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Bottini, Oliver - Louise Boni 01

Titel: Bottini, Oliver - Louise Boni 01
Autoren: Mord im Zeichen des Zen
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in Mick verliebt, als er bei ihrer ersten Begegnung gesagt hatte: Ich hab einen dämlichen Namen.
    Vielleicht zählte gar nicht, wann sie den falschen Weg eingeschlagen hatte. Wichtig war nur, dass sie es jahrelang nicht begriffen hatte. Sie hatte es nicht ge-spürt und die Richtung nicht korrigieren können.
    Sie überlegte, was sie in diesem Moment spürte.
    Nichts, das ihr weitergeholfen hätte. Allumfassende Wut. Die Kälte. Das Bedürfnis zu trinken. Dass sie allein war. Eine vage Zufriedenheit darüber, dass Bermann und Mick keine Amazonasfische in ihrem Leitungswasser hätten halten können, wenn sie das gewollt hätten.
    Was noch? Dass Niksch nicht mehr in dieser Welt war. Die Befürchtung, dass Richard Landen nach seiner Rückkehr nicht anrufen würde. Und Angst. Angst um Pham, Bermann, Zancan.
    Sie lief los, nach Westen, und fragte sich, ob es möglich war, dass der richtige und der falsche Weg manchmal in dieselbe Richtung führten.
    Die Geräusche der Autobahn waren lauter geworden. Über den Bäumen wanderten horizontale Licht-strahlen hin und her. Sie hielt inne, um zu verschnau-fen. Dann rannte sie weiter. Nach etwa dreihundert Metern kam ihr ein Auto entgegen. Sie blieb nicht stehen. Auch das Auto verringerte die Geschwindigkeit nicht. Zum ersten Mal ging ihr der Gedanke durch den Kopf, dass Fröbick womöglich nicht allein war. Lederle hatte gesagt, er sei der Panik nahe. Vielleicht hatte er in seiner Angst den französischen Profi oder Paul Lebonne angerufen, der sich vor einer Woche abgesetzt hatte. Immerhin waren einhunderttausend Euro zu verteilen.
    Ein dunkelroter Porsche. Ein kleines altes Gesicht war ihr zugewandt, als sie einander passierten.
    Dann stand sie auf der Brücke, die über die Autobahn führte. Nördlich davon lag der See. Im Licht des Mondes, der dicht über dem Horizont hing, leuchtete der Schnee auf der gefrorenen Oberfläche. Bermann, Zancan und Fröbick waren nicht zu sehen. Hatten sie den Austausch schon vorgenommen? Nein, dazu war zu wenig Zeit vergangen.
    Sie war im Winter noch nie hier gewesen. Im Sommer war der See Erholungsgebiet mit Biotopschutzzone. Jetzt kam er ihr unwirtlich und bedrohlich vor.
    Eine weitgestreckte Fläche aus Schnee inmitten kahler schwarzer Wälder. Das riesige Gebiet, in dem es kaum Straßen gab, abzusperren war nicht schwer. Zu Fuß darin nach einem Mann zu suchen schon.
    Sie ließ den Blick über die Seeufer und den Stadtwald gleiten. Obwohl irgendwo in der Dunkelheit Dutzende Kollegen unterwegs sein mussten, wirkte das Gelände vollkommen verlassen.

    Wo hatte Fröbick seinen Wagen abgestellt? Eine Möglichkeit war der Standstreifen der Autobahn, die wenige Meter vom Ufer entfernt am See entlangführ-te. Im Scheinwerferlicht der herankommenden Wagen versuchte sie zu erkennen, ob dort ein Fahrzeug stand. Sie sah keines. Aber mit letzter Sicherheit ließ es sich nicht sagen.
    Sie lief weiter. Unmittelbar nach der Brücke verließ sie die Straße. Im Schutz der Bäume blieb sie stehen.
    Auf dem Parkplatz standen Bermanns Dienstmercedes und der Streifenwagen von Zancan. Kiosk und Surfschule waren geschlossen. Weiter hinten, Richtung Kiesabbaugelände, parkte ein zugeschneiter Lkw. Fußabdrücke führten von den beiden Autos aufeinander zu, dann zum Ufer. Andere Spuren waren nicht zu sehen.
    Sie wagte es nicht, auf den Parkplatz hinauszutre-ten. Wenn sie Fröbick gewesen wäre, hätte sie ihn überwacht. Sie hätte die Kinder getrennt und den französischen Profi oder Lebonne um Hilfe gebeten und den Parkplatz überwacht.
    Sie wandte sich dem See zu. Bermann und Zancan befanden sich gut fünfzig Meter vom Ufer entfernt auf dem Eis. Sie gingen nicht unmittelbar nebeneinander; zwei, drei Meter lagen zwischen ihnen. Bermann hielt eine dunkle Reisetasche in der rechten Hand. Zancan trug eine kleinere, hellere Tasche. Jetzt hob Bermann die linke Hand ans Ohr. Sie blieben stehen. Dann kor-rigierten sie ihre Richtung und gingen nach Norden weiter.

    Dass Fröbick Bermann und Zancan über Telefon instruierte, bedeutete zweierlei: Zum einen, er konnte sie sehen und musste also irgendwo entlang des Ufers sein. Zum anderen, er hatte in diesem Moment gesprochen. Falls er sich in unmittelbarer Nähe des Parkplatzes befunden hätte, hätte sie seine Stimme hören müssen. Aber es war vollkommen still.
    So leise wie möglich rannte sie zu den beiden Autos. Hinter Bermanns Mercedes kniete sie nieder.
    Wo war Fröbick?
    An der Ostseite des Sees, entlang der
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