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Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Titel: Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)
Autoren: Birgit Lautenbach , Johann Ebend
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aber nicht Thiel, wie sie wohl gemeint hat, sondern der Mann, den sie auf gar keinen Fall einlassen will. Sie versucht noch, die Tür zu schließen, aber es ist zu spät. Er stößt sie vor sich her ins Haus, schlägt ihr ins Gesicht, wirft sie zu Boden. Sie schreit, er presst seine Hand auf ihren Mund und versucht, mit seinem Knie ihre Schenkel auseinanderzudrücken. Als sie sich ihm entwindet und fliehen will, reißt er sie zurück. Und dann ist da plötzlich dieses Messer … Vielleicht lag es dort irgendwo, vielleicht hat der Täter es mitgebracht. Wir wissen es nicht. Denn auch der Zeuge draußen
im Buschwerk kann nicht sagen, woher es kommt. Er sieht nur, wie der Täter damit zusticht. Nur ein Mal. So heftig und so tief, dass Manuela in Sekunden blutüberströmt ist. Dass sie daran nicht gestorben ist, wird sich erst bei der Obduktion herausstellen. Sonst würde Rohrbach vielleicht versuchen, sie zu retten. Obwohl er halb bewusstlos ist vor Angst. Obwohl er sich einnässt und im eigenen Erbrochenen kniet, als der Täter ihn entdeckt.«
    Willeke blieb hinter Ehmke stehen. Er ließ seinen Blick langsam über die Gesichter in der Runde wandern, dann holte er tief Luft, als falle ihm das Weitersprechen schwer.
    »Und jetzt sagen Sie mir, Herr Ehmke, ob sich die Tat so abgespielt haben kann.«
    Ehmke wandte sich nicht um, als er antwortete. »Wenn ich dazu etwas sagen soll, müsste ich die Ermittlungsakten …«
    »Kommen Sie mir doch nicht mit Akten von Ermittlungen, in denen Sie Zeugen erpresst, manipuliert und genötigt haben, um meinem Mandanten einen Mord nachzuweisen, den Sie selbst begangen haben! Sie haben Manuela Fischer ermordet! Sie niedergestochen, sie in ihrem Haus verbrennen lassen und dafür gesorgt, dass die Beweislast für Heiner Thiel erdrückend war!«
    Ehmke erhob sich, ging langsam an Willeke vorbei und setzte sich hinter seinen Schreibtisch, der wie ein Bollwerk zwischen ihm und dem Anwalt stand.
    »Sie sollten jetzt gehen, Herr Willeke. Wir haben
Wichtigeres zu tun, als uns diesen haarsträubenden Unsinn anzuhören.« Er griff nach seinem Kugelschreiber und zog einen Aktendeckel zu sich heran.
    »Natürlich«, sagte Willeke höhnisch. »Der Fall Rohrbach. Vermutlich würden Sie den auch gern meinem Mandanten in die Schuhe schieben. Daraus wird nichts, Ehmke. Er hat nämlich ein Alibi für die Tatzeit. Aber wie steht es mit Ihnen? Wo waren Sie in der fraglichen Zeit?« Aus Willekes Stimme verschwand alles Joviale. »Hören Sie mir gut zu, Herr Hauptkommissar. Noch einmal beeindrucken Sie mich nicht mit Ihrer ach so lückenlosen Beweiskette. Diesmal werde ich das Unterste zuoberst kehren. Ich werde so lange in alten Geschichten graben, bis ich die Unschuld meines Mandanten beweisen kann. Und ich bin mir sicher, dass Sie dabei über die Klinge springen werden.«
    »Moment!« Die Staatsanwältin war aufgestanden und trat zwischen Willeke und Ehmke. »So geht das nicht, Herr Willeke. Sie kommen hierher, liefern uns eine Geschichte, für die Sie bisher noch keinen einzigen Beweis erbracht haben, und …«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche«, sagte Willeke. »Aber Thomas Rohrbach wusste, dass er sterben würde. Entweder durch eigene oder durch fremde Hand. Vor seinem Tod hat er das hier bei mir hinterlegt.« Er zog Rohrbachs Geständnis aus seiner Aktentasche und reichte es der Staatsanwältin. Sieben eng beschriebene Seiten. Die Bilanz eines verpfuschten Lebens.
    Es wird nichts nutzen, dachte Thiel. Rohrbachs selbstmitleidiges Geschreibsel nicht und Willekes Anwaltsgeschwätz erst recht nicht.
    Das Unterste zuoberst kehren.
    In alten Geschichten graben.
    Pah!
    Damals hätte Willeke graben sollen, als die Geschichten noch neu waren.
    Stattdessen hat er versucht, seinem verstockten Mandanten die strafmildernde Wirkung eines Geständnisses schmackhaft zu machen.
    Wie die Dinge jetzt lagen, würde Ehmke davonkommen. Selbst wenn sie ihn vor Gericht brachten – wie sollte das ausgehen ohne Zeugen, ohne Beweise?
    Im Zweifel für den Angeklagten.
    Vor fünfzehn Jahren hatte es keine Zweifel gegeben.
    Thiel spürte ein Würgen im Hals und im Mund den Geschmack von Galle. Es wurde Zeit, dass er hier rauskam. Er stand auf und streckte Pieplow die Hände entgegen.
    »Machen Sie die Dinger ab.«
    Pieplow zögerte.
    »Thiel, wenn Sie …«
    »Es ist nicht mehr notwendig«, sagte er. »Ich werde nicht randalieren.« Er hob die Hände ein Stück höher. »Nun machen Sie schon!«
    Eigentlich hatte
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