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Blutgesicht

Blutgesicht

Titel: Blutgesicht
Autoren: Jason Dark
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Jane überlegte, ob sie brennen gelassen oder ausgeschaltet hatte. Sie wußte es nicht mehr. Es war auch so unwichtig geworden.
    Sie wollte die erste Stufe betreten, als sie in der Bewegung innehielt. Ihr Blick war über die Treppe hinweg gefallen. An deren Ende stand jemand.
    Es war Sarah Goldwyn. Sie sprach kein Wort. Sie schaute nur die Stufen hoch. Jane konnte den Ausdruck ihrer Augen nicht sehen, dafür war die Distanz zu groß. Es war allerdings leicht vorstellbar, daß sich die Horror-Oma Sorgen um sie gemacht hatte und deshalb nach ihr hatte schauen wollen.
    »Du hast noch nicht geschlafen?« stellte Lady Sarah überflüssigerweise fest.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich konnte nicht schlafen.«
    Sarah nickte ihr zu. »Da du dich unter dem Dach aufgehalten hast, kann ich davon ausgehen, daß du dort gearbeitet hast.«
    »Ich habe es versucht.«
    »Und?«
    »Nichts…«
    Jane hatte natürlich gelogen. Sie war gespannt darauf, ob ihr die Horror-Oma die Lüge abnahm. Einen Kommentar gab Sarah nicht ab. Sie schaute weiterhin prüfend über die Stufen hinweg in das Gesicht der Detektivin, als wollte sie feststellen, ob sie ihr glauben sollte oder nicht.
    Jane verhielt sich weiterhin ruhig. Zeit verstrich. Beide Frauen, die sonst sehr vertraut miteinander waren, wirkten plötzlich wie Fremde, die versuchten, die Wahrheit zu vertuschen.
    »Ist das alles, was du mir sagen willst, Jane?«
    »Möchtest du noch mehr hören?«
    »Wenn es die Wahrheit ist, nicht.«
    »Es ist die Wahrheit.« Jane war die erste, die sich bewegte. Sie stieg die Treppe hinab. Sarah sprach sie dabei nicht an, sie schaute ihr nur prüfend entgegen. Erst als Jane vor ihr stand, übernahm sie das Wort.
    »Wenn du dort oben gearbeitet oder es zumindest versucht hast, gehe ich davon aus, daß du mehr über diesen Nathan Lassalle erfahren wolltest.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und? Hast du es?«
    Jane Collins schüttelte den Kopf. »Nein, Sarah, das habe ich nicht. Ich wollte nachschauen, ob ich in einer entsprechenden CD-ROM etwas über ihn erfahren konnte. Leider nicht, Sarah. Es war ein Fehlschuß.«
    »Aha – ein Fehlschuß.«
    »Wieso? Glaubst du mir nicht?«
    »Keine Ahnung, Jane. Ich weiß es wirklich nicht, was ich dir noch glauben soll.«
    »Aber es stimmt, verflixt. Ich habe nichts über ihn erfahren. Du kannst selbst hochgehen und es testen.«
    »Könnte ich, möchte ich aber nicht. Es hat keinen Sinn, wenn wir zueinander das Vertrauen verlieren. Ich nehme es hin, daß du nichts erfahren hast, und damit hat es sich für mich.«
    »Danke.«
    Lady Sarah räusperte sich. Sie war schon im Begriff, sich abzuwenden, da fiel ihr noch etwas ein. »Solltest du irgendwelche Probleme haben, mit denen du allein nicht fertig wirst, Jane, dann möchte ich dich bitten, nicht darüber zu schweigen. Du weißt selbst, daß wir uns bisher immer vertraut haben. Ich will, daß es so bleibt. Das Vertrauen zwischen uns beiden ist wichtig. Es ist eigentlich die Basis.«
    Sie nickte. »Ja, das weiß ich, Sarah.«
    »Dann bin ich zufrieden.«
    »Gute Nacht.«
    Die Horror-Oma lächelte Jane an. Nur war es kein fröhliches Lächeln. »Ja, Kind, gute Nacht.« Sie streichelte Janes Wange. »Bitte, tu nichts Unüberlegtes.«
    »Keine Angst, ich bin milllerweile erwachsen geworden.«
    »Das hoffe ich für dich.«
    Damit war das Gespräch der beiden Frauen beendet. Sarah Goldwyn drehte sich um und ließ Jane allein zurück. Sie ging nach unten, wo sie sich ein Schlafzimmer eingerichtet hatte.
    Jane schaute auf ihren Rücken. Sie hatte die Stirn gerunzelt und kam sich vor wie jemand mit schlechtem Gewissen. Sie schwankte. Sie hätte sich Sarah offenbaren und die Hemmschwelle überschreiten sollen.
    Sie hatte es nicht getan. Die andere Seite in ihr war stärker gewesen. Die Faszination dieses Blutgesichts, das auf jeden Menschen abstoßend wirkten mußte.
    Auch auf Jane. Trotzdem traf es nicht zu. Dieses Gesicht hatte in ihr etwas losgelöst, mit dem sie nicht zurechtkam. Vielleicht hatte es schon immer tief in ihr geschlummert. Es war ihr nur nicht aufgefallen, aber Lassalle hatte es verstanden, die andere Seite in ihr zu wecken. Daß sie einmal auf der Seite des Teufels gestanden hatte, darüber dachte sie nicht nach. Es war ihr zudem nicht in den Sinn gekommen, aber es stimmte schon. Da mochte es noch einen Rest geben, der sich nun zu einem großen Gefühl aufgebaut hatte.
    Sie betrat ihr Zimmer.
    Der erste Blick galt dem Fenster. Jane merkte auch sehr deutlich die
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