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Blutgesicht

Blutgesicht

Titel: Blutgesicht
Autoren: Jason Dark
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Sinclair. Ich erkenne es am Rahmen. Es ist der gleiche Rahmen. Sie können mir glauben, daß ich mir das Bild sehr genau angeschaut habe. Da hat sich außen nichts verändert.« Sie schüttelte den Kopf. »Wie ausradiert.«
    »Und Sie haben dort Lassalle gesehen?«
    »Ja, ja.« Sie nickte. »Ihn. Ein Porträt. Nicht nur den Kopf, auch einen Teil seiner Brust. Bis hin zum Gürtel. Das alles ist mir aufgefallen.«
    »Und kein Blut?«
    »Nein, kein Blut. Weder auf dem Bild noch um das Bild herum. Das kann ich beschwören. Ich habe es noch so gut in Erinnerung. Diesen Typen kann man ja nicht vergessen, und ich habe mich über diese wahnsinnige Ähnlichkeit gewundert. Das sah so echt aus. Nicht wie ein Bild, mehr wie ein lebender Mensch.« Sie sah mich an, und ihr Gesicht stellte ein einziges Fragezeichen dar. »Wie kann es innerhalb kurzer Zeit so verändert werden, daß man keine Spuren sieht?«
    »Das wissen wir auch nicht.«
    »So etwas geht nicht mit rechten Dingen zu!« flüsterte Julia. »Ich weiß das. Das kann nicht normal sein. Ich jedenfalls finde keine Erklärung. Außerdem gibt es keinerlei Spuren.«
    »In der Tat.«
    »Was denn?« fragte Julia.
    Sie hatte es verdient, eine Antwort zu bekommen. »Bilder und Spiegel«, sagte ich, »können sehr normal sein. Müssen es aber nicht immer. Es gibt da keine Unterschiede, denn einige dieser Gegenstände können ganz anders reagieren als normal. Sie sind eben nicht nur Bilder oder Spiegel, sondern geheimnisvolle Tore zu anderen Dimensionen. Hinter ihnen liegt etwas, das wir Menschen normalerweise nicht sehen, weil wir nur dreidimensional denken. Aber es gibt andere Dimensionen, andere Welten. Manchmal sind Bilder oder Spiegel Tore zu diesen Welten.«
    Julia staunte und schluckte zugleich. »Und das glauben Sie, Mr. Sinclair?«
    »Wir wissen es.«
    Sie begriff schnell. »Dann könnte es also so sein, daß sich hinter dem Bild oder der Leinwand ein Tor verbirgt.«
    »Ja.«
    »Gut, sehr gut. Sie brauchen es nur abzuhängen und finden ein Loch in der Wand«
    »Nein, das ist nicht der Fall. Wenn Sie es tun, werden Sie die normale Wand sehen.«
    Sie wußte nicht, ob sie lächeln oder den Kopf schütteln sollte. Deshalb tat sie beides und erklärte, daß es ihr zu hoch war.
    Suko ging an uns vorbei. Er blieb vor dem Bild schräg stehen, damit er unsere Blicke nicht störte. Dann schob er es zur Seite. Dahinter lag tatsächlich die normale Wand. Julia nickte. Sie schien mit der Lösung zufrieden zu sein.
    Suko hängte das Bild wieder normal hin. Er strich über die Leinwand, ohne etwas zu erreichen. »Lassalle hat sich zurückgezogen«, erklärte er, »und ich kann mir vorstellen, daß er Jane Collins mitgenommen hat. Jetzt müssen wir ihm nach.«
    »Ja, das denke ich auch.«
    »Was wollen Sie?« fragte Julia.
    »Das ist nichts gegen Sie«, sagte ich und bat sie, diesen Raum zu verlassen. »Warten Sie auf uns. Sie können zuschauen, das ist mir egal. Nur was Sie erleben werden, nehmen Sie es einfach kommentarlos hin. Darum möchte ich Sie bitten.«
    Suko stützte Julia, als sie an mir vorbeihumpelte. Sie setzte sich auf den Hoden, behielt aber die Tür im Blickfeld.
    Suko kam wieder zurück und deutete auf mein Kreuz. »Du kannst es damit versuchen. Ich habe schon an meine Dämonenpeitsche gedacht, es dann allerdings sein lassen. Ich möchte nichts zerstören. Der Weg soll ja nur geöffnet werden.«
    »Es ist schwer für mich, weißt du das?«
    »Klar. Lassalle ist gestorben, als du ihn mit dem Kreuz konfrontiert hast. Sei ehrlich. Siehst du eine andere Chance, das Tor zu öffnen, falls es eins ist?«
    »Nein.«
    »Gespürt habe ich auch nichts.« Er schlug mir auf die Schulter. »Los, Alter, es geht um Jane.«
    »Das ist ja das Problem«, murmelte ich und wußte nicht, ob mein Freund es gehört hatte.
    Ich stellte mich vor das Bild. Suko blieb in Flöhe der Tür zurück und schaute mir zu. Meine Hand zitterte schon, als ich das Kreuz wieder aus der Tasche holte. Die Situation stand auf der Kippe. Es konnte alles gutgehen, aber leider auch ins Gegenteil rutschen. Die Chancen standen halbe-halbe.
    Wie oft hatte ich durch mein Kreuz Kontakte geschaffen und Brücken gebaut. Wie oft hatte ich auch erlebt, daß es nichts brachte und gegen die fremden Magien nicht ankam.
    Wie würde es hier sein?
    Ich hoffte nur. Ich setzte auf das volle Risiko und brachte das Kreuz immer näher an das Ziel heran.
    Dabei wartete ich auf eine Reaktion. Ein leichtes Erwärmen, das zitternde Fließen
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