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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce
Autoren: Deadly 02 - Haus de Schande
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verhaften!«
    Francesca hatte ohnehin genug von der Feier. »Na schön«, sagte sie
mit einem Seitenblick auf Connie.
    »Ich sollte einmal schauen, wo Neil steckt«, flüsterte ihre
Schwester mit unsicherer Stimme.
    Bevor sie ging, ergriff Francesca ihre Hand. »Con?« Mit Unbehagen
erinnerte sie sich daran, wie Calder Hart ihre Schwester angestarrt hatte.
    Connie atmete ganz flach. »Keine Sorge, es geht mir gut. Ich werde
einmal nachsehen, ob Neil noch bleiben möchte oder ob wir auch gehen.«
    Francesca
nickte. »Gut.«
    Connie erwiderte den Druck ihrer Hand und beugte sich zu ihr
hinüber. »Keine Sorge. Noch ist nicht aller Tage Abend.« Sie lächelte. »Bragg
wird sich schon wieder melden.«
    Wenn sie an den Commissioner dachte, wurde Francesca das Herz
schwer. »Danke«, sagte sie. Aber sie wusste, dass sich ihre Schwester irrte.
    Die Hälfte der
Gäste auf Whites Party hatte während der Vorführung beschlossen zu gehen, und
Francesca konnte dem Gemurmel und Geflüster um sich herum entnehmen, dass
diese Leute schockiert und empört waren. Einige, darunter ihre Mutter, waren
sehr aufgebracht darüber, dass man sie in die Situation gebracht hatte, an
einer solch unmoralischen, jegliche gute Sitten vermissen lassenden
Zurschaustellung teilnehmen zu müssen.
    Die Aufzüge waren überfüllt, sodass Francesca nicht in derselben
Kabine Platz fand wie ihre Eltern. Julia war sehr erbost gewesen, dass Evan
noch hatte bleiben wollen.
    Francesca fragte sich, ob Connie und Neil wohl auch bleiben
würden. So wütend sie auch auf ihren Schwager wegen seines Verhältnisses mit
Eliza Burton war – sie bezweifelte doch, dass er sich Connie gegenüber so
respektlos verhalten und einen ganzen Abend mit ihr auf einer Feier verbringen
würde, bei der solch. unmoralische Unterhaltung geboten wurde. Wahrscheinlich
würde auch Neil seine Frau nach Hause bringen.
    Als sich die Aufzugtüren öffneten, strömten die Menschen hinaus.
»Francesca?«, hörte Francesca ihren Vater rufen.
    »Alles in Ordnung, Papa«, rief sie zurück, während sie inmitten
der anderen Gäste auf den Ausgang zusteuerte. Sie konnte ihre Eltern nicht
sehen, wusste aber, dass sie irgendwo zu ihrer Linken sein mussten.
    Auf der Straße schlug ihr eine Woge kalter
Luft entgegen, und sie erschauerte trotz des pelzgefütterten Umhangs, den sie
trug. Es hatte seit einigen Tagen nicht mehr geschneit – dazu war es zu kalt.
Der Winter stellte einen neuen Kälterekord in der Stadt auf.
    Broughams, Equipagen und einige wenige
Automobile säumten in Zweierreihen die 26th- und die 27th-Street, und auf der
Suche nach Fahrgästen fuhren Droschken die Straßen auf und ab. Der Gehweg vor
dem Madison Square Rooftop Garden war mit Fußgängern bevölkertet, doch die
umgebenden Straßen lagen – wohl aufgrund der Kälte – verlassen da. Francesca
wäre beinahe auf dem vereisten Bürgersteig ausgerutscht, während sich die
Menschenmengen auf der Suche nach einer Droschke oder ihren Kutschen an ihr
vorbeischoben. Sie schaute sich um, konnte aber ihre Eltern in dem Gewühl
nicht entdecken. »Papa?«, rief sie, während sie vorsichtig auf den Randstein
zuging. Der Brougham ihrer Familie stand nur wenige Schritte entfernt weiter
oben auf der Straße.
    Plötzlich packte sie jemand grob am Arm.
    Francesca wusste, dass es weder ihr Vater
noch ihre Mutter sein konnte, und wirbelte herum. Ein dunkles Augenpaar blickte
sie aus einer riesigen, pelzgefütterten Kapuze an.
    Schockiert, dass jemand auf diese Weise ihren
Arm zu ergreifen wagte, blieb Francesca für einen Augenblick wie angewurzelt
stehen. Sie vermochte nicht auszumachen, ob die Person eine Frau oder ein Mann
war, und als sie gerade verlangen wollte, dass man sie losließe, ertönte es:
»Miss Cahill?«
    Es war die Stimme einer Frau, was Francesca ein wenig erleichterte.
»Ja?«
    »Bitte!« Dieses eine Wort aus dem Mund der Frau war ein einziger,
zu Herzen gehender, erschütternder Appell. »Bitte helfen Sie mir!«, sagte sie.

Kapitel 2
    FREITAG, 31. JANUAR 1902 – 22 UHR
    Francesca
starrte die Fremde überrascht an. »Bitte!«, wiederholte die Frau mit
flehentlicher Stimme und drückte Francesca etwas in die Hand. Dann drehte sie
sich um und eilte zwischen den Passanten davon, wobei sie ein ums andere Mal
auszurutschen drohte.
    »So warten Sie doch!«, rief Francesca hinter der Fremden her, als
sie sich von dem Schreck erholt hatte.
    »Francesca?«, ertönte plötzlich die Stimme ihres Vaters hinter
ihr. Francesca war
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