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Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)
Autoren: Patricia Cornwell
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Alkoholeinfluss totgefahren hat. Viele Frauen hier sind Mütter, Dr. Scarpetta. Oder Großmütter. Sogar ein paar Urgroßmütter sind dabei. Die meisten Insassinnen haben Kinder. Wer einem Kind Leid zugefügt hat, hat hier nichts zu lachen«, spricht sie langsam weiter. Ihre ruhige Stimme ist hart wie Metall. »Mir sind Gerüchte von einem geplanten Anschlag zu Ohren gekommen. Deshalb habe ich Kathleen zu ihrem eigenen Schutz in Haus Bravo verlegt, wo sie bleiben wird, bis ich den Eindruck habe, dass die Gefahr gebannt ist.«
    »Mich würde interessieren, was genau die Nachrichten gebracht haben«, versuche ich, ihr Details zu entlocken, obwohl ich sicher bin, dass alles frei erfunden ist. »Offenbar habe ich die Sendung, um die es geht, nicht gesehen. Ich kann mich nicht entsinnen, dass im Zusammenhang mit den Fällen in Massachusetts Kathleens Name erwähnt worden wäre.«
    »Anscheinend hat eine der Insassinnen, oder vielleicht war es auch jemand vom Wachpersonal, im Fernsehen einen Beitrag über Kathleens Vergangenheit mitgekriegt«, weicht Tara mir aus. »Und darin hieß es, sie sei eine Sexualverbrecherin. Es hat sich herumgesprochen wie ein Lauffeuer. Im Gefängnis macht man sich damit unbeliebt. Kindesmissbrauch verzeiht einem hier niemand.«
    »Kennen Sie diese Sendung auch?«
    »Nein.« Sie mustert mich argwöhnisch.
    »Ich frage mich nur, ob es vielleicht noch einen anderen Grund gibt«, ergänze ich.
    »Das glauben Sie.« Offenbar ist das nicht als Frage gemeint.
    »Man hat sich vor zwei Wochen mit mir, oder genauer mit Leonard Brazzo, wegen dieser Sache in Verbindung gesetzt«, merke ich an. »Und zwar etwa um dieselbe Zeit, als Kathleen in Einzelhaft verlegt wurde und den E-Mail-Zugang verlor. Also müsste sich das Gerücht ab dem Moment verbreitet haben, als ich gebeten wurde, mich mit ihr zu treffen. Käme das ungefähr hin?«
    Sie sieht mich unverwandt an. Ihrem Blick ist nichts zu entnehmen.
    »Ich bin nicht so sicher, ob es diese Nachrichtensendung tatsächlich gegeben hat«, beschließe ich, den Stier bei den Hörnern zu packen.

3
    Die Mordserie begann vor etwa acht Monaten im Nordosten von Massachusetts. Der erste Tote war ein bekannter Football- Spieler einer College-Mannschaft, dessen verstümmelte Leiche im Hafenbecken von Boston unweit des Stützpunkts der Küstenwache gefunden wurde.
    Drei Monate später wurde ein kleiner Junge in Salem in seinem eigenen Garten getötet. Man ging davon aus, dass er Opfer eines satanistischen Rituals geworden war, da ihm Nägel in seinen Kopf getrieben worden waren. Der nächste Ermordete, Student am MIT, wurde in einem Park in Cambridge mit einem Injektionsmesser erstochen. Und zu guter Letzt erschoss jemand meinen Stellvertreter Jack Fielding mit seiner eigenen Waffe. Uns sollte weisgemacht werden, Jack habe die Morde verübt und sich schließlich selbst gerichtet. In Wahrheit jedoch ist seine leibliche Tochter die Täterin, und sie wäre wohl ungeschoren davongekommen, wäre ihr Mordanschlag auf mich geglückt.
    »Die Medien haben zwar viel über Dawn Kincaid berichtet«, fahre ich fort, damit Tara Grimm begreift, worauf ich hinauswill. »Doch über Kathleen und ihre Vergangenheit ist mir nichts zu Ohren gekommen. Auch das, was Jack in seiner Kindheit zugestoßen ist, wurde in den Nachrichten nicht erwähnt. Nicht, soweit mir bekannt ist.«
    »Wir können uns nicht völlig gegen Einflüsse von außen abschotten «, flüchtet sich Tara in geheimnisvolle Andeutungen. »Angehörige kommen und gehen. Anwälte ebenso. Manchmal sind es auch einflussreiche Leute mit zuweilen dubiosen Motiven, die etwas auslösen und damit eine Insassin in Schwierigkeiten bringen. Und ehe sie sich versieht, verliert sie ihre wenigen Vergünstigungen oder sogar noch mehr. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft diese liberalen Gutmenschen glauben, etwas gegen die Zustände hier unternehmen zu müssen. Aber sie verursachen damit nur jede Menge Probleme und bringen andere in Gefahr. Vielleicht sollten Sie sich einmal fragen, warum jemand eigens aus New York hierherkommt und sich in alles einmischt.«
    Ich stehe von dem Stuhl auf, der so hart und starr ist wie die Gefängnisdirektorin, auf deren Anweisung er angefertigt wurde. Durch die offenen Fensterläden sehe ich Frauen in grauer Gefängniskleidung, die Blumenbeete jäten, Graskanten entlang der Wege und Zäune stutzen und Windhunde spazieren führen. Der Himmel wirkt inzwischen aufgewühlt und ist bleigrau. »Wer war denn aus
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