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Blutgesicht

Blutgesicht

Titel: Blutgesicht
Autoren: Jason Dark
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nicht mehr über ihn lachten.
    Das Gesicht verschmierte immer stärker. Blut sickerte auch weiterhin aus den Wunden und hatte das Gesicht des Malers längst wie die Streifenstücke eines Vorhangs bedeckt.
    Suko hielt den Mann auch jetzt noch fest. Er mußte es tun, sonst wäre Lassalle zusammengesackt. So wie das Blut aus den Wunden rann, so verließ ihn auch die normale Stärke.
    »Verdammt, John, wir müssen etwas tun. Der stirbt uns sonst unter den Händen weg!«
    Das sah ich auch. Nur wußte ich nicht, was ich unternehmen konnte. Die Schuld an seinem Ableben, falls es wirklich dazu kam, trug ich, weil ich ihn mit dem Kreuz attackiert hatte. Ich hatte damit sein zweites Gesicht hervorgeholt, aber er war keine Kreatur der Finsternis. Auch sie besaßen ja zwei Gesichter. Das echte, das versteckte, und das Gesicht, das sie nach außen hin trugen, das menschliche.
    Bei Nathan Lassalle kam nicht die Fratze eines Monstrums zum Vorschein. Sein Gesicht blieb, nur durch das Blut entstellt.
    Er lebte noch, auch wenn seine Schwäche zunahm. Der Mund zuckte, und es sah so aus, als wollte er uns noch etwas sagen. Aus dem Mund drang nur ein Röcheln, verbunden mit zischenden Lauten, wobei er uns kleine Blutperlen entgegenspie.
    Ein Schrei, ein letzter Schrei! Das Zucken in Sukos Griff. Ein verzweifeltes Aufbäumen. Danach dieses plötzliche Zusammenzucken, als wären ihm alle Sehnen und Knochen durchgeknackt worden.
    Aus, vorbei…
    Suko nickte mir zu, während er den Maler langsam zu Boden sinken ließ. Er schleifte ihn aus dem kleinen Raum hinein in der größeren und legte ihn dort nieder.
    Ich fühlte mich mehr als bescheiden. Stand neben Lassalle und schaute auf ihn herab. In meinem Gesicht regte sich nichts. Suko untersuchte den Maler. Das Gesicht meines Freundes sah ich nicht. Ich bemerkte nur, wie er die Schultern hob, bevor er sich aufrichtete und mich mit einem bestimmten Blick anschaute.
    »Tot?«
    »Sicher.«
    »Verdammt, das habe ich nicht gewollt.«
    »Mach dir keine Vorwürfe, John. Keiner von uns hätte damit rechnen können.«
    »Damit ist das Band zu Jane Collins zerschnitten. Da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Er hätte uns sagen können, was mit Jane passiert ist. Nichts mehr.«
    Suko hatte darüber auch nachgedacht. Er meinte: »Es muß mit dem Bild zusammenhängen.«
    »Einem leeren Bild. Nur Leinwand, kein Motiv. Damit habe ich nicht gerechnet.«
    »Das ist aber nicht immer so gewesen, verdammt. Zumindest kann ich es mir nicht vorstellen. Wer stellt einen leeren Rahmen aus?« Suko drehte sich um, weil er das heftige Atmen gehört hatte. Jemand kam auf uns zu.
    Es war Julia Mason, die sich dicht an der Wand hielt, um sich dort abstützen zu können. Sie hatte unter ihrer Verletzung zu leiden, aber sie biß die Zähne zusammen, weil sie nicht mehr allein bleiben wollte. Den Blick hielt sie auf den Maler gerichtet, und sie sah auch, was mit ihm passiert war.
    »Mein Gott, wie sieht der denn aus?«
    »Er lebt nicht mehr«, sagte ich.
    Sie schluckte. »Und das Blut, Mr. Sinclair? Wo kommt es her? Es sieht aus, als hätte man ihm Wunden in das Gesicht geschnitten. Aber das kann doch nicht sein – oder?«
    »Nein, sicherlich nicht. Wir haben in dieser Richtung hin nichts getan. Es war sein Schicksal. Er war ein Verdammter. Fr hat sich auf die falsche Seite gestellt. Er hat mit Mächten paktiert, von denen man besser die Finger lassen sollte. Es ist einfach müßig, jetzt darüber lange zu reden. Wir können seinen Tod nicht mehr rückgängig machen.«
    »Es war nicht das, was Sie wollten…?«
    »Bestimmt nicht. Wir haben das Blutgesicht gesucht, ebenso wie eine Freundin von uns. Nathan Lassalle gibt es nicht mehr, und auch unsere Freundin ist verschwunden.«
    »Kann es denn sein, daß Lassalle sie getötet hat?«
    »Nein, daran glauben wir nicht.«
    Julia sagte nichts mehr. Sie blieb auch nicht stehen und schob sich humpelnd weiter. Ihr Ziel war die Tür zum kleinen Zimmer. An der Kante hielt sie sich fest und drehte den Kopf. So konnte sie auf die gegenüberliegende Wand schauen, an der das bewußte Bild hing. Und auch sie sah das Bild, über dessen leere Leinwand das von oben fallende Licht sickerte.
    »Es… es… ist leer«, flüsterte sie. »Das begreife ich nicht. Das ist unmöglich.«
    Ich trat zu ihr. »Hat man es ausgetauscht? Hat zuvor dort ein anderes Bild gehangen?«
    »Nein, das nicht.«
    »Was macht Sie so sicher?«
    Julia Mason brauchte nicht lange zu überlegen. »Das ist ganz einfach, Mr.
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