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Blutkult (German Edition)

Blutkult (German Edition)

Titel: Blutkult (German Edition)
Autoren: Uwe Siebert
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Jahrhunderten seiner Lebenszeit.
    „ Er war für die Ewigkeit bestimmt“, flüsterte Patryous, „und starb an diesem schrecklichen Ort. Energien ballen sich hier, inmitten dieses Sees, bösartig und gierig.“
    Und die Unsterbliche deutete mit zitternden Händen auf den See aus dunkelrotem Blut.
    „ Der Brunnen des Verderbens“, sagte Ayrus. „Ein jeder von uns kann seine Energie spüren, doch wir vermögen sie nicht zu begreifen. Was hier in Nemar geschehen ist, entzieht sich dem Verständnis in unserer Welt, und vieles wird ein Geheimnis bleiben. Selbst die Erzählungen der Einheimischen sind mehr von Mystifizierungen geprägt als von Tatsachen, doch heißt es auch: Nachdem der Fürst den Tod besiegt habe, hätte daraufhin sein Land sterben müssen. Es scheint mir, als entziehe dieser sogenannte Brunnen des Lebens der umliegenden Natur jegliche Fruchtbarkeit, jedwedes Leben. Das Land starb tatsächlich.“
    „ Lasst uns Tarynaar von hier fortbringen“, sagte Larkyen. „Er war uns ein zu guter Gefährte, als dass sein Leib noch länger an solch einem Ort verweilen soll.“

 
    Kapitel 18 – Gleichheit
     
    Das Aufrichten der Scheiterhaufen dauerte bis zum Abend. Das letzte Licht der untergehenden Sonne bestrahlte die Leiber der Gefallenen. Ihre Augen waren geschlossen, es schien, als würden sie in Ruhe schlafen und gemeinsam den Traum von Sieg und Frieden träumen.
    In andachtsvoller Stille versammelten sich die Gefährten im Halbkreis rings um die Gefallenen. Ihre Mienen waren wie versteinert; kein Klagen, kein Weinen drang über ihre Lippen, denn jeder, der hier aufgebettet lag, war zu tapfer, zu stark gewesen, als das mit Tränen sein Wert im Leben aufgewogen werden konnte.
     
    Ganz gleich, welchen Glauben und Jenseitsvorstellungen die Völker der Welt anhingen, fast überall war es Brauch und ein Zeichen des Respekts, im Rahmen der Bestattung eine Totenrede zu halten. Über die Gefallenen aus Wehrheim sprach kein anderer als Regar.
    „ Seit vielen Jahren heißt es bei uns: Das höchste Gut eines Laskuners ist es, in Freiheit zu leben und auch in Freiheit zu sterben. Unsere toten Gefährten starben bei dem Versuch, die Freiheit unseres Landes zu bewahren und sie waren mit ihren Taten erfolgreich. Sie stritten furchtlos und mit Opferbereitschaft, ihre Namen sollen eingehen in den Sagenschatz unseres Volkes.“
    Und er nannte die Namen aller Gefallenen.
     
    Beinahe zeitgleich befand sich Patryous in Tarynaars Nähe. Ihre linke Hand war um den Schaft einer Fackel geschlossen, ihre rechte Hand hielt das Kurzschwert des Hünen.
    „ Möge dein Name noch lange in den vier Winden der Welt erklingen“, flüsterte die Unsterbliche ihrem toten Gefährten zu. „Möge am Firmament ein neuer Stern erstrahlen, der deinen Namen trägt und für all jene leuchten, die Mut und Tapferkeit ihr Eigen nennen.“
    Dann setzte sie die Fackel an und entzündete den Scheiterhaufen. Sie trat einige Schritte zurück, den Blick unablässig auf die Flammen und den Rauch gerichtet.
    „ Heil Tarynaar!“ rief Logrey. Und der Krieger aus Kyaslan, Veteran hunderter Schlachten in hunderten von Jahren, erhob sein Schwert in einer Geste von Triumph und Erhabenheit. Die anderen taten es ihm gleich, und so funkelten die Strahlen der untergehenden Sonne silbern auf dem Stahl ihrer Waffen.
    Während die Totenfeuer lichterloh brannten, ertönte von den Kuppen der umliegenden Hügel und den Spitzen der Berge das Klagelied der Wölfe.
    Larkyen dachte darüber nach, wie jene Tiere, die einst die Banner Kentars geziert hatten, fähig waren, den Tod von Tarynaar zu betrauern. Es war ein guter Gedanke, der ihn zum Lächeln brachte. Als er für einen Moment in den Himmel aufsah, erschien ihm ein Stern heller als alle anderen, so als sei er gerade erst geboren worden, und er lenkte seine Aufmerksamkeit auf ein Sternbild, dass nur zu sehr, an einen Wolfskopf erinnerte.
     
    Nach einer Nacht des Gedenkens folgte ein Tag des Abschieds.
    „ Ich werde weiter nach Westen reiten, so wie ich es geplant hatte“, verkündete Larkyen. Der Lockruf der Ferne sowie die Sehnsucht nach dem Reich Kentar ergriffen wieder von ihm Besitz.
    „Wenn jemand von euch wünscht, mich zu begleiten, so soll er mir auf meinem Weg willkommen sein.“
    „ Tarynaar hätte dich begleitet“, sagte Patryous, „Als er dich in den Höhlen der Laskuner Unterwelt über die Sterblichen und deine Hoffnungen reden hörte, erwuchs in ihm die Bereitschaft, doch noch nach Kentar
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