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Blutige Tränen (German Edition)

Blutige Tränen (German Edition)

Titel: Blutige Tränen (German Edition)
Autoren: Simon Rhys Beck
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Königin«, wieder lachte sie. »Oder doch zumindest eine Prinzessin!«
    Ich wollte aufstehen, um dieser Farce ein Ende zu bereiten. Doch Astaran hielt mich auf. »Setz’ dich wieder hin.« Sein Lächeln wurde zu einem unschönen Grinsen.
    »Lance wünscht sich eine Gespielin für heute!« Seine großen Hände pressten mich zurück auf den Hocker.
    »Ihr Arschlöcher!« zischte ich wütend.
    »Das haben wir nicht gehört«, flötete Claria und suchte ein unsägliches weißes Unterkleid aus dem Kleiderhaufen heraus.
    »Er soll das hier anziehen«, befahl sie energisch. »Und dieses hier. Seine Nacktheit ist nicht gerade schicklich.«
    Ihr gekünsteltes Lachen brachte mich zur Weißglut.
    Als ich aufstand, um ihrem Befehl Folge zu leisten, erhaschte ich einen Blick auf Astarans Gesicht. Seine Miene verriet mir alles, was ich wissen wollte. Claria war offensichtlich eine Art »Puffmutter« – ihr Gehabe hatte mir diesen schrecklichen Verdacht gleich ins Hirn gepflanzt. Das zweite, das ich aus Astarans Gesicht herauslesen konnte, war, dass ich auf keinen Fall auch nur die geringste Chance hatte, diesem »Spaß« zu entgehen.
    Langsam, aber ohne große Mühe schlüpfte ich in die Kleider. Hätte ich erröten können ... aber das blieb mir wenigstens erspart. Sowohl Claria als auch der Wächter schienen jedenfalls größte Freude an meiner »Verkleidung« zu haben. Auch die beiden Mädchen kicherten hinter vorgehaltener Hand, und ich malte mir aus, wie es wohl wäre, ihnen allen das Genick zu brechen.
    »Setz’ dich wieder her«, sagte Claria.
    Sie zurrte das Kleid auf meinem Rücken fest, es schmiegte sich an meinen Körper wie eine zweite Haut, was ich äußerst unangenehm fand.
    »Und jetzt dein Haar, dein wunderschönes seidiges Haar ... Wie schön, dass wir keine Perücke brauchen werden ...«
    Ich schwankte zwischen Schreien und einem hysterischen Lachanfall. Das konnte doch alles gar nicht wahr sein!
    Sie bürstete meine Haare mit einer Hingabe, die mich erschaudern ließ.
    »Du wirst eine hübsche Prinzessin sein.« Sie beugte sich nach vorn und begann, mein Gesicht zu bemalen. »Und das willst du doch auch, nicht wahr?«
    Ich bleckte die Zähne. »Und du wirst ein fetter Braten sein, wenn ich das alles hinter mir habe«, brummte ich, sodass nur sie mich verstehen konnte. Doch damit hatte ich ihr Wohlwollen überstrapaziert. Sie erstarrte und blitzte mich wütend an.
    »Oder meinst du, unser Herrscher würde sich gern mit einem billigen Flittchen vergnügen? Einer aufgetakelten Nutte?« fragte sie Astaran.
    Der grinste noch immer. »Vielleicht.«
    Und sie begann, meine Lippen in einem beängstigend grellen Rot zu schminken, das schlimmer war als alle anderen Geschmacklosigkeiten, die sie mir bisher zugemutet hatte.
    »Fertig.« Sie betrachtete mich eingehend. »Jetzt steh’ auf und geh’ ein paar Schritte.«
    Die Schuhe drückten unangenehm und sahen zudem noch albern aus; das Kleid, das mir bis zu den Fußknöcheln reichte, zwängte meinen Leib ein. Mein Gesicht war geschminkt wie das einer billigen Straßenhure. Also, wenn Lance vorgehabt hatte, mich zu beschämen, dann war ihm das erschreckend gut gelungen. Und ich wagte nicht, mir auszumalen, was mir noch bevorstand. Wenn er mich so in seinem Bett haben wollte, dann würde er mich endgültig entwürdigen ...

Pünktlich um acht Uhr stand Julian vor der großen Tür des Anwesens, das vor einigen Hundert Jahren einmal in Alex’ Besitz gewesen war. Nicht, weil er Pünktlichkeit schätzte, sondern weil er einfach unruhig war. Warum war Brian bloß nach Schottland gereist? Was war überhaupt los? Und – wo zur Hölle war Alex?
    Der ältliche Hausdiener öffnete die Tür und ließ Julian eintreten. Jessica stand bereits auf der Treppe und erwartete ihn. Sie trug einen etwa knielangen schwarzen Rock, schwarze hohe Stiefel und ein dunkelrotes samtenes Oberteil. Sie war eine Wucht, das sah selbst Julian, der sich aus Frauen nicht viel machte.
    »Hallo Julian.«
    Er nickte ihr freundlich zu. »Hey, Jessy.«
    Er kam ihr langsam auf der Treppe entgegen. Beim ersten Treppenabsatz trafen sie sich.
    Jessica war sehr dünn. Fast zu dünn, wie Julian feststellte. Sie sah erschöpft aus, als hätte sie seit Langem zu wenig Schlaf gehabt. Als er sie einmal darauf angesprochen hatte, hatte sie gelächelt und ihm zu verstehen gegeben, dass sie dämonische Geliebte zu sich rief, mit denen sie ihre Nächte verbrachte.
    Julian hatte den leichten Vorwurf in ihrer Stimme sehr
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