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Böser Mann - Provinzkrimi

Böser Mann - Provinzkrimi

Titel: Böser Mann - Provinzkrimi
Autoren: PeP eBooks
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unternehmen. In deinem Hammer-Eck mag ich die Zeit nicht vertrödeln.«
    »Dienstag?«
    »Okay. So um sieben bin ich da. Und grüß mir Sammy.«
    Schöne Beine, schöner Arsch, von unten bis oben tipptopp, dachte Luginger, als er ihr nachsah. Moni grüß ich auch, die vergisst halt immer. Weiberkram. Also Dienstag dann. Wir könnten mal wieder nach München fahren, vielleicht Kino oder Essen gehen oder einfach nur Bummeln und all den teuren Quatsch anschauen, den eh niemand brauchte. Oder Musik? Jazz bei Vogler, Rock im Podium. Auf jeden Fall raus aus Leuterding und für ein paar Stunden was anderes sehen und hören.
In der Mommsenstraße blieb er vor einer Neubausiedlung stehen und beobachtete lärmende Gören, die vor einem großzügig angelegten Wasserpark tobten. Vor vier Jahren waren hier fünf große Häuser mit Eigentumswohnungen hochgezogen worden. Die Gemeinde hatte im Bebauungsplan darauf bestanden, dass die Bauherren für abwechslungsreiches Grün sorgen mussten. Aus der Forderung war dann ein Vorzeigeprojekt geworden, ein kleiner Park mit Teich, Pfanzen, Natursteinen und einer schicken Bank für all die Mamis, die aufpassten, dass da keines ihrer Prachtstücke absoff. Obwohl die Wohnungen sündhaft teuer gewesen waren, waren sie schnell verkauf. Selbst die fünf im Hochglanzprospekt als Penthouse-Wohnungen bezeichneten obersten Stockwerke mit Terrassen und Panoramafenstern waren weggegangen wie geschnitten Brot. Was für ein Irrsinn, hatte Faulhuber damals geschimpf, eine halbe Million Euro, so viel Geld und dann keine Abstellfächen. Wohin mit den Rädern, den Skiern und dem ganzen Krempel, den man so anhäuf?
    Schön sind sie schon, die Häuser, dachte Luginger, während Bälle fogen und Kinder Süßes naschten. Mediterraner Stil war im Münchner Speckgürtel en vogue. Vor allem die Farben sorgten für italienschen Touch. Gelb und Rot, mal dezent, mal kräfig, ließen die Herzen künfiger Immobilienbesitzer höher schlagen.
    Mopeds donnerten an Luginger vorbei und erinnerten ihn an Streitigkeiten im Viertel, die jedes Jahr aufs Neue aufkeimten. Abends eroberten jugendliche Halbstarke das Terrain rund um den Park, soffen, kifften und lärmten herum. Als erschrockene Mütter gar benutzte Kondome gefunden hatten, war das Maß voll gewesen. Bewohner bewaffneten sich mit Pfefferspray und
organisierten Wachen. Wie nicht anders zu erwarten, steigerten die Kids ihre Provokationen, und ehe die tapferen Papis zum Schutz ihrer Lieben den Knüppel aus dem Sack hatten, waren sie wieder verschwunden.
    In Mülleimer scheißen geht wirklich nicht, sagte Luginger zu sich selbst, als er am Ärztehaus vorbeispazierte. Und Glasscherben im Teich erst recht nicht. Moni hatte das Fäkalrandale genannt und laut gelacht, weil sich mit einfachen Mitteln doch immer wieder spektakuläre Erfolge erzielen ließen.
    Auf dem Weg zurück zum Hammer-Eck kam er noch einmal bei seiner Mutter vorbei. In den Siebzigern war am Drachenweg eine kleine Siedlung gebaut worden, und seine Eltern hatten sich damals ein Reihenhaus gekauf. Seit sein Vater gestorben war, lebte seine Mutter allein in dem Haus, in dem sie während seiner Kindheit zu sechst hatten zurechtkommen müssen.
    Im Oktober feierte sie ihren Dreiundachtzigsten, und Luginger wusste jetzt schon, wie alles ablaufen würde. Seine Geschwister würden vor lauter Herzen, Küssen und Drücken blaue Flecken mit nach Hause nehmen. Weil Mutter jeden Restaurantbesuch seit Jahrhunderten aus Kostengründen strikt ablehnte, würde sein Bruder Helmut grillen. Grillen war für die Lugingers überhaupt das Größte. Gegrillt wurde immer, von März bis Oktober, gleich, ob es regnete, stürmte oder die Sonne vom Himmel knallte. Halsgrat und Schweinswürstl, Lammkoteletts und Spareribs, dazu Salate, für die seine Schwestern zuständig waren, und gewaltige Mengen französisches Weißbrot. Mutters Enkel, immerhin zehn an der Zahl, würden in null Komma nichts die Fleischberge aufgegessen haben und nur unter gutem Zureden bereit sein, einige Salatblätter zu picken. So zwischen sieben und acht würde Unruhe aufkommen. Alle
wollten heim, und die Autobahnen waren ja so verstopf. Mutter würde lächeln und jedem Enkel einen Zehner zustecken.
    »Schaust mal rein, Franz?«, rief Resi über ihren Besen gebeugt.
    Luginger grüßte. »War vorhin schon da. Komm dann morgen wieder.«
     

     
    Im Hammer-Eck war tote Hose. Sammy unterhielt sich mit einem Gast, den Luginger nicht kannte. Auf dem Tresen lag Gernots
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