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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8
Autoren: Jonathan Kellerman
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Bulldogge. Rar und teuer, sagt der Tierarzt. Und er weiß sich zu benehmen.«
    Milo beugte sich hinunter, tätschelte ihn und wurde abgeleckt.
    »Nett.« Er wischte sich seine Hand an der Hose ab.
    »Nicht wahr? Er tauchte heute Morgen vor meiner Tür auf. Ich versuche, den Besitzer ausfindig zu machen, hab schon eine Anzeige aufgegeben. Der Tierarzt meint, er sei gut gepflegt worden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand meldet.«
    »Einen Augenblick dachte ich, du hättest dir einen Leibwächter zugelegt, wegen der Tonbandgeschichte.«
    »Dazu taugt er wohl nicht. Das meint jedenfalls der Tierarzt.«
    »Na, pass nur auf. Soweit ich gehört habe, sind solche Doggen darauf trainiert, Leuten die Eier abzubeißen.«
    Er zog seine Jacke aus und warf sie über einen Stuhl.
    »Ganz kurz zu dem, was ich bisher über Wallace erfahren habe: Im Knast hält er sich sehr bedeckt. Er hat Beziehungen zur Arischen Bruderschaft, ist aber kein Mitglied. Was er für Gerätschaften in seiner Zelle hat, konnte ich noch nicht herausbekommen. Wo ist die Kassette?«
    »Im Kassettendeck.«
    Er ging zum Regal und schaltete die Stereoanlage an. Der Hund blieb bei mir.
    »Du weißt schon, von wem du deinen Hackbraten bekommst, nicht wahr, Hund?« Die Dogge richtete den Kopf auf und leckte meine Hand. Dann begannen die Schreie, und ihre Nackenhaare sträubten sich.
    Beim dritten Hören war es noch schlimmer. Milo sah angeekelt aus, als es zu Ende war, doch er sagte nichts. Er holte seinen Aktenkoffer, schaltete das Kassettendeck ab und nahm die Kassette heraus, indem er einen Bleistift durch eine der Spulen steckte.
    »Schwarzes Plastik«, murmelte er, »also her mit dem guten weißen Pulver.«
    Er legte die Kassette auf die Haube meines Plattenspielers und nahm einen kleinen Pinsel und ein Fläschchen aus seinem Koffer. Er tauchte den Pinsel in das Fläschchen und bestrich die Kassette mit einem aschfarbenen Pulver.
    »Ich sehe ein paar hübsche Wirbel und Linien, aber die könnten alle von dir stammen. Warum überprüfen wir das nicht gleich?«
    Der Hund beobachtete uns, als er meine Finger einschwärzte und sie auf ein Fingerabdruck-Formular drückte. Während ich mir die Finger abwischte, fotografierte Milo die Abdrücke von der Kassette. Dann drehte er sie mit dem Bleistift um, nahm Abdrücke von der anderen Seite und machte weitere Fotos. »Wenn wir schon dabei sind, können wir es auch ordentlich machen«, murmelte er. Als er fertig war, ließ er die Kassette in einen kleinen, mit Stoff ausgeschlagenen Karton fallen, den er versiegelte und wegpackte.
    »Was hältst du davon?«, fragte ich ihn.
    »Fingerabdrücke sehen für mich alle gleich aus. Das überlasse ich lieber dem Labor.«
    »Ich meine, was hältst du von der Aufnahme? Erinnert es dich an irgendeinen Film?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Mich auch nicht. Hört sich das Kind nicht an, als hätte es eine Art Gehirnwäsche hinter sich?«
    »Gehirntot, würde ich eher sagen. Okay, es ist scheußlich, aber das heißt nicht, dass es echt ist. Ich würde es immer noch unter B abheften. B wie Blödsinn.«
    »Aber angenommen, es ist echt und wir haben es mit einem Sadisten zu tun, der ein Kind entführt und foltert und mich hineinzieht, um den Reiz zu erhöhen?«
    »Langsam, Alex. Gefoltert wird nur einer auf dem Band, und es ist offenbar ein Erwachsener, der da schreit. Lass dich nicht durcheinanderbringen.«
    »Wenn nicht Wallace dahintersteckt, dann ist es vielleicht ein Psychopath, der mich als sein Publikum ausgesucht hat, weil ich Kinder behandle und weil mein Name manchmal in der Zeitung steht. Jemand, der gelesen hat, dass Rebeccas Mörder die Worte böse Liebe gebraucht hat. - Aber vielleicht ist die Verbindung auch viel direkter. Vielleicht ist es ein früherer Patient, der mir klarmachen will, dass ich versagt habe. Ich hab angefangen, meine Akten durchzugehen, konnte aber bis jetzt noch nichts finden. Und meine Patienten waren stets Kinder. In den meisten Fällen habe ich keine Ahnung, was aus ihnen geworden ist.«
    Milo packte seine Sachen und legte mir eine Hand auf die Schulter.
    »Mach dir keine schlaflosen Nächte, Alex. Ich hab’s mir überlegt, ich geh sofort ins Labor, nicht erst morgen früh, und versuche, jemanden von der Nachtschicht zu erwischen. Ich werde mir auch eine Kopie von dem Band ziehen und eine Akte anlegen, ganz privat und vertraulich. Das mache ich immer, wenn mir nichts Besseres einfällt.«
    Nachdem er gegangen war, versuchte ich, eine
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