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Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Titel: Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)
Autoren: Víctor Conde
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dem Angriff Luzifers verlassen. Weder wissen wir, warum Er das getan hat, noch wohin Er geflohen ist.«
    »Er hat uns … verlassen?« Séfora stand kurz vor dem Zusammenbruch, sofern das bei einem Engel überhaupt möglich war. »Er wird uns nie verlassen! Er ist die absolute Vollkommenheit! Er ist nicht imstande, uns zu verraten! Wie kann nur ein solches Urteil über Raphaels Lippen kommen?«
    Der weibliche Erzengel sagte: »Wir stellen Seine Motive niemals infrage, ebenso wenig wie Seine Taten. Wir Hüter des Himmels wurden von den Angreifern überwältigt, ohne dass der Allmächtige bei uns war. Doch haben sie uns noch nicht besiegt.« Er blickte die drei jungen Auserwählten wieder mit sanften Augen an. Sie wirkten jetzt noch um einiges bedrückter als am Anfang. »Es gibt noch Hoffnung. Die Heerscharen der Finsternis haben die Schmelztiegel der Seelen noch nicht erreicht. Wenn wir das aber weiterhin verhindern wollen, ist Eile geboten.«
    »Der Metatron regiert jetzt die himmlischen Sphären«, fügte Samael hinzu und verschränkte die Arme vor der Brust. Es schien absolut unmöglich, dass ein Engel eine so menschliche Geste so perfekt imitieren konnte. »Er weiß, dass unsere einzige Hoffnung darin besteht, die letzte Mauer zu verteidigen, und er denkt darüber nach … unsere Truppen drastisch zu verstärken.«
    In Séforas Ohren klang das alles andere als beruhigend. »Er will die Truppen verstärken, ohne dass neue Engel geboren werden? Aber wie?« Eine schreckliche Ahnung kroch in ihr hoch. »Oh, nein.« Sie wich zurück. »Das ist unmöglich. Er hat doch nicht vor …«
    Raphael nickte. Sein Schwert flammte in der Scheide auf wie ein explodierender Stern, den man in ein Säckchen aus Samt eingesperrt hat.
    »Er plant, alle Menschen auf der Erde und auf den anderen Planeten, die vom Stamme Adams sind, zu vernichten, um ihre Seelen in einer letzten und phänomenalen Schlacht zu vereinen. Die Welten der materiellen Ebene wird er leeren, um die Wehrgänge des Himmels zu füllen.«
    Séfora fuhr zusammen. Der bloße Gedanke an diese Möglichkeit versetzte sie in Angst und Schrecken.
    »Nein!«, schrie sie. »Das kann er nicht machen!«
    »Er ist der Metatron«, wiederholte Raphael in demselben neutralen emotionslosen Ton, mit dem er soeben die Auslöschung der Menschheit vorausgesagt hatte. »Er kann machen, was er will.«
    Tanya hatte eine trockene Kehle. Selbst das Atmen tat ihr weh. Was sie soeben gehört hatte … sie konnte es unmöglich einfach so hinnehmen. Kein Gott oder Engel, so erhaben er auch sein mochte, hatte das Recht, über die Seelen von Abermillionen Unschuldigen zu verfügen, nur um das eigene Überleben zu sichern. Ob nun das Fortbestehen des Himmels davon abhing oder nicht. Der Engel hatte zudem von anderen Welten gesprochen. Gab es irgendwo auf anderen fernen Planeten Geschöpfe, die ebenfalls in Gefahr waren?
    Nein. Es musste eine Alternative geben. Niemals hätte sich der Schöpfer einfach so durch die Hintertür des Universums davongestohlen, ohne ein Fenster zur Hoffnung wenigstens einen Spalt weit offen zu lassen.
    Richtig?
    Sie ballte die Hand zur Faust.
    Der Metatron … diesen Namen hatte sie schon einmal gelesen. Jetzt fiel es ihr wieder ein: Es war ein Buch über die christliche Mythologie, die im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangen und nicht in unseren Kanon aufgenommen worden war. Sie hatte sich für all das einmal sehr interessiert und damals in den Büchern der alten jüdischen Kabbala nachgeforscht. Dabei war sie auf wirklich interessante Dinge gestoßen.
    Der Metatron war eines der höchsten Wesen in der himmlischen Hierarchie, ein Engel von dunkler Herkunft, der auch im Talmud erwähnt wird. Dort heißt es, er sitze im Mittelpunkt des Paradieses, auf einer Position, die im Himmel nur Jahwe selbst vorbehalten ist. Das Geheimnis um seine Gestalt war nur vergleichbar mit der Macht, die er in der himmlischen Hierarchie innehatte. Und wenn die Legende der Wahrheit entsprach, war der Apfel, den Eva vom Baum der Erkenntnis gepflückt hatte, nichts anderes als der Würfel des Metatron, eine Glyphe, in der die Geometrien seiner Seele verdichtet sind.
    Nichts von alledem wurde in den Jugendmessen erzählt, die die Päpste so hoch schätzten. Nicht einmal ein Zehntel der christlichen Mythen hatte es bis ins einundzwanzigste Jahrhundert geschafft. Und denjenigen, die es wagten nachzufragen, wo all das Verlorene, Vergessene, Verdrängte geblieben war, antworteten die
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