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Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)
Autoren: Patricia Cornwell
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New York hier?«, frage ich die Direktorin. Wovon redet sie?
    »Jaime Berger. Sie beide sind doch befreundet.« Sie erhebt sich hinter ihrem Schreibtisch.
    Diesen Namen habe ich seit Monaten nicht mehr gehört. Er löst schmerzliche und unangenehme Erinnerungen in mir aus.
    »Sie steckt in laufenden Ermittlungen. Ich kenne keine Einzelheiten, und das sollte ich auch nicht«, spricht sie weiter über die bekannte Leiterin der Abteilung für Sexualdelikte bei der Staatsanwaltschaft von Manhattan. »Sie hat große Pläne und besteht darauf, dass nichts an die Medien oder sonst jemanden durchsickern darf. Deshalb hatte ich Hemmungen, Ihrem Anwalt davon zu erzählen. Allerdings dachte ich mir, dass Sie ohnehin über Jaime Bergers Interesse an unserer Anstalt im Bilde sind.«
    »Ich weiß nichts von laufenden Ermittlungen und tappe genauso im Dunkeln wie Sie«, entgegne ich mit unbewegter Miene.
    »Offenbar sagen Sie die Wahrheit«, stellt sie mit einem Anflug von Trotz und Ablehnung im Blick fest. »Es scheint, als hätte ich Ihnen gerade völlig neue Informationen gegeben, und das ist gut so. Es wäre mir nämlich gar nicht recht, wenn Ihr Besuch bei Kathleen nur ein Vorwand wäre, um zu verschleiern, dass es Ihnen um eine andere Person geht, für die ich hier verantwortlich bin. Und dass Sie in Wahrheit im Auftrag von Jaime Berger handeln.«
    »Ich habe nichts mit ihren Ermittlungen zu tun.«
    »Vielleicht doch, ohne es zu ahnen.«
    »Ich kann mir keinen Zusammenhang zwischen meinem Besuch bei Kathleen Lawler und Jaimes Projekt vorstellen.«
    »Sicher ist Ihnen bekannt, dass Lola Daggette zu uns gehört «, sagt Tara. Es ist eine seltsame Art, das auszudrücken, so als wäre die berüchtigtste Insassin des GPFW etwas, worauf man stolz sein sollte wie auf einen geretteten Rennhund oder eine im Gewächshaus am Ende der Straße gezüchtete seltene Pflanze.
    »Dr. Clarence Jordan und seine Familie, 6. Januar 2002, hier in Savannah«, fährt sie fort. »Ein Einbruch mitten in der Nacht, nur dass Raub nicht das Motiv war. Anscheinend ging es nur um Mord um des Mordens willen. Die Familie wurde in ihren Betten erstochen und zerstückelt. Einzige Ausnahme war das kleine Mädchen, einer der Zwillinge. Sie wurde die Treppe hinunter verfolgt und hat es bis zur Eingangstür geschafft.«
    Ich erinnere mich an den Vortrag, den Dr. Colin Dengate, der Leiter der Rechtsmedizin von Savannah, bei einer Tagung des amerikanischen Rechtsmedizinerverbands gehalten hat. Über die wahren Vorgänge in der Villa der Opfer und die Frage, wie die Täterin sich überhaupt Zutritt zum Haus verschaffen konnte, wurde viel spekuliert. Wenn ich mich recht entsinne, hat sie sich sogar ein Brot gemacht, ein Bier getrunken und die Toilette benutzt, ohne abzuziehen. Damals lautete die allgemeine Auffassung, dass der Tatort mehr Fragen aufwarf, als er beantwortete, denn die Indizien schienen einander zu widersprechen.
    »Lola Daggette wurde dabei ertappt, wie sie ihre blutige Kleidung wusch, und verstrickte sich dann in ihre Lügen«, erklärt Tara. »Eine Süchtige, die ihre Aggressionen nicht im Griff hatte. Sie hatte eine lange Drogenkarriere hinter sich und war schon öfter mit dem Gesetz in Konflikt geraten.«
    »Ich glaube, es gab da eine Theorie, dass mehr als eine Person beteiligt gewesen sein könnten«, erwidere ich.
    »Die Theorie hier bei uns lautet, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wurde und dass Lola in diesem Herbst Gelegenheit erhalten wird, sich vor Gott zu verantworten.«
    »War da nicht DNA – oder waren es Fingerabdrücke? –, die nicht zugeordnet werden konnte?« Allmählich fallen mir die Einzelheiten wieder ein. »Und folglich auch mehrere Täter denkbar wären.«
    »Das war Lolas Verteidigungsstrategie, die einzig halbwegs plausible Begründung ihres Anwalts dafür, wie das Blut der Opfer überall auf ihre Kleider geraten konnte, obwohl sie es angeblich nicht getan hat. Er hat einen nicht vorhandenen Komplizen erfunden, damit Lola jemandem die Schuld in die Schuhe schieben konnte.« Tara Grimm begleitet mich hinaus auf den Flur. »Mir gefällt die Vorstellung gar nicht, dass Lola womöglich eines Tages wieder frei draußen herumläuft. Und sie könnte Gelegenheit dazu erhalten, obwohl sie sämtliche Rechtsmittel ausgeschöpft hat. Offenbar wurden neue kriminaltechnische Untersuchungen der Beweisstücke von damals angeordnet. Irgendetwas mit der DNA.«
    »Wenn das stimmt, müssen Strafverfolgungsbehörden und Gerichte begründete
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