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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika
Autoren: Barbara Brühwiler
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ein, dass wir den Christbaum auf der Terrasse aufstellen wollen, wo wir im Sommer am meisten Zeit verbringen. Mungos, Vögel, Ameisen und anderes Getier wären sicher entzückt über meine weihnachtliche Futter-Lieferung – vielleicht keine gute Idee. Ebenso wenig wie Wachskerzen, die sich in der Hitze biegen, wie ich schon festgestellt habe. Seekranke Kerzen am Christbaum? Nein danke, dann lieber eine elektrische Beleuchtung. Schliesslich werde ich in einem Geschäft mit Holzprodukten aus Bali fündig. Die verkaufen moderne kleine Holzengel und hölzerne Rentiere mit Flügeln. Dazu ein paar Engelchen aus Perlenschmuck, wahrscheinlich vom südafrikanischen Ndebele-Stamm hergestellt, und ein bisschen was aus meinem Fundus, und die Baumdekoration ist gelöst.
    Dann wäre da das Menü. Fondue Chinoise , das wir in den letzten Jahren zu Weihnachten assen, ist für Lukas ein Wintermenü. Passt nicht zur Jahreszeit. Truthahn, wie die Südafrikaner? Nee, passt nicht zu uns. Ausserdem brauchen wir ein Gericht, für das wir nicht stundenlang in der Küche schwitzen müssen. Schliesslich einigen wir uns auf Hähnchen-Filets im Blätterteig mit verschiedenen Joghurt-Saucen und Salat, und zum Dessert Lebkuchen-Parfait. Eine an die Jahreszeit angepasste kleine Erinnerung an ein „richtiges“ Weihnachten, und man kann alles vorbereiten.
    Auch für die Musik finde ich eine Lösung: Weil traditionelle Weihnachtslieder irgendwie nach Winter tönen, kaufe ich eine CD von Boney M. Ihre Interpretation der Weihnachtsklassiker erinnert viel mehr an Sonne und Lounge-Bars am Pool.
    Im Gegensatz zu Ilze bereiten mir die Weihnachtsgeschenke kein Kopfzerbrechen. In der Familie, zumindest unter den Erwachsenen, schenken wir uns schon länger nur kleine Geschenke zu Weihnachten. Die habe ich bequem per Internet bestellt und direkt an die Beschenkten liefern lassen. Mit meinen Freundinnen hier gedenke ich keine Geschenke auszutauschen, und die Präsente für die Kinder hat Lukas schon im November mitgebracht, als er geschäftlich in die Schweiz musste. Die Grosseltern und Tanten und Paten haben ihn wie einen Lastesel – oder wie den Nikolaus? – bepackt wieder auf die Reise geschickt. Denn leider kann man keine Pakete per Post verschicken, die südafrikanische Post ist notorisch unzuverlässig. Unsere Resultate bis heute: ein Paket angekommen; zwei Pakete verschwunden; ein (per Einschreiben geschicktes) Paket erst geliefert, als wir im Postbüro nachgefragt haben, und dann war es nur noch halb voll. In den „Madam & Eve“ Comic-Büchern gibt es auch einige Geschichten über die Postangestellten, die sich gegenseitig zu Weihnachten grosszügig beschenken mit Päckchen, die für jemand anderen bestimmt sind. Weihnachtsgeschenke für Bedürftige verteile ich aber lieber an Menschen, die sie sich nicht einfach stehlen.

    Da sich der Weihnachtsstress in Grenzen hält, haben wir Zeit, den Sommer zu geniessen. Am Wochenende werden wir oft eingeladen oder laden selber Freunde zum Mittagessen ein. In der Schweiz haben wir unsere Freunde jeweils eher zum (allenfalls frühen) Nachtessen gebeten, aber hier passt der Mittag besser. Das hat ein paar gute Gründe: Erstens kann so auf der Terrasse gegessen und gelümmelt werden. Zweitens können die Kinder im Pool baden und im Garten spielen. Und drittens fährt hier niemand gerne im Dunkeln Auto, vor allem nicht spätabends – wegen fehlender Strassenbeleuchtung ist es an vielen Orten stockdunkel, da sieht man allfällige herumstreunende Ziegen und Wild nicht, und zudem treiben sich auch Ganoven auf den Strassen herum.
    Diese Sonntage sind dann sehr gemütlich: Dank der Polstergruppe und dem Esstisch auf der Terrasse und der verlässlichen Sonne können wir mehr Gäste einladen als in der Schweiz, wo man immer mit unbeständigem Wetter rechnen muss und dann im Haus Platzangst bekommt, wenn die Kinderschar im Übermut die Einrichtung zu zertrümmern droht. Hier können die Kinder einen ganzen Nachmittag damit verbringen, im Wechsel in den Pool zu springen, ein weiteres Eis zu essen und sich ein bisschen mit einem Ball zu beschäftigen. Das braucht nur minimale Assistenz der Mütter, die von Zeit zu Zeit ein Handtuch, trockene Kleider, ein Eis, Badehosen und Schwimmflügel oder auch mal ein Pflaster reichen müssen. Derweil stehen die Väter in Bermudas und T-Shirts mit einem Bier um den Grill versammelt, wippen ein wenig auf den Fussballen und besprechen, was Männer halt so besprechen.

    Zum Glück sind
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