas, das Tessa eilig für sie erstanden hatte, vor ihnen. Ihr störrisches Haar löste sich aus ihren
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