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Blutbeichte

Blutbeichte

Titel: Blutbeichte
Autoren: Alex Barclay
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zu sehen. Unter dem Fenster lagen eine Yogamatte und zwei rosa Hanteln.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ein guter Grafikdesigner bei dieser Einrichtung seine Hand im Spiel hatte«, sagte Joe.
    »Vielleicht war er ein schlechter Grafikdesigner«, meinte Danny. »Du neigst dazu, Opfer talentierter darzustellen, als Beweise es belegen.«
    »Tue ich nicht.«
    »Wenn sie in einem schicken Haus wohnen, tust du’s.«
    »Aber sie wohnen selten in schicken Häusern, Danny. Stattdessen verwesen sie auf den nackten Sprungfedern eines Bettes in einer heruntergekommenen Opiumhöhle oder an einem Ort, der seit Ewigkeiten kein Putzmittel mehr gesehen hat.«
    Sie betraten Ethan Lowrys Arbeitszimmer.
    »Das passt schon eher«, sagte Joe. »Verstehst du, was ich meine?«
    »Du vermischst Krimis und diese Renovierungssendungen. Einsatz in vier Wänden. Tatort: Villa.«
    »Blödmann.«
    »Detective Joe Lucchesi ermittelt in Ihrem Mordfall, liebe Zuschauer«, fuhr Danny fort. »Er will dem Täter und Ihrem Geschmack auf die Spur kommen. Wo waren Sie in der Nacht des Mordes? Und warum haben Sie diese Stoffe zu diesem Teppich ausgewählt? Die Auflösung sehen Sie nach der Pause. In dieser Saison sind grüne Küchen der Renner, und für Ihre Morde empfehlen wir Ihnen Küchenmesser der Marke …«
    »Okay, okay«, unterbrach Joe. »Lass mich nachdenken.«
    Ethan Lowrys Büro war aufgeräumt und zweckmäßig eingerichtet. An einer weißen Wand stand ein langer grauer Computertisch auf Stahlbeinen. Ein 20-Zoll-Flachbildmonitor stand in der Mitte. Der Bildschirmschoner lief und zeigte eine Diashow von Lowrys Schnappschüssen. Vor dieser Fotoserie aus dem Leben eines toten Mannes blieb Joe stehen. Die Fotos ließen erkennen, dass Ethan Lowry sich alle Mühe gegeben hatte, Gewicht zu verlieren. Der straffere, leichtere Körper, für den er sich geschunden hatte, lag nun entstellt und geschunden in einer Blutlache hinter der Eingangstür. Eine professionelle SLR-Digitalkamera lag auf einem kleinen Tisch rechter Hand, neben zwei Schubladenelementen aus durchsichtigem Plastik. Joe zog ein paar Schubfächer auf: Quittungen, Büroklammern, Gummibänder, Briefmarken. In der untersten Schublade lagen zahlreiche Auszeichnungen, die allmählich verstaubten.
    Die Kabel des Computers, Druckers, Zip-Laufwerks und der Lampe, die unter dem Tisch lagen, waren säuberlich mit Kabelbindern verlegt worden und endeten mit Steckern, die mit Symbolen versehen waren. Auf dem Boden neben einem ordentlich gemachten Bett in der Ecke lagen eine marineblaue Jogginghose, ein weißes T-Shirt und eine weiße Boxershorts aus Jersey. Daneben lag ein mit Gummiband umwickelter Packen Briefe, die mit mädchenhafter Schrift geschrieben und an Ethan Lowry gerichtet waren. Auf dem Bett lag ein17-Zoll-PowerBook, an dem ein winziges weißes Licht blinkte. Daneben lagen ein Vibrator mit Fernbedienung und eine kurze, harte Lederpeitsche.
    Joe klappte den Laptop auf, worauf eine Bilderfolge von Softporno-DVD-Hüllen gezeigt wurde: Männer in Jeans und mit nackten, glänzenden Oberkörpern beugten sich über verloren wirkende Blondinen. Lesben mit riesigen Brüsten, die sich küssten, Cheerleader, Handwerker, junge Soldatinnen und Soldaten, Polizisten.
    »Ein Fan der Village People. Wir sind zu schüchtern für so was«, sagte Danny.
    »Zu zahm.«
    »Ja, ein zweiter Marvin ist er nicht.« Marvin war eine der ersten Leichen gewesen, mit der Joe und Danny sich als Anfänger hatten beschäftigen müssen, ein krankhaft fetter Mann, der seinen eigenen Essgewohnheiten zum Opfer gefallen war. In seiner Wohnung hatten sie Berge von Lebensmitteln, einen großen Stapel Krispy-Kreme-Schachteln, einen Haufen zerknitterter Kleenextücher und die schmutzigste Sammlung von Amateurpornos gefunden, die ihnen je untergekommen war.
    Sie betraten das Schlafzimmer. Es war ebenfalls aufgeräumt, und die untere Hälfte des Doppelbettes war mit einer blassgrünen Satindecke bedeckt.
    Auf beiden Nachtschränken lagen neben Wasserflaschen Bücher. Auf der Seite der Frau lagen Kopfschmerztabletten und ein Armband, auf der Seite des Mannes eine Brieftasche und eine Uhr. In einer Ecke stand ein Stuhl, auf den eine Jeans und ein graues Sweatshirt gebettet waren. Über eine Stufe linker Hand erreichte man einen höher gelegenen Ankleidebereich, der Mrs Lowrys Reich zu sein schien und der durch den Überfall am stärksten betroffen war. Überall lagen Schminkutensilien und Schuhe, Gürtel und Taschen verstreut. In einer
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