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Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer

Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer

Titel: Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer
Autoren: authors_sort
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bereits seit so langer Zeit gab, dass sich niemand mehr so richtig daran erinnerte, wie er von Generation zu Generation weitergereicht worden war. Bobbie Fayes Mom hatte über all ihre Erinnerungen an die verschiedenen Piraten-Festivals ein Album angelegt … und es kurz vor ihrem Tod ihrer Ältesten geschenkt, nachdem sie ihr bereits ihre Pflichten als Königin übertragen hatte.
    Bobbie Faye zog nun das Album aus dem Wasser. Ihr wurde ganz schwer ums Herz, als sie langsam die erste durchgeweichte Seite umblätterte. Spinnwebenartig verliefen tintenblaue Rinnsale über das Papier und nahmen fast allen Worten ihre Bedeutung. Durch das Wasser waren die alten Fotos zu trüben Schatten verblasst, und sämtliche Erinnerungen bildeten nur noch einen klatschnassen Klumpen. Die getrockneten Blätter einer Rose, die ihre Mutter bei ihrer letzten Parade getragen hatte, lösten sich unter Bobbie Fayes Berührung auf.
    Dann kochte die Wut in ihr hoch und Bobbie Fayes Adrenalinspiegel stieg noch ein Stück weiter an – sie hatte das Gefühl, ihr Kopf würde jeden Moment explodieren. Noch dazu plätscherte das kalte Wasser immer höher um die Hosenbeine ihres Pyjamas.
    Das Album war ihr immer ein Trost gewesen, wenn sie mal wehmütig an früher gedacht hatte. An die Zeit, bevor ihre Mutter damit anfing, diese großen Schlapphüte zu tragen, und ehe ihr Haar auf unerklärliche Weise immer dünner und dünner geworden war. Bevor es ihr zur Gewohnheit wurde, die seltsamsten Klamottenkombinationen zu tragen, und ihre Frühstückseier mit Speck immer öfter einen Hauch stärker nach Rum zu riechen begannen, als sie sollten. Bevor Bobbie Faye bemerkte, dass ihre Mom an den meisten Tagen eigentlich ein bisschen zu überdreht war und dass sie Jitterbug auf dem Kaffeetisch getanzt hatte (bis er zusammenbrach). Und bevor Bobbie Faye erfuhr, was das Wort Krebs bedeutete.
    Sie blickte auf das zerstörte Album in ihren Händen. Wenn Roy wie versprochen vorbeigeschaut und diese verdammte Waschmaschine repariert hätte, wäre das alles nicht passiert.
    Bobbie Faye starrte durch das vordere Fenster des Trailers hinaus auf die Schotterstraße und stellte sich vor, sie würde ihrem Bruder mit einem Laserstrahl zielsicher ein Brandzeichen auf den Hintern setzen. Leider hatte sie jedoch nicht die geringste Ahnung, wo er sich gerade befand. Und ihn ans Handy zu bekommen glich einem Wunder. Er konnte überall sein: an seinem Angelplatz südlich des Trailerparks, wo es Hunderte kleiner Flussarme und Gewässer gab (oder Fluchtrouten, wie Roy sie nennen würde); oder auch nördlich des Trailerparks, wo er sich vielleicht in irgendeinem der Rattenlöcher in Lake Charles, die sich Bars schimpften, versteckte. Die triste Industriestadt gehörte für Bobbie Faye zu der Sorte verschrobener, unabhängiger Orte in den Südstaaten, um deren Image sich nie jemand geschert hatte. Würde jemand der Stadt den Namen »Heimat der Hardcore-Säufer, gegen die alle Zecher während des Mardi Gras wie lasche Feiglinge wirken« verpassen und die Stadt eine Frau sein, stünde sie wahrscheinlich schwankend auf und salutierte.
    So, wie sie Roy kannte, hielt er sich nicht in der Nähe seiner Wohnung in der Innenstadt auf. Es war wahrscheinlicher, dass er in irgendeiner dämlichen Pokerrunde saß oder – Gott möge ihm helfen – einer seiner vielen Freundinnen einen Besuch abstattete. Soll er doch weglaufen , dachte sie, verstecken kann er sich ohnehin nicht .
    Sich zu verstecken war allerdings das Einzige, was Roy in diesem Moment im Kopf hatte. Er schlüpfte in seine Jeans und versuchte dann, seine eins achtzig in einen großen, staubigen Zwischenraum zu quetschen, der sich unter der breiten, in die Fensternische eingebauten Sitzbank im Haus seiner verheirateten Freundin Dora befand, von der aus man diesen wunderschönen Ausblick auf die Bucht hatte. Er schlängelte sich geräuschlos hinein, darauf bedacht, sich nichts dabei zu zerren, bekam jedoch bereits jetzt einen Krampf in den Zehen. Die Lagen von Staub im Innern der Kammer kitzelten ihm in der Nase, und er hielt sie sich zu, um nicht niesen zu müssen. Gleichzeitig spähte er durch das hübsch verzierte Blechgitter, das die Fensterbank verkleidete, und sah, wie sich zwei Muskelpakete, die eindeutig der Interessengemeinschaft zur Legalisierung von Steroiden angehören mussten, in den Raum schoben. Dora, seine nahtlos gebräunte, gut gebaute (gesegnet sei Jimmy und dessen Bereitschaft, seine Frau jede Art von
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