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Blutkult (German Edition)

Blutkult (German Edition)

Titel: Blutkult (German Edition)
Autoren: Uwe Siebert
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Verdorbenheit, ihrer Unreinheit auch Ekel erregend. Dessen ungeachtet, wollte er seinen Hunger stillen, jene Macht in sich aufnehmen, weiterhin erstarken. Er fühlte bereits, wie die Energie unter seinen Fingerspitzen vibrierte, aber aus unerklärlichen Gründen vermochte er sie nicht in sich aufzunehmen. Fast schien es, als leiste der Fürst einen inneren Widerstand.
    „ Larkyen“, zischte Fürst Strygar, die dünnen Lippen durch ein Siegergrinsen geteilt. „Hast du wirklich geglaubt, es würde so einfach werden? Meine Macht wirst du niemals begreifen, niemals erfassen können, denn sie ist jenseits von dem, was du an Lebenskraft kennst. Dies soll unsere letzte Begegnung sein. Hier und jetzt soll sie enden, mit einem letzten magischen Kunststück!“
    Urplötzlich bäumte sich der Fürst auf, sein Leib entflammte zu einer gleißenden Säule, die bis zur Decke empor wuchs. Die Luft um ihn herum beschrieb einen Wirbel, der rasend schnell an Geschwindigkeit zunahm. Schutt und Gestein, mit spielender Leichtigkeit emporgehoben, beugten sich dem Spiel jenes unnatürlichen Sturmwindes, um in einer aufkommenden Hitzewelle unvorstellbaren Ausmaßes zu erglühen. Das steinerne Skelett wurde mitsamt der Frau des Fürsten hinweggerissen. Selbst die Wände hielten nicht länger stand und schmolzen zu einer brodelnden Masse flüssigen Gesteins.
    Nur kurz wurde Larkyen von einer Woge erfasst und mehrere Schritte zurückgeschleudert. Der Unsterbliche war fassungslos, am Boden liegend beobachtete er, wie die Konturen von Strygars geflügelter Gestalt inmitten der Flammen erstrahlten wie eine Sonne. Fürst Strygar stieß einen donnernden Schrei aus, unter den elementaren Kräften von Feuer und Luft, riss der Leib des Herrn von Nemar auseinander. Wie Herbstlaub wirbelten seine Fetzen aus Fleisch und Knochen umher, bis sie schließlich zerfaserten.
    Lodernde Flammen begannen ein Gesicht zu beschreiben, mit leuchtenden Augen, ein klaffendes Maul bildete sich. Knisternde und zischende Laute erzeugten den Klang einer Stimme, die, wenn auch verfremdet, als Fürst Strygar sprach: „Jetzt erst erkennst du das ganze Ausmaß meiner Macht. Du hast meinen Leib vernichtet, doch mein Geist besteht in den Elementen fort. Was willst du mir nun entgegensetzen, nicht länger bin ich nur der Fürst von Nemar, ich bin ein Teil der Erde und des Wassers, ich bin in der Luft und dem Feuer, ich bin ein fleischloser Gott!“
     
    Erst jetzt bemerkte Larkyen, wie Ayrus und Patryous an seine Seite traten.
    „ Larkyen, dieser Kampf obliegt nicht länger dir“, rief der Kyaslaner. „Du hast getan, was du konntest, nun treten andere Künste gegeneinander an.“
    Allein und unbewaffnet schritt Ayrus dem Feuersturm entgegen, sein weißes Gewand flatterte in den Hitzewogen züngelnder Flammen. Der Kyaslaner blickte mutig in die lodernde Fratze Strygars, dann begann er mit den Händen eine Reihe von Symbolen in die Luft zu zeichnen.
    „ Die nordischen Runen“, stieß Patryous aus. „Die größte Macht, die wir Unsterblichen besitzen. Ayrus vollzieht die Formel der Zerstörung.“
    Und mit einer Stimme, die selbst das ohrenbetäubende Knistern der Flammen, das Fauchen der Luft durchschnitt, rief der Kyaslaner die Namen jener Runen aus.
    Noch nie zuvor, hatte Larkyen erlebt, wie gesprochene Worte eine archaische Macht derartigen Ausmaßes freisetzten.
    Und die Formel der Zerstörung zeitigte bei dem fleischlosen Gott Strygar ihre Wirkung. Das lodernde Maul verzog sich zu einem Schrei, der von unausprechlicher Pein zeugte und dennoch auch eine letzte große Sehnsucht verkündete: „Ewigkeit!“
    In einem Zeichen für seine Unterlegenheit verschwand sein Antlitz inmitten der Flammen. Daraufhin sprengte die Säule aus Feuer und Sturm die Decke, um sich als gleißender Strahl in den Himmel zu entladen. Strygars Elementargewalt löste sich so plötzlich auf, als hätte sie niemals existiert und wich einer Stille, die noch lange andauern sollte.

 
    Kapitel 17 – Die Runen des Nordens
     
    Larkyen mochte den Triumph im ersten Moment kaum zu glauben. Er, der seine Gegner bisher stets mit Leibeskraft, Kriegskunst und dem schwarzen Stahl besiegt hatte, der es gewohnt war, auf die blutigen Leiber der Besiegten herabzublicken, war nun Zeuge einer völlig andersartigen Macht geworden, die er sich niemals vollständig würde erklären können. Doch wusste er auch, dass Magie nichts anderes bedeutete als die verborgene Kraft der Natur, die schon immer dagewesen
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