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Blut muss fließen

Blut muss fließen

Titel: Blut muss fließen
Autoren: Thomas Kuban
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teilweise, sondern umfassend publizieren können (immer anonym oder unter wechselnden Tarnnamen), dann hätte meine Arbeit ihren Zweck erfüllt gehabt, und ich wäre niemals aus der Deckung gegangen – auch nicht nach dem Ende meiner Recherchen, wann immer das gewesen wäre. Das zusätzliche Risiko, das die »Geburt« und der öffentliche Auftritt von »Thomas Kuban« mit sich brachten und bringen, hätte ich allzu gerne vermieden!
    Ich wünsche Kolleginnen und Kollegen, die künftig ähnliche Projekte angehen, dass sie ihre Arbeit professionell, das heißt als maximal verschleiertes Phantom, zu Ende bringen können. Und das geht nur mit einer fairen Bezahlung ihrer Leistung. Um ihnen handwerklich die Arbeit nicht unnötig zu erschweren, äußere ich mich nicht dazu, wie meine High-End-Technik der letzten Jahre beschaffen war und mit welchen Kniffen ich die Nazi-Saalschützer überlistet habe.
    Ich fürchte jedoch, dass sich an der »Rendite statt Recherche«- Mentalität von Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen sowie an der Infotainmentstrategie der öffentlich-rechtlichen Senderbürokratie nichts ändern wird, zumindest nicht kurz- oder mittelfristig. Es muss sich aber schnell und nachhaltig etwas ändern, weil die Rechercheleistung der Medien maßgeblich beeinflusst, wie gut die Bürger informiert sind. Von ihrer Informationsbasis hängt es ab, wie handlungsfähig die Zivilgesellschaft ist – beispielsweise, wenn es Krisen des Wirtschaftssystems und der parlamentarischen Demokratie zu überwinden gilt, mit denen auch das Nazi-Problem verknüpft ist.
    Vor diesem Hintergrund möchte ich einen Vorschlag machen.
    Journalisten, die tiefgehend recherchieren wollen, und Bürger, die sich gegenwärtig unzureichend informiert fühlen, könnten sich zusammenschließen. Sie könnten eine Mediengenossenschaft gründen, die journalistische Selbsthilfegruppe und Bürgerinitiative zugleich ist. Ergänzend wäre eine Recherchestiftung sinnvoll, in die Spenden und Nachlässe fließen können.
    Die genossenschaftliche Organisation wäre der Garant dafür, dass dieses Medium von keinem Multimillionär a la Silvio Berlusconi | 310 | aufgekauft werden kann. Die Mitgliederversammlung als entscheidendes Organ könnte zusätzlich als eine Art Presserat fungieren, der die basisdemokratische Kontrolle der Mediengenossenschaft und ihre Unabhängigkeit von politischen und wirtschaftlichen Interessengruppen sicherstellt.
    Zum Auftakt würde sich aufgrund der vergleichsweise niedrigen Produktionskosten und der großen Reichweite ein Online-Magazin anbieten, das mit Video- und Audiosegmenten ergänzt und stetig ausgebaut wird. Bei entsprechender Nachfrage könnte eine Auswahl von Berichten monatlich oder wöchentlich als Printmagazin herausgegeben werden, auch ein Radio- oder Fernsehkanal könnte perspektivisch möglich sein.
    Eine Medienstruktur, die nach journalistischen und nicht nach profit- oder quotenorientierten Grundsätzen gestaltet ist, würde nebenbei nationalistischen Bestrebungen entgegenwirken. Nationalisten sind bekanntlich auf Ländergrenzen und Völker fixiert. Dabei handelt es sich nicht um Errungenschaften, die das Leben eines Menschen positiv beeinflussen – demokratisch geprägte Werte und Normen hingegen sehr wohl, sofern sie eingehalten werden oder wieder eingehalten werden würden. Dazu kann eine Recherchegenossenschaft beitragen, indem sie Entwicklungen und Bestrebungen identifiziert und publik macht, die Freiheit, Gerechtigkeit und Wohlstand gefährden.
    Je mehr Bürger sich als Mitglieder, Stifter oder Abonnenten daran finanziell beteiligten, desto leistungsstärker würde so ein gesellschaftliches Unternehmen – und damit tatsächlich zur Vierten Gewalt im demokratischen Rechtsstaat. Ich gehe davon aus, dass es in Deutschland Hunderttausende von Bürgern gibt, die daran Interesse haben könnten.
    So weit die Idee. Sobald es mir zeitlich möglich ist, werde ich den Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen suchen, die über ähnliche Vorhaben nachdenken oder schon an der Realisierung arbeiten.
  
    Ihr
    Thomas Kuban
    (August 2012) | 311 |

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