Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
erklärte er, »man kriegt keine Ruhe vor ihr: Leder, Latex, Fesseln, die ganze Palette, den ganzen Tag und bis in den frühen Morgen. Ich bin total fertig, weiß überhaupt
nicht, wie ich ihren Erwartungen nachkommen soll. Ich fresse Viagra wie bekloppt, aber das nützt auch nichts, okay? Können wir vielleicht jetzt über was anderes reden?«
    Guðni zog die Brauen hoch und hob beschwichtigend die Hände. »Hey, sorry , Kumpel, sorry . Ganz relaxt , okay?«
    »Und möglichst auf Isländisch.«
    » Allright . Über etwas anderes reden, auf Isländisch.« Guðni kratzte sich am Bauch, der sowohl das Hemd als auch den Hosenbund zu sprengen drohte. »Das Essen war verdammt lecker, auf jeden Fall die Keule. Für Muscheln bin ich ehrlich gesagt nicht so zu haben, aber die Keule war fucking brilliant . Echt genial, meine ich«, korrigierte er sich und blinzelte Árni zu. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass du kochen kannst.«
    Árni griff wieder zum Schneebesen und rührte weiter.
    »Ich kann zwar kochen«, entgegnete er, »aber das Essen heute Abend geht ganz auf Ástas Konto. Alles außer der Sauce, die ich hier fabriziere.«
    Guðni schnalzte mit der Zunge. »Ey, genau wie ich gesagt habe, you lucky bastard . Ist das nicht das Mädchen, das du vor zwei Jahren vernehmen musstest? Die Freundin von dieser Computertussi, die umgebracht wurde?«
    Árni nickte. »Ja, das ist sie.«
    Guðni nickte ebenfalls. »Wie ich gedacht habe. Irgendwie konnte ich mich an den Namen erinnern.« Er zog die Nase hoch, öffnete den Schrank unter der Spüle und spuckte ein paar durchweichte Tabakfetzen in den Mülleimer. »Ásta, komischer Name für so eine Negerin. Hast du sie damals gleich gevögelt?«
    »Wer hat wen wann gevögelt?«, fragte Katrín, die genau in dem Moment mit einem Glas Rotwein in der Hand in die Küche gestürmt kam, als Árni den Schneebesen auf Guðnis Glatze niedergehen lassen wollte.

    Árni antwortete nicht, sondern schüttelte nur den Kopf und rührte wie besessen weiter. Guðni öffnete den Mund, doch bevor er noch ein Wort herausbringen konnte, packte Katrín ihn beim abgewetzten Schlips und zerrte ihn aus der Küche hinaus ins Wohnzimmer.
    »Komm schon, du Drecksack«, sagte sie, »lass den Kleinen in Ruhe.«
    Anschließend kehrte sie wieder in die Küche zurück. »Der verdammte Kerl ist unerträglich«, sagte sie, »und manchmal mehr als das.« Árni murmelte etwas Zustimmendes, nahm den Topf vom Herd, und rührte kräftig weiter. Katrín trank einen Schluck Rotwein. »Kommst du nicht bald wieder rein?«
    »Ja«, sagte Árni, »ich komme gleich.« Er goss die Schokoladensauce in eine Schüssel, holte eine kleine Schöpfkelle und einen großen Löffel aus der zweitobersten Schublade, nahm die Schale mit Erdbeeren aus dem Kühlschrank und das Eis aus dem Gefrierfach. »Ich komme sofort.«
    »Furchtbar, dieser Unfall da oben in Kárahnjúkar«, sagte Katrín, um etwas zu sagen.
    »Ja, furchtbar«, pflichtete Árni ihr bei. Er stürzte das Eis aus der Verpackung auf eine Platte und reichte sie Katrín. »Nimmst du das bitte mit ins Wohnzimmer?«
     
    Elf Personen waren um einen Tisch mit weißer Kunststoffplatte herum versammelt: zehn Männer und eine Frau; fünf Isländer, fünf Italiener und ein Schwede; sieben Ingenieure, drei Techniker und ein Betriebswirt. Ihre Gesichter waren im kalten Schein der Neonbeleuchtung ebenso weiß wie die Tischplatte oder die nackten Wände, und niemand sagte einen Ton, obwohl vier der Anwesenden im Konferenzzimmer, wo absolutes Rauchverbot herrschte, wie die Schlote rauchten. Sogar Matthías, der auch jetzt wieder Ricardo am anderen
Ende des Tisches gegenübersaß, verspürte das starke Bedürfnis, eine Zigarette von seinem Sitznachbarn zu schnorren, obwohl er vor einem Vierteljahrhundert aufgehört hatte zu rauchen. Andere waren schon aus weit geringerem Anlass eingeknickt, dachte er, während er über die Ereignisse des Tages und die Lage, in der sie sich jetzt befanden, nachdachte. Und die war selbstverständlich katastrophal, egal, von welcher Perspektive aus man das betrachtete. Nicht zuletzt nach außen hin.
    Das Kraftwerk war von Anfang an umstritten gewesen, und diese Geschichte würde die Lage nicht verbessern. Daher waren sich Ricardo und er, so zynisch es klingen mochte, darüber einig, dass es jetzt galt, mit allen Mitteln zu verhindern, dass der Tod dieser sechs Männer denjenigen wieder Auftrieb geben würde, die am heftigsten gegen das größte Bauprojekt der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher