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Blutflucht Evolution

Blutflucht Evolution

Titel: Blutflucht Evolution
Autoren: Loreen Ravenscroft
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in meiner Lunge zu spüren.
    »Okay, dann bis morgen. Schlaf gut.« Strahlend ließ er meine Hand los und ging.
    »Du auch«, rief ich ihm nach, aber über meine Hochstimmung hatte sich ein Schatten gelegt.
    Von nun an erlebte ich alles wie in Trance; meine Gedanken drehten sich im Kreis. Jack schien so nett, doch dieser Mann zu seinen Füßen, das Feuer und das viele Blut … Was war nur passiert? War Jack dafür verantwortlich? Was war, wenn er diesen Mann umgebracht hatte und ich dabei war, mich mit einem Mörder zu verabreden? Eigentlich kannte ich ihn gar nicht, doch es zog mich so unwahrscheinlich stark zu ihm hin wie Eisenspäne zu einem Magneten. Und wenn wir uns berührten, überkam mich ein noch nie da gewesenes Gefühl. Es war, als hätte er einen Zauberbann über mich gelegt. Ich war total verwirrt.
    Erst als Sam mir ins Ohr brüllte: »Die Männer von Tisch fünf wollen endlich ihre Drinks!«, kam ich wieder zu mir und versuchte, meine negativen Gedanken zu verdrängen, damit ich mich auf meine Arbeit konzentrieren konnte.
    Als der letzte Gast gegangen war und Sam die Kneipe schließen wollte, war es schon vier Uhr morgens.
    »Geh ins Bett, Onkelchen, ich kann den Rest hier allein erledigen.«
    Sam hob die Brauen. »Aber …«
    »Keine Widerrede, ich schaffe das!« Jacks Erinnerungen wühlten mich so auf, dass mir kein bisschen nach Schlafen zumute war, obwohl mein Körper nichts gegen eine weiche Matratze einzuwenden gehabt hätte.
    »Wenn ich dich nicht hätte.« Sam seufzte müde, drückte mir einen Kuss auf die Wange und humpelte zur Tür. Lange würde er diese anstrengenden Nächte nicht mehr mitmachen können.
    Eine halbe Stunde später schloss ich die Tür hinter mir und inhalierte kühle Morgenluft, genoss die frische Brise auf meiner feuchten Haut. Nun zählten nur zwei Dinge: eine Dusche und mein Bett. Jetzt erst bemerkte ich, wie erschöpft ich eigentlich war. Über Jack konnte ich mir morgen noch den Kopf zerbrechen.
    Gerade wollte ich mich auf den Heimweg machen, als aus der dunklen Seitengasse zwei Schatten traten. »Na, Sweety, so spät noch unterwegs?«
    Diese Stimme kam mir verdammt bekannt vor, weshalb sich mein Magen unwillkürlich verkrampfte. Nun erkannte ich sie im schwachen Licht der Morgendämmerung: Es waren die zwei Halbstarken.
    Sofort schoss mir die Szene im Keller durch den Kopf. Mir wurde klar, dass ich hier allein war und mir diesmal keiner zu Hilfe eilen konnte. Die aufsteigende Panik und das bleischwere Gefühl in meinen Beinen hinderte mich am Loslaufen. Mein Herz klopfte plötzlich wie ein Presslufthammer.
    »Sollen wir dich nach Hause bringen? Eine
Lady
sollte zu dieser Zeit nicht allein unterwegs sein.« Pickelgesicht grinste mich teuflisch an.
    »Nein Danke, Jungs«, antwortete ich und versuchte, normal zu klingen, obwohl ich schon meinen Pulsschlag an meinem Hals spürte und meine Hände zitterten. Mühsam setzten sich meine Beine in Bewegung, doch Blondie packte mich am Handgelenk.
    Ich erstarrte.
    Als er sprach, roch ich den Alkohol aus seinem Mund. »Nicht so schnell, Zuckerpuppe, vielleicht kannst du uns ja noch ein paar Drinks ausschenken?«
    »Die Kneipe ist längst geschlossen. Kommt Montag wieder«, brachte ich mit leiser Stimme hervor. Tränen schossen mir in die Augen. Ich hatte Angst. Unheimlich große Angst!
    »Dein Mutanten-Freund hat uns verboten, die Kneipe jemals wieder zu betreten«, sprach der andere in leicht lallendem Tonfall. »Doch da er ja jetzt nicht da ist, könntest du vielleicht so freundlich sein? Wir haben auch Hype dabei, das würde dich bestimmt auflockern, nicht wahr, Sweety?«
    Hype war eine synthetisch hergestellte Droge, die viele konsumierten. Ich hatte bisher tunlichst meine Finger davon gelassen. »Haut ab und lasst mich in Ruhe!«, schrie ich, in der Hoffnung, sie würden endlich verschwinden, doch der Griff um mein Handgelenk wurde fester.
    »Heute gehörst du uns ganz allein, Süße, darauf haben wir uns schon lange gefreut«, flüsterte Blondie mir ins Ohr, als er mich gegen die Hauswand drückte. Meine Panik wurde größer, mein Herz raste wie wild. Ich spürte die Hitze seiner schlacksigen Gestalt und seinen heißen Atem an meinem Hals und glaubte, ich müsse mich gleich übergeben. Diesen ekelhaften Typen würde ich meinen Körper nicht so ohne weiteres überlassen. Ich würde mich wehren bis zum bitteren Ende!
    »He, Bruce, ich bin zuerst dran, ich bin so geil, dass mir gleich die Eier platzen! Du stehst solange
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