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BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition)
Autoren: Simon Pflock
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hellsurrenden Ton hörte, der erst leise war und dann immer lauter wurde.
    Joel hatte den Eindruck, den Wagen vorhin fast bis zur Terrasse hinausgefahren zu haben und hatte mit dem Rückwärtsgang offenbar die richtige Wahl getroffen.
    Doch noch war der Pascha an seinem Platz.
    Auch der Mann rührte sich nicht, schien aber durch den hellen Ton aufgeschreckt zu werden und sich zu fragen, was Joel da machte.
    Gerade als der Pascha, der noch immer das Restaurant fixierte, aufstehen wollte, hörte Joel zu seinem größten Entsetzen eine ihm bekannte Stimme.
    „Joel, was machst du hier?“ Der Ton war gepresst und kaum hörbar.
    Der Pascha riss sein Haupt herum, blieb aber sitzen.
    Joel fuhr wie vom Blitz getroffen zusammen.
    „Vater?“    
    „Ja.“    
    Joel wurde flau im Magen. Er schluckte. Doch nicht nur dieser Überraschung wegen, sondern auch wegen des Paschas, der sitzen geblieben war und ihn wieder fixierte. Verdammt! Der Überraschungseffekt, der ihn vielleicht ins Restaurant gelockt hätte, war nun verflogen.
    Dann spürte er, dass sein Vater etwas sagen wollte, doch Joel schnitt ihn schon im Ansatz ab: „Sei ruhig. Wenn du dich rührst, bist du in ein paar Sekunden tot.“    
    Joel dachte an die Waffe. Dann probierte er noch mal die Fernbedienung. Der Löwe blickte erneut zum Restaurant, blieb jedoch sitzen. Für Joel war das eine Bestätigung: Ein zweites Mal würde der Löwe sich wohl nicht mehr so billig ins Restaurant locken lassen.
    Abermals fuhren seine Überlegungen zu der Pistole, die in aller Kürze die Gefahr hätte beenden können. Doch, um Himmels Willen, mit der Pistole diesen Löwen wirklich erschießen: konnte er das? Joel stellte sich vor, wie laut der Knall sein würde, wie sehr der Rückschlag der Knarre in seine zitternde Hand fahren würde. Wie der Löwe sich aufbäumen und tot niedersinken würde. Doch, was, wenn er ihn nicht richtig träfe? Was dann?
    Noch ein anderer Gedanke kam auf, während er den Löwen weiter fixierte: Würde er ihn töten, um Vater zu retten?
    Plötzlich sagte er laut und deutlich und erschrak dabei über die eigene Stimme, ihre Lautstärke und die Inbrunst, die in ihr lag: „Nun Vater, wie ist das so, wenn einem der Arsch auf Grundeis geht? Was ist das für ein Gefühl – Angst ?“    
    Der Alte schwieg. Er glaubte wahrscheinlich nicht recht zu hören und verstand nicht, was das sollte.
    „Joel, was … was hast du vor? Wie kriegen wir den Löwen hier weg?“ Seine Stimme zitterte.  
    „ Wir den Löwen? Wir ihn ? Dass ich nicht lache! Frag lieber, wie kriegen wir uns hier weg!“ Joel nahm den Lederriemen in die linke Hand, griff mit der rechten nach der Pistole und entsicherte sie. „Wie wäre es, probier’s doch mal mit ihm!“    
    „Wie? Was … was meinst du?“    
    Joel hörte an der Stimme, dass Vater mit Adrenalin buchstäblich überflutet war. Sie schien zu kippen.
    „Na, an die Wand klatschen. So, wie du es auch mit meinen Katzen immer wolltest, bevor du sie erschossen hast. Darin bist du doch Meister. Also, wie wär’s? Nur zu, ich halte dich nicht davon ab!“    
    Keine Reaktion. Aus der Richtung seines Vaters kam nur ein schwarzes Loch unendlicher Starrheit und Angst.
    Joel spürte, wie Vater sich darüber verwunderte, was sein Sohn hier abzog. In dieser unglaublichen Situation, in der er nachts, kurz vor vier Uhr früh, in einem Kaufhaus vor einem ausgewachsenen Löwen verharrte, den der Sohn mit einem Lederriemen in Schach hielt, bekam er plötzlich eine Moralschelte zu hören.
    Joel wurde bewusst, dass er sich an die Dauergefahr dieser Nacht schon etwas gewöhnt, alle Varianten durch und genügend Tote gesehen hatte. Er war im Zeitraffer durch eine Abhärtungsmühle gelaufen. Nicht so sein Vater, der von all dem über die Maßen überrascht sein musste, eben weil er vollkommen unvorbereitet gewesen war.
    „Was ist das für ein Gefühl“, sagte Joel in normaler Sprechlautstärke, „der Schwächere zu sein? Wie fühlst du dich jetzt ? Ich warte immer noch auf einen Wutanfall von dir, der kommt doch sonst so schnell. Also bitte: bedien dich, diese Katze wartet bloß darauf, von dir gezüchtigt zu werden!“    
    Vater stotterte irgendwas.
    „Geht dem großen Meister die Spucke aus? Bitte schön, ich warte immer noch und der Löwe auch. Den kannst du nicht so einfach wegpacken, was? Geh doch zu ihm hin und klatsch ihm eine, so wie du mir und den Katzen oft eine gelangt hast.“    
    Joel machte eine
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