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Boese - Horror

Boese - Horror

Titel: Boese - Horror
Autoren: Bentley Little
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anderen hätte diese Uniform würdevoll ausgesehen, vielleicht sogar Respekt gebietend, doch an ihm wirkte sie seltsam clownhaft, wie eine Zirkusuniform, und führte dazu, dass das Begräbnis trivial erschien. Der Fremde drehte sich wieder um und blickte über die Menge hinweg, und Doug hatte das plötzliche und unerklärliche Gefühl, dass der Mann ihn direkt ansah. Er wurde nervös, schaute rasch zur Seite und richtete den Blick dann wieder auf Howard.
    Trish schien den Fremden gar nicht zu bemerken. Ihr Blick war auf Howard gerichtet, auf seine nassen Wangen und sein Gesicht, auf dem sich Schmerz und Erschütterung spiegelten. Er sah verloren aus, hoffnungslos und hilflos. Trish beschloss, ihn bald zum Abendessen einzuladen. Wahrscheinlich hatte ihm diese Woche die halbe Stadt solche Angebote gemacht, doch Trish wusste, dass er Doug und sie mehr mochte als die meisten anderen, und sie hoffte, ihn ein wenig aufmuntern zu können.
    Trish blickte zu Ellen Ronda hinüber, die auf der anderen Seite neben Howard stand. Sie hatte die Frau nie so recht gemocht. Ellen war ihr immer zu hart erschienen, zu ehrgeizig für Bob, der ein liebenswürdiger und bescheidener Mann gewesen war. Doch der Schmerz, der trotz der Wirkung der Beruhigungsmittel zu erkennen war, ließ keinen Zweifel daran, dass Ellen ihren Mann von ganzem Herzen geliebt hatte und dass sie seinen Verlust nur schwer verwinden würde. Trish musste gegen die Tränen ankämpfen.
    Der Himmel über ihnen war strahlend blau, und die Sonne brannte schon um zehn Uhr morgens heiß. Von hier aus konnte Trish den größten Teil des Ortes sehen: die stumpfblaue Mauer des Restaurants, die hinter dem Valley National Building hervorlugte, und das kleine Büro der Handelskammer; Teile des Einkaufszentrums, die zwischen den Stämmen und Ästen der Bäume hindurchschimmerten; die knallbunten Schilder der Tankstellen und Fastfood-Restaurants in dem neueren Viertel dahinter. In größerer Nähe, auf der anderen Seite der Wiese, die den Friedhof vom Golfplatz trennte, befand sich der ursprüngliche Ortskern: das Zeitungsgebäude, die Bibliothek, die Bars und die Polizeiwache - alle günstig gelegen innerhalb eines einzigen Häuserblocks. Und natürlich das Postamt.
    Das Postamt.
    Der Anblick des leeren Gebäudes schmerzte Trish. Es kam ihr verloren und verlassen vor, obwohl es nur für den heutigen Tag geschlossen war. Sie wischte sich die Augen, konzentrierte sich auf die Worte des Pfarrers und richtete den Blick auf das dunkle Rosenholz des Sarges. Er war glatt, die Kanten abgerundet, sodass er beinahe wie ein großer polierter Stein aussah. Trish wusste, dass Rondas Familie sich einen solch teuren Sarg gar nicht leisten konnte, und sie war sicher, dass der Betrag aus der Sterbekasse für den Differenzbetrag nicht reichen würde. Vielleicht hatte jemand im Ort einen Fonds eingerichtet, der helfen konnte, die Beerdigungskosten zu tragen. Sie würde Doug bitten, einmal nachzufragen. Wenn es nicht anders ging, würde sie selbst sich darum kümmern. Bob Rondas Familie hatte auch ohne die finanzielle Belastung eine schwere Zeit vor sich, musste sie doch mit dem Schmerz des Verlusts weiterleben.
    »Asche zu Asche«, sagte der Pfarrer, »Staub zu Staub.«
    Trish und Doug schauten sich an und nahmen sich bei den Händen.
    »Amen.«
    Ellen Ronda und die Jungen bewegten sich vorwärts, als der Sarg ins Grab gesenkt wurde. Begleitet vom Schluchzen der Trauernden war das leise Summen zu vernehmen, als die motorisierte Hebevorrichtung hinabfuhr. In der Stadt war es still. Da die meisten Bewohner zum Begräbnis gekommen waren, störte nicht einmal der gelegentliche Lärm von Autos oder Maschinen die Stille.
    Ellen streckte die Hand aus, um ein wenig Erde aufzuheben. Bevor sie sie ins offene Grab fallen ließ, murmelte sie unhörbar ein paar Worte und drückte die Erde an ihre Lippen. Plötzlich brach sie zusammen, sank auf die Knie und schlug mit den Fäusten auf den Boden. Sie begann zu schreien, und einer ihrer Söhne zog sie auf die Beine, während der andere sanft auf sie einredete und sie zu beruhigen versuchte. Dr. Roberts drängte sich durch die Menge zu ihnen. Die meisten Anwesenden blickten aus Rücksicht und Höflichkeit weg, aber Doug sah, dass der Neuankömmling die Witwe unverschämt anstarrte und dabei auf den Fersen wippte, als gefiele ihm der Anblick.
    Einen Augenblick später war es vorbei. Der Arzt hielt Ellens Hand, und sie stand starr neben dem Grab, mit steinerner Miene,
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