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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika
Autoren: Barbara Brühwiler
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vor allem Max ist quengelig. Zum Glück haben wir das vorausgesehen und ein Picknick eingepackt, das wir an einem der Picknickorte im Naturreservat am Meer einnehmen werden. Wir essen, klettern ein bisschen zwischen den muschelbedeckten Felsen herum, entdecken leider keine Delfine mehr, packen zusammen und freuen uns schon auf die Heimfahrt, die uns der Küste entlang wieder nach Camps Bay führen wird und besonders malerisch sein soll. Nur etwas stört uns, als wir wieder auf der Strasse sind: Hinter uns ist ein penetrant lichthupender und schliesslich sogar hupender Geselle im Auto. Endlich wird die Strasse breit genug, dass Lukas anhalten und ihn überholen lassen kann. Das will er aber gar nicht; er lässt die Fensterscheibe runter und fragt uns, ob das unser Kinderwagen sei, der einen Kilometer weiter unten auf der Strasse liege? Die Idee sei ihm gekommen, als er gesehen habe, dass unser Kofferraum offen stehe...
    Am nächsten Tag nehmen wir ein Risiko auf uns. Wir fahren nach Hermanus, das von sich behauptet, der beste Walbeobachtungsort in der Welt zu sein. Die Südlichen Glattwale kommen zwischen Juni und November in diese Gegend, um zu kalben, und sind dann von der Küste aus leicht zu beobachten. Das Städtchen Hermanus beschäftigt sogar den weltweit einzigen whale crier , einen Herrn, der laut verkündet, wenn vom Küstenort aus Wale gesehen werden können. Eigentlich sind wir dafür zu spät dran. Gemäss dem Baedeker Reiseführer tummeln sich die Wale nur bis Ende November bei Hermanus. Aber vielleicht haben sie ja noch nicht bemerkt, dass der Dezember schon angebrochen ist? Unsere Risikobereitschaft zahlt sich aus: Als wir im alten Hafen von Hermanus parkieren, hören wir schon von weitem das Tröten des whale criers und sehen ihn mit seinem auffälligen Hut, wie er in Richtung Meer gestikuliert. Tatsächlich: Da wir uns beeilen, können wir gerade noch eine Walmutter und ihr Baby beobachten, wie sie eine kleine Halbinsel umrunden und dann ins offene Meer davonziehen.
    Wer nach Kapstadt kommt, darf auf der Postkarte an seine Freunde wohl nichts von der hiesigen Tierwelt schreiben, sonst begreifen diese die Welt nicht mehr. Ich kann mir die Szene am Frühstückstisch schon vorstellen: „Hör Dir das mal an, Werner, die Judith schreibt was von Pinguinen, Walfischen und – nie gehört - Klippschliefern? Sind die am Südpol? Ich dachte, die fahren nach Afrika in den Urlaub?“

    Dann gilt es schon, Abschied zu nehmen vom Meer, denn die letzten beiden Ferientage verbringen wir im Weingebiet um Kapstadt. Südafrika hat sich zum Weinhersteller erster Güte gemausert, nachdem ja die Anfänge unter den ersten holländischen Siedlern vor mehr als 300 Jahren nicht sehr vielversprechend waren, und exportiert seine Weine in alle Welt. Die Reben wachsen in der Kapregion, weil es dort für ihr Gedeihen ideale Bedingungen gibt: Warme Tage, kühlere Nächte, einen kurzen Winter und genügend Feuchtigkeit.
    Die sonnigen Tage möchte ich nicht im Weinkeller verbringen, aber Lukas hat mir versichert, dass auch die einmalige Landschaft der Weingebiete und die altehrwürdigen Weingüter einen Besuch lohnen. Er sollte es wissen, denn zur Vorbereitung der Reise hat er eingehend den bekannten John Platter Führer über die südafrikanischen Weine studiert.
    Den ersten Halt auf unserer Weintour machen wir auf einem Weingut in der Nähe von Stellenbosch. Es heisst Spier und Lukas hat es ausgewählt, weil es ein speziell kinderfreundlicher Ort ist. Was sich, alles in allem, als ein bisschen rummelmässig herausstellt. Das Weingut verfügt über einen riesigen Parkplatz, auf dem schon mehrere Reisebusse stehen. Die ganze Anlage ist sehr weitflächig. Zuerst besuchen wir den hauseigenen kleinen Zoo mit den Geparden, dann jagt Max auf seinen kurzen pummeligen Beinchen den Enten nach im ausgedehnten Park mit Teich, im Restaurant setzen wir uns in einer Art Baumhaus zu Tisch, und schliesslich runden wir den Besuch ab mit einem Spaziergang durch die Gärten, der länger dauert als geplant, weil wir während langer Zeit fasziniert ein Chamäleon an einem Baumstamm beobachten, das einfach nichts tut. Von der Weinherstellung oder sogar vom fertigen Produkt haben wir nicht viel mitbekommen, wir waren mit anderem beschäftigt.
    Bei der Weiterfahrt an Paarl vorbei nach Franschhoek eröffnen sich uns aber immer wieder wunderschöne Ausblicke auf Rebenhänge vor Felswänden und die typisch kap-holländischen weissen Herrenhäuser mit den
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