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Blutflüstern: Novelle (German Edition)

Blutflüstern: Novelle (German Edition)

Titel: Blutflüstern: Novelle (German Edition)
Autoren: Kim Harrison
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Cincinnati einen guten Erdmagie-Studiengang.« Es folgte ein vielsagendes Zögern. »Aber ich danke dir.«
    »Hat sie dir erzählt, dass sie Kampfsportkurse macht?«, fragte sie dann, um das Thema zu wechseln. Bei dem Stolz in ihrer Stimme musste ich lächeln. Die Hälfte mit dem Zitronensaft war fertig, und ich griff nach dem Mörser mit der Mischung aus Wein und Stechpalme.
    »Sie hat gerade erst ihren schwarzen Gürtel bekommen«, fuhr meine Mom fort, als ich das Ganze keuchend noch etwas feiner zerrieb. »Ich wollte, dass sie es dir erzählt, aber …«
    »Sie hat die Berlinetta dafür verkauft«, beendete Robbie bedrückt ihren Satz. Ich grinste. »Ja, sie hat es mir erzählt. Mom, Rachel muss nicht wissen, wie man kämpft. Sie ist nicht stark. Sie wird es niemals sein, und sie in dem Glauben zu belassen, dass sie alles tun kann, sorgt nur dafür, dass die Enttäuschung später größer wird.«
    Ich erstarrte und fühlte mich, als hätte er mir eine Ohrfeige verpasst.
    »Rachel kann alles erreichen!«, sagte meine Mom kämpferisch.
    »Das meine ich nicht, Mom …«, flehte er. »Ich weiß, dass sie es kann, aber sie ist so auf all die körperlichen Aktivitäten fixiert, obwohl sie in ihrem Bereich eine erstklassige Hexe werden kann, wenn sie sich nur bemüht. Sie ist gut, Mom«, drängte er weiter. »Sie ist gerade da drin und wirkt einen komplizierten Zauber, ohne dabei
mit der Wimper zu zucken. Das ist ein seltenes Talent. Das kann man nicht lernen.«
    Als er meine Fähigkeiten lobte, kämpften Wut und Stolz in mir. Meine Mom schwieg, und ich kanalisierte meine Frustration in meine Stoßbewegungen im Mörser.
    »Ich sage ja nur«, fuhr er fort, »dass du sie vielleicht dazu bringen könntest, nicht mehr Supergirl sein zu wollen und ihr klarmachst, dass manche Männer kluge Frauen mit Brille genauso sehr mögen wie harte Frauen in Stiefeln.«
    »Der Grund dafür, dass Rachel so schwer daran arbeitet, allen zu beweisen, dass sie nicht schwach ist, ist der, dass sie es ist«, erklärte meine Mom, und plötzlich tat mein Magen weh. »Sie sieht es als Fehler, und ich werde ihr nicht sagen, dass sie damit aufhören soll, diese Schwäche überwinden zu wollen. Sie definiert sich über Herausforderungen. So hat sie überlebt. Und jetzt halt den Mund und iss noch einen verdammten Keks. Hier läuft alles prima.«
    Meine Kehle war wie zugeschnürt, und ich bemerkte erst, als ich den Stößel losließ, dass meine Finger sich verkrampft hatten. Ich hatte unglaublich hart für meinen schwarzen Gürtel gearbeitet, damit die I.S. mich nicht beim physischen Test rausschmeißen konnte. Sicher, ich hatte fast doppelt so lang dafür gebraucht wie alle anderen und ja, ich lag immer noch nach jeder Stunde zehn Minuten auf dem Rücken, aber ich schaffte alles, was andere auch schafften, und das mit mehr Kraft und Genauigkeit als die meisten.
    Ich wischte mir eine Zornesträne aus dem Augenwinkel, bevor ich den Rührstab verwendete, um noch den letzten Rest aus dem Mörser zu kratzen. Verdammt. Ich hasste es, wenn Robbie mich zum Heulen brachte. Er
war gut darin. Allerdings war er auch gut darin, mich zum Lachen zu bringen. Aber meine Schultern taten unglaublich weh, und meine Knie fühlten sich schon wieder unglaublich weich an. Ich musste mich wieder setzen. Angewidert von mir selbst ließ ich mich in einen Stuhl fallen und stemmte die Ellbogen auf den Tisch. Meine Haare bildeten einen Vorhang zwischen mir und dem Rest der Welt. Ich war noch nicht viel stärker als zu der Zeit, als sie mich aus dem Wunsch-Camp geworfen hatten. Ich wurde einfach nur besser darin, die Folgen abzuschätzen und zu verstecken. Und ich will Runner werden?
    Unglücklich massierte ich meinen Arm, um die Schmerzen zu vertreiben. Aber der Zauber war bis auf die drei Tropfen Hexenblut fertig und die würden erst hineinkommen, wenn wir auf dem Platz waren. Mom und Robbie sprachen jetzt leiser, aber ihrem Ton konnte ich trotzdem entnehmen, dass sie sich stritten. Ich zog die zweite staubige Kiste zu mir heran und wühlte darin herum, bis ich eine Flasche gefunden hatte, in die ich den Trank füllen konnte.
    Die purpurne erschien mir einfach nicht richtig zu sein und schließlich entschied ich mich für eine schwarze mit Glasstöpsel. Mit einem Küchentuch wischte ich den Staub ab, dann schüttete ich die Weinmischung hinein. Es überraschte mich, dass sich die Stechpalmen- und Efeuteile ohne Rückstände auflösten. Als Nächstes kam die Hälfte mit dem
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