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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)
Autoren: Joanie McDonell
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schwebten.
    Beim näheren Hinsehen entdeckte ich die Signatur des Künstlers in der oberen linken Ecke, und ich erkannte den Namen.
    Keinen Monat später wurde der Fragonard auf einer Auktion bei Christies versteigert, und ich erhielt 390.000 Dollar dafür.
    Zweihundert Riesen spendete ich den Schwestern und kam dann zum Entschluss, dass es, da Fortuna mir zweimal die Hand auf die Schulter gelegt hatte, ein schlechtes Omen wäre, das restliche Geld irgendwo anders hineinzustecken als zurück in die Schute.
    Ich heuert FAL an, eine Baufirma, bestehend aus einer Bande von Exknackis mit exzellentem Können von draußen und ein paar Fähigkeiten, die sie sich drinnen erworben hatten. Die Gewerkschaften wollten sie nicht, und die Baufirmen wollten keine ehemaligen Häftlinge anheuern, wenn sie Illegale bekommen konnten.
    Trotzdem war die Arbeit von FAL-Bau ein voller Erfolg, und sie arbeiteten weitestgehend ehrlich. Hin und wieder erhielten sie etwas Hilfe von ihren Freunden in Jersey City, die in der Zementoder Abfallverwertung tätig waren. Bloß um etwas die Muskeln spielen zu lassen, nichts weiter. Schließlich wollten sie Free At Last bleiben, endlich in Freiheit.
    Weil ich Bezahlung in bar bot, die Hälfte im Voraus, die Hälfte nach Vollendung des Projekts, erhielt ich 10 Prozent Rabatt auf den ursprünglichen Kostenvoranschlag. Und da der ursprüngliche Voranschlag ziemlich hoch lag, war der Rabatt mehr oder weniger eine Preisanpassung. Schön. Stell in Rechnung, was der Markt erträgt. Meine Vorgehensweise.
    Sie bauten mir ein Büro mit riesigen Fenstern, fast zwei Mal so groß wie diejenigen auf der Bauzeichnung. Der Vorarbeiter nahm die Schuld auf sich und behauptete, die Maße falsch gelesen zu haben. Ich debattierte nicht. Sie alle hatten ihre Zeit an Orten ohne Licht abgesessen. Kein Himmel, keine Sonne. Keine Baumkronen. Kein Wetter. Sie mochten Fenster.
    Nachdem ich mich an sie gewöhnt hatte, gefielen mir die Fenster in meinem Büro. Sie verschafften mir ein Gefühl wie einem Passagier auf einem Kreuzfahrtschiff. Der Hudson River ist nicht das Meer, aber schon ziemlich gut. Insbesondere für mich, weil ereinem See in den Adirondacks entspringt, der Tear of the Cloud, Träne der Wolke, heißt. Bis zum West Point, lange, bevor er der
Dumb Luck
auch nur nahe kommt, hat er dann bereits den Ort an seinem Ostufer passiert, der World’s End heißt, das Ende der Welt.
    Nach Abschluss der Renovierung war bloß noch einer der ursprünglichen Räume unversehrt geblieben. Eindeutig unberührt, handelte es sich um eine holzgetäfelte Bibliothek: maßgefertigte Bücherregale mit gläsernen Schiebetüren und ein Kamin aus Granit, außerdem ein glattes Ledersofa, ein paar gemütliche Sessel, eine große Anrichte und Drucke von der Fuchsjagd an den Wänden. Zur Abrundung der protestantischen Nüchternheit dieses Raums hatte der Junge einen furnierten Backgammon-Kasten mit Messingbeschlägen zurückgelassen, stets verschlossen, stets einladend.

4
    Aufgrund starker Winde dauerte die Fahrt über den Fluss zusätzliche zwanzig Minuten, und als wir schließlich an der Schute anlegten, kam Meriwether zum Helfen aus der Kabine. Während er die
Gwinnett
festmachte, brachte ich die Tänzerin ins Innere.
    Jetzt sah ich sie zum ersten Mal in etwas anderem als dem schwachen Neonlicht des Krankenhauses oder dem Aufblitzen von Straßenlaternen, während das Taxi daran vorüberflog.
    Sie war atemberaubend. Schlank und anmutig. Kultiviert sogar in meinem triefend nassen Jackett. Jemand würde bald nach ihr suchen. Die Erklärung, wie sie an die Küste von Weehawken, New Jersey, gelangt war, könnte etwas prekär werden, falls Bellevue die Polizei mit ins Spiel brachte. Aber darüber würde ich mir später Gedanken machen.
    Da Rue regelmäßig zu Besuch kommt, lässt sie Sachen in meinem Schrank zurück. Meriwether weiß, dass Rue locker und großzügig ist (ich fragte mich, wie großzügig sie in diesem Fall wäre, da sie mich ziemlich gut einschätzen kann), also legte er schwarze Jeans, einen schwarzen Kaschmirpullover, blassblaue Spitzenunterwäsche sowie ein schwarzes Seidennachthemd mit passendem Morgenrock und hochhackigen Satinslippern heraus.
    Rue mag schöne Kleidung und sieht wunderbar darin aus. Sie sieht sogar noch besser aus, wenn sie sich ihrer entledigt. Ihre Sachenwürden der Tänzerin zu groß sein, aber sie waren alles, was die
Dumb Luck
hinsichtlich Damenbekleidung zu bieten hatte.
    Die Tänzerin betrachtete die
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