Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
voller Magie. Zum ersten Mal seit Monaten fühlte sie sich sicher. Ich bin nicht mehr allein , dachte sie. Ich bin bei Menschen, die meine Ängste verstehen; Menschen, die mich beschützen werden.
    Sie hörte ein klickendes Geräusch auf dem Flur vor ihrer Tür, das sich allmählich entfernte und schließlich erstarb. Nur einer der Dobermänner, dachte sie. Bakou und Balan. Was für scheußliche Namen. Sie lag im Bett und lauschte auf das Tappen der Pfoten, wartete darauf, dass es wieder an ihrer Tür vorbeikam, doch der Hund kam nicht mehr zurück.
    Gut. Sie musste nämlich auf die Toilette und hatte keine Lust, einem der beiden Ungetüme im Flur über den Weg zu laufen.
    Sie stieg aus dem Bett und ging zur Tür. Vorsichtig streckte sie den Kopf in den Flur hinaus und sah sich nach den Hunden um, konnte sie aber nirgends entdecken und vernahm auch kein Klicken von Krallen. Ein schwacher Lichtschein kam vom Treppenhaus, genug, um sie den Weg über den Flur zur Toilette finden zu lassen. Als sie auf der Schwelle stand, spürte sie plötzlich etwas Nasses an ihrem nackten Fuß. Sie sah nach unten, erblickte die schimmernde Oberfläche einer Pfütze und zog angewidert den Fuß zurück. Die Hunde natürlich. Lagen hier vielleicht noch mehr von ihren Hinterlassenschaften herum? Sie hatte keine Lust, in etwas noch Ekligeres zu treten.
    Sie tastete nach dem Wandschalter, knipste das Licht an und besah sich den Boden etwas genauer. Sogleich entdeckte sie noch weitere Lachen, aber schnell wurde ihr klar, dass sie nicht von den Hunden stammten. Es war geschmolzener Schnee, in der Form von Schuhabdrücken. Jemand war von draußen hereingekommen und hatte Schneespuren im Haus hinterlassen. Sie hob den Blick zum Spiegel, wo sie in ihre eigenen verschlafenen Augen starrte. Und dann sah sie noch etwas anderes - ein Anblick, bei dem sämtliche Haare in ihrem Nacken sich aufrichteten: das Spiegelbild dessen, was hinter ihr in Rot an die Wand gemalt war.
    Drei umgedrehte Kreuze.
    Einen stummen Schrei auf den Lippen, prallte sie zurück und flüchtete aus der Toilette. Von Panik getrieben hetzte sie über den Flur, kam mit den nackten Sohlen auf dem nassen Boden ins Rutschen und blieb vor der nächsten Tür stehen. Es war Mauras Schlafzimmer.
    »Wachen Sie auf!«, flüsterte sie. »Sie müssen aufwachen!« Sie schüttelte die schlafende Frau so fest, dass das Kopfbrett klapperte und die Federn ächzend protestierten. Maura seufzte nur, rührte sich aber nicht.
    Was ist los mit dir? Warum kriege ich dich nicht wach?
    Draußen auf dem Flur knarrte etwas. Lily riss ihren Kopf herum. Ihr Herz hämmerte so wild, dass sie glaubte, es müsse ihre Rippen sprengen, als sie zur Tür zurückschlich. Dort blieb sie stehen und lauschte, versuchte durch das Pochen ihres Herzens hindurch etwas zu hören.
    Nichts.
    Vorsichtig lugte sie um den Türpfosten und spähte in den Flur. Er war leer.
    Weck die anderen. Sie müssen wissen, dass er im Haus ist!
    Sie glitt hinaus auf den Flur und lief barfuß zu dem Zimmer, in dem sie Jane vermutete. Sie packte den Knauf und schluchzte frustriert auf, als sie das Zimmer verschlossen fand. Soll ich an die Tür hämmern, um sie zu wecken? Kann ich es wagen, so viel Lärm zu machen? Da hörte sie das Win seln eines Hundes, das leise Klicken von Krallen unten im großen Salon. Lautlos schlich sie die Treppe hinunter, spähte über das Geländer - und hätte vor Erleichterung fast laut aufgelacht.
    Unten im Kamin brannte ein Feuer. Und auf dem Sofa, mit dem Gesicht zu den Flammen, saß Edwina Felway.
    Als Lily die Stufen hinuntereilte, blickten die zwei Dobermänner auf, und einer von ihnen knurrte warnend. Lily verharrte reglos am Fuß der Treppe.
    »Ruhig, Balan, ruhig«, sagte Edwina. »Was hast du denn nun schon wieder?«
    »Edwina!«, flüsterte Lily.
    Edwina drehte sich zu ihr um. »Oh. Sie sind wach. Ich wollte gerade noch ein paar Scheite nachlegen.«
    Lily blickte zum Kamin, wo das Feuer bereits munter prasselte und die Flammen einen bedenklich hohen Stapel Brennholz umzüngelten. »Hören Sie mich an«, flüsterte Lily und trat einen Schritt vor, nur um gleich wieder innezuhalten, als einer der Hunde aufsprang und die Zähne fletschte. »Er ist im Haus! Wir müssen alle aufwecken!«
    Edwina nahm seelenruhig zwei Scheite und warf sie in das ohnehin schon hell lodernde Feuer, um es noch weiter anzufachen. »Mir ist aufgefallen, dass Sie Ihren Wein heute Abend kaum angerührt haben, Lily.«
    »Dominic ist hier
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher