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Braut von Assisi

Braut von Assisi

Titel: Braut von Assisi
Autoren: Brigitte Riebe
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finalmente!« Jetzt machte der Mann doch tatsächlich Anstalten, auch noch nach seinem Fuß zu greifen!
    » Nimm gefälligst deine Hände da weg, sonst kannst du was erleben!«, rief Leo. Doch in ihm brodelte es weiter . Du
bist endlich zurückgekommen – was in aller Welt hatte das zu bedeuten?
    Die Stute schien seine wachsende Anspannung zu spüren und stieg unversehens. Er versuchte, sie zu einer Seite abzustellen und mit Kreuz und Schenkel vorwärtszutreiben, um sie zu beruhigen. Leider war er zu langsam gewesen. Sein Oberkörper war schon zu weit nach vorn geschossen, er konnte sich nicht länger im Sattel halten, sondern spürte, wie er zu rutschen begann, dem Boden unaufhaltsam entgegen.
    Er schlug unten auf. Dabei stieß sein Kopf an etwas Hartes. Ihm wurde schwarz vor Augen.
    Nach einer Weile kitzelte etwas seine Nase. Ein warmer Atem vor seinem Gesicht.
    Das zumindest würde der Lepröse doch wohl nicht wagen!
    Immer noch zutiefst empört, wollte Leo auffahren, um ihn endgültig in seine Schranken zu weisen, sank jedoch schmerzerfüllt und erneut beschämt wieder zurück. Fidelis stand über ihm und fuhr nach kurzem Zögern mit ihrem sanften Beschnuppern fort, als wolle sie sich davon überzeugen, dass er es auch wirklich war.
    Von dem Aussätzigen keine Spur weit und breit.
    Das stellte Leo fest, nachdem er sich mühsam aufgerappelt hatte. Am Hinterkopf ertastete er eine Wunde, die jedoch zum Glück nicht stark zu bluten schien. Da er auch seine letzten beiden Hemden großzügig dem Fischer überlassen hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als die Wunde mit einer Handvoll Gras vorsichtig abzutupfen. Dabei überfiel ihn heftiger Schwindel, der den Rest seines kargen Frühstücks nach oben drückte. Er würgte, musste sich übergeben. Seine Befürchtung wuchs. Ob er sich ernsthaft verletzt hatte?

    Bruder Anselm, als klösterlicher Infirmar mit allerlei Krankheitsbildern vertraut, hatte die Brüder immer wieder vor Kopfwunden und innerlichen Blutungen gewarnt, die schlimme, manchmal sogar tödliche Folgen haben konnten, wenn man sie auf die leichte Schulter nahm. Das fehlte ihm gerade noch, nach all den Mühen in San Damiano nicht als Visitator, sondern als Schwerkranker anzukommen, der selbst ins Bett gehörte!
    In seinem benommenen Zustand war er für die schwierige Mission denkbar schlecht gerüstet, das spürte er mehr als deutlich. Leo kramte in den Satteltaschen und zog die Tonflasche heraus, die er am See frisch gefüllt hatte. Er trank ausgiebig und fühlte dabei Fidelis’ sanften Blick auf sich ruhen. Sie brauchte ebenfalls Wasser. Und eine saftige Wiese, um ihren Hunger zu stillen. Nur ein wenig rasten und durchschnaufen – dann würde es sicherlich besser werden.
    Vorsichtig schaute er sich um. Jede zu heftige Bewegung ließ den Schmerz in seinem Hinterkopf erneut aufflammen. Ringsum nichts als Bäume, Wiesen und Felder, über die ein sanfter Wind strich. Die unterschiedlichen Grüntöne, die ineinanderflossen wie die Farben eines Gemäldes, taten seinen gereizten Augen wohl, und fast schien es ihm, als würde bei diesem erfrischenden Anblick auch der Kopfschmerz ein wenig leichter.
    Ein Stück entfernt entdeckte er ein steinernes Gebäude, einen Stall oder größeren Heuschober, wie er zunächst dachte. Und sah er daneben nicht auch etwas schmales Silbriges schimmern, das sich durch das Grün schlängelte?
    Er nahm Fidelis am Zügel. Längst wieder lammfromm, trottete sie neben ihm her.
    Beim Näherkommen bemerkte er, dass er sich getäuscht hatte. Weder Stall oder Heuschober hatten seinen Blick
auf sich gezogen, sondern eine kleine, halb verfallene Kirche zwischen hohen Steineichen. Das Dach war löchrig, der Putz an den Wänden blätterte in dicken Blasen ab. In der Baumkrone über ihm schrien Starküken gierig nach Futter. Und nur wenige Schritte weiter floss ein kleiner Bach.
    Während Fidelis ihren Durst stillte und danach friedlich zu grasen begann, ging er hinein.
    Drinnen war es dämmrig. Es gab nur zwei Fenster über der kleinen Apsis. In einem Reste von buntem Glas, das andere hatte man mit Sackleinen verhüllt. Der Altar war kaum mehr als ein grob behauener Stein, über den ein vergilbtes Leinentuch hing. Überall am Boden Spuren von dürren Zweiglein und Vogelkot, als hätten über Jahre verschiedenste Brutpaare hier genistet.
    Wie lange mochte in diesem verlassenen Gotteshaus schon keine heilige Messe mehr gefeiert worden sein?
    Als er die unbeholfen bemalten Wände näher
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