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Bodycheck (German Edition)

Bodycheck (German Edition)

Titel: Bodycheck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Redlin
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Dachdecker? Was machst du überhaupt genau?»
    «Ich bin Fahrer bei einem Baustoffhandel. Das gefällt mir besser. Immer allein im Lkw. Da guckt mir keiner auf die Finger, und ich kann nebenbei eine Menge regeln, wenn ich will.»
    Toralf zwinkerte ihm zu. «Ah, Tagesfreizeit, ich verstehe.»
    Manfred fuhr fort: «Hab viel mit Menschen zu tun, das gefällt mir besser als immer mit nur ein, zwei Kollegen auf dem Dach. Wir beliefern Baustellen und Privatkunden, und dann helfe ich auch im Verkauf in unserem Baumarkt.»
    Toralf sah ihn ernsthaft an. «Und das reicht dir? Ich meine, da hast du die Luft da oben auf dem Dach geschnuppert, und nun musst du im Laden Leute bedienen?»
    «Das bringt mir Spaß, mit den Leuten zu reden. Ich komme viel herum. Und vergiss nicht: Während du dir draußen die Knie ruinierst, sitze ich im warmen Führerhaus.»
    «Hey», verteidigte sich Toralf, «ich wollte dich bestimmt nicht kritisieren oder so …»
    Langsam zogen sie sich wieder um, dabei sah Manfred auf die Uhr. «Verflucht, schon so spät. Wir müssen!»

6
    Als sie in Kleinow ankamen, hatte Mamas Geburtstagsfeier schon angefangen. Rasch verabschiedete sich Manfred und zog sich hastig um. Sogar eine Krawatte hatte er dabei. So zurechtgemacht bemühte er sich, unbemerkt in den Festsaal zu schlüpfen. Natürlich hatte Mama einen Platz neben sich für ihn freigehalten. Auf der anderen Seite saß Eberhard. In dem Moment, als Manfred Platz nahm, erhob sich Eberhard zu einer kleinen Ansprache. Auch das noch! Ob nun alle auch vom Sohn ein paar Worte erwarteten? Manfred fuhr der Schreck in die Glieder. Als Eberhard seinen abschließenden Toast ausbrachte, die Anwesenden zügig ihre Sektgläser leerten, ergriff Manfred die Flucht nach vorn und erhob sich. Es wurde still im Saal.
    «Liebe Mama, liebe Anwesende. Vor einigen Jahren hätte ich nicht für möglich gehalten, dass du noch einmal das Glück haben wirst, einen liebenden Partner kennenzulernen. Du hast dieses Glück gehabt, und es hat dir nicht nur den Eberhard, sondern auch eine große Nachbarschaft beschert. Als Stadtmensch ist das für mich ein ungewohntes Gefühl. Ich bin kaum vierundzwanzig Stunden hier und musste feststellen, dass man schon vor meiner Ankunft eine Menge von mir gehört hat. Gestern Abend hatte ich ein kurzes, aber intensives Gespräch mit dem örtlichen Golfklub, und heute habe ich mich in nachbarschaftlicher Hilfe erprobt und geholfen, der Hertha ein paar Ziegel aufs Dach zu legen. Liebe Mama, ich glaube, dass du es hier gut haben wirst, und wünsche dir für die nächsten Jahre alles Gute mit deinem Eberhard in deiner neuen Heimat.»
    Applaus brandete auf, und Mama standen die Tränen in den Augen. Manfred gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
    Eberhard klopfte Manfred auf die Schulter und strahlte zufrieden. «Hätte ich dir gar nicht zugetraut.»
    Weitere Sektgläser wurden geleert und die Braten aufgefahren. Verena hatte Verstärkung angeheuert, um den Ansturm zu bewältigen. Zum Abschluss wurde jedem eine Tasse Kaffee serviert. Dann begann der lockere Teil. Am anderen Ende des Saals war eine mobile Disco aufgebaut. Der DJ spielte die Hits der siebziger und achtziger Jahre und mischte eifrig Volksmusik dazwischen. Man amüsierte sich prächtig. Mama strahlte.
    Irgendwann stand Manfred auf, um zur Toilette zu gehen. Auf dem Rückweg sprach ihn Hertha an: «Komm doch mal kurz mit raus.»
    «Gern.»
    Sie gingen vor die Tür und stellten sich abseits unter eine Linde.
    «Ich wollte mich für das Dach bedanken.»
    «Keine Ursache, hab ich gern gemacht. Außerdem sind wir noch nicht fertig.»
    «Mir scheint, du und Toralf, ihr habt euch gut verstanden?»
    «Das kann man sagen. Wir haben heute ja noch zusammen trainiert, in Parchim.» Von ihrem Ringkampf sagte er nichts.
    «Oh, schön. Weißt du, ich bin froh, wenn Toralf mal einen anderen Umgang hat als seine Clique hier im Dorf. Die haben ja keine Ahnung, was für ein Mensch er wirklich ist.»
    Manfred glaubte, sich verhört zu haben. «Ich versteh nicht …»
    «Oh, ich denke, du verstehst schon, was ich meine. Lass ihm Zeit und komm ihm etwas entgegen.»
    «Ja. Versprochen …»
    Hertha drückte ihn kräftig an sich und ging wieder hinein. Manfred blieb verwundert stehen. Kleinow war immer wieder für eine Überraschung gut.
    Im weiteren Verlauf des Festes gelang es ihm nicht, mit Toralf zu sprechen. Gelegentlich sah er ihn von Weitem, einmal konnte er ihm sogar ein paar Worte zuraunen, wie sehr er in Beschlag

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