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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika
Autoren: Barbara Brühwiler
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net“ zurecht, und eine Kanadierin mit dem Landeswappen auf ihrem Rucksack (das machen die ja immer, damit sie nicht mit Amerikanern verwechselt werden – aber es macht durchaus Sinn, ich hätte hier sonst sicher geschrieben, sie sei Amerikanerin) findet alles „ really nice “.
    Ich muss zugeben, dass auch ich einem heftigen Anfall von Fotografie-Sucht nachgeben muss. Es ist alles so malerisch! Die Küste, die Stadt, und die ausgewaschenen Felsen mit den hübschen Pflanzen, die sich überall Nischen mit ein wenig Erde gesucht haben und sich wie frisch gewaschen im Wind wiegen! Und nach ein bisschen Spazieren finden wir das ultimative Foto-Objekt: Die Klippschliefer, eine Art grosse, braune Meerschweinchen, die ganz offensichtlich hier oben wohnen, denn ihr Leben wäre wohl kaum lang genug, um auf diesen winzigen Pfötchen den Tafelberg zu erklimmen. Die meisten schnuppern ein bisschen in der Gegend rum und gucken so niedlich, dass sie von den Touristen mit allerlei Häppchen gefüttert werden. Aber eins muss sich offenbar sein Futter verdienen, ganz sicher ist es vom lokalen Fremdenverkehrsbüro angestellt: Es hat sich provozierend prekär am äussersten Ende eines Felsens vor dem Abgrund niedergelassen, wo es gemütlich abwechselnd auf die tief unter ihm liegende Stadt und auf die staunenden Besucher blinzelt, die unter lautem „ah“ und „oh“ die Fotoapparate klicken lassen, was die Motoren hergeben. Ich auch, gebe ich ja zu; aber nur, bis Lukas gerade noch mit einem Hechtsprung Tim erwischen kann, der sich unter leisem Gurren an den Klippschliefer ranmachen und ihn offenbar als Haustier adoptieren wollte.
    Eben noch spazieren wir hinter unseren Jungs her, die auf der Suche nach weiteren Klippschliefern hinter jeden Busch und Felsbrocken gucken, als es um uns herum plötzlich weiss wird. Nicht Schnee, natürlich, aber Nebel setzt unserem Ausflug ein Ende. Zum Glück sind wir dank unseren beiden Kleinkindern nicht allzu weit auf dem Tafelberg gewandert, so dass wir die Gondelstation schon nach kurzer Zeit wieder erreichen und mit ihr zurück in die Sonne gondeln können. Unglaublich, wie rasch das Wetter auf dem Tafelberg wechseln kann! Vor wenigen Minuten noch sonnig und freundlich, hat sich nun das „Tischtuch“ auf dem Berg breit gemacht. Der Nebel sieht aus, als würde er vom Tafelberg herunterfliessen – ein wirklich einmaliger Anblick. Wie auch die Frisur meines Göttergatten, über die ich ein bisschen kichern muss: Dank dem „Nebelbad“ sieht er aus wie ein Sechsjähriger, der mit einer Tube Gel versucht hat, einen Hip-Hopper-Look auf seinem Haupt zu kreieren.
    Am späteren Nachmittag versuchen wir nochmals eine Annäherung ans Meer, es scheint windstill zu sein. Ja, ist es. Aber zum Baden schaffen wir es doch nicht, denn beim Eintauchen meines ersten Zehs muss ich laut nach Luft japsen: Es ist kalt. Saukalt! Etwa die gleiche Temperatur wie ein Gletscherbach in einem Schweizer Gebirgstal. Wo die Füsse nach einer Minute taub werden.
    Deshalb fühle ich ein bisschen Mitleid mit einem Fotomodell, das wir am Ende des Strandes bei den Felsen beobachten. Sie ist mitten in einem Foto-Shooting und muss so tun, als geniesse sie Sonne und Meer. Auf dem Bild ist nicht zu erkennen, dass praktisch noch Eisbrocken im Meer schwimmen, es sieht aus wie in der Karibik. Ich habe schon davon gehört, dass viele Modeaufnahmen in Kapstadt gemacht werden, weil es von Europa aus leicht zu erreichen ist, eine wunderschöne, vielseitige Landschaft und eine fantastische Infrastruktur bietet, und sogar die Lichtverhältnisse besonders geeignet sind. Nun gut, jetzt wissen wir Normalsterblichen, dass sogar die Fotomodelle bei ihrer glamourösen Arbeit leiden müssen.
    Die einzigen, die sich ganz offensichtlich pudelwohl im eisigen Wasser fühlen, sind die Pinguine, die wir am nächsten Tag bei Simon’s Town besuchen. Ach, sind die putzig! Aber wie sie und ihre Nester riechen... So machen wir uns bald wieder auf ins Auto, um ans Kap der Guten Hoffnung zu fahren. Man könnte eigentlich noch an einem oder zwei Stränden zwischen den Pinguinen baden, aber auf dieses Vergnügen verzichten wir. Wegen eisiger Kälte und tierischem Gestank.
    Im Nationalpark am Kap haben wir noch das Glück, Paviane, Zebras und Strausse zu sehen. Dann bestaunen wir das Kap der Guten Hoffnung selber von hoch oben beim Leuchtturm und schauen einem Paar Delfine zu, das tief unter uns seine Bahnen im Meer zieht.
    Schon sind unsere Jungs wieder müde,
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