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Brennende Fesseln

Brennende Fesseln

Titel: Brennende Fesseln
Autoren: L Reese
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duftenden Kerzen, deren Flammen sich der Decke entgegenstrecken, flammt auch meine Wut wieder hoch. »Du hast sie mißbraucht, sie mit dem Messer gequält, sie getötet – und du wirst dafür bezahlen.«
    Er lächelt kalt. »Was sollen die leeren Drohungen, Nora? Die Polizei kann mir nichts anhaben, nicht einmal mit diesem sogenannten Geständnis. Dieses Video beweist höchstens, daß ihr Tod ein Unfall war. Du kannst nichts dagegen tun.«
    Ich höre den Spott in M.s Stimme, die Verachtung. Sein höhnischer Ton macht mich so wütend, daß ich am liebsten den Gürtel packen und ihn würgen würde, bis ihm sein Spott zu den Ohren herauskäme.
    »Du kannst nichts dagegen tun«, wiederholt er. Im selben höhnischen Ton.
    »Darauf würde ich mich nicht verlassen«, sage ich,
während ich mich auf das Bett zubewege. Mir ist bewußt, daß ich im Begriff bin, die Beherrschung zu verlieren. »Du wirst den Rest deines Lebens im Gefängnis verbringen.«
    »Ich werde keinen einzigen Tag dort verbringen.«
    Meine Wut kocht hoch, reißt an den Zügeln, mit denen ich sie unter Kontrolle halte. »Wenn die Polizei kommt«, sage ich laut, gleich werde ich schreien, »wenn sie dich hier so ausgestreckt liegen sehen – wer weiß, vielleicht lassen sie sich mit deiner Verhaftung ein bißchen Zeit, wenn sie erst einmal die beiden Videos gesehen haben.«
    Ich reiße die neunschwänzige Katze von der Wand und kehre damit zu M. zurück. »Vielleicht werden sie dich erst mit einer dieser Peitschen bearbeiten«, sage ich und halte sie hoch. »Oder mit dem Stock. Wie würde dir das gefallen? Ich wette, du hast selbst noch nie Schmerz empfunden, oder? Du fügst ihn bloß gern anderen zu.«
    M. stößt ein kurzes Lachen aus. »Du siehst lächerlich aus«, sagt er.
    Ich höre seine Verachtung. Für ihn ist das Ganze bloß ein Spiel – und Frannys Tod ein bedauernswerter Unfall. Mein Arm zittert vor Wut – einer neuen, mörderischen Wut. Ich lasse die Peitsche mit voller Wucht auf ihn niedersausen, und sie landet mit einem lauten, scharfen Klatschen auf seinen Lenden und Oberschenkeln. Sofort bilden sich auf seiner Haut rote Striemen. Stöhnend reißt M. die Beine hoch, um seine Genitalien zu schützen. Er starrt mich an. Seine Augen sind vor Wut ganz dunkel.
    »Das gefällt dir nicht, was?« sage ich, nun ebenfalls in spöttischem Ton. Ich lasse die Peitsche fallen und hole den Bambusstock. Wieder schlage ich mit ganzer Kraft auf ihn ein. Auf seinem rechten Oberschenkel bleibt ein langer roter Abdruck zurück. Er verzieht vor Schmerz das Gesicht, schreit aber nicht. Plötzlich passiert etwas in mir, etwas Wildes, Atavistisches. Ich genieße den Schmerz auf seinem Gesicht. Ich will
mehr davon sehen. Ich will, daß er gequält aufschreit, genau wie Franny.
    Ich schlage ihn immer wieder, und jeder neue Hieb läßt meine Wut noch höher lodern. M. windet sich auf dem Bett, tritt mit den Füßen, kann mir aber nicht entkommen. Seine Haut platzt unter dem Stock auf. Immer mehr dünne rote Striche sind zu sehen. Ich trete einen Schritt vor und hole ein weiteres Mal aus. Dabei wird mir zu spät bewußt, daß ich zu nahe am Bett stehe. M. tritt mit dem Fuß nach meinem Oberschenkel. Ich mache einen Satz nach hinten und krache in die Pappschachteln, von denen gleich mehrere umfallen. Ich starre M. an. Mein Herz rast.
    Kalt erwidert er meinen Blick. Sein Gesicht ist vor Entrüstung und Verachtung ganz starr, sein Körper blutig und von Striemen übersät. Meine Brust hebt und senkt sich; ich zittere am ganzen Körper. Ich weiß nicht, wer das eben war – die Person, die in unkontrollierter Wut auf ihr Opfer einschlug, nichts anderes im Sinn, als einen anderen Menschen zu zerstören. Voller Ekel vor mir selbst und vor M. schüttele ich den Kopf. Dann lasse ich den Stock fallen. »Ich rufe jetzt die Polizei«, sage ich und gehe zur Tür.
    »Nur zu!« sagt M. Er atmet schwer, und seine Stimme klingt leidend. »Ich bin ohne meine Zustimmung angekettet worden. Du bist diejenige, die ins Gefängnis wandern wird.«
    Ich verlasse den Raum. Im Gang höre ich, daß M. mich ruft, aber ich ignoriere ihn und gehe ins Schlafzimmer. Zögernd nehme ich den Hörer ab. M. hört nicht auf zu rufen. Er behauptet, das Zimmer stehe in Flammen. Erst halte ich das für einen Trick, mit dem er mich davon abhalten will, die Polizei zu rufen, aber dann lasse ich den Hörer doch sinken und gehe langsam den Gang hinunter. Als ich nur noch wenige Meter von der Tür entfernt
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