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Bloody Mary.

Bloody Mary.

Titel: Bloody Mary.
Autoren: Tom Sharpe
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Skandalen tritt und die schlimmste Serie von Verleumdungsklagen heraufbeschwört, die die Welt je erlebt hat.« »Ganz genau«, sagte Goodenough. »Was könnte es Besseres geben? Wenn man den Dekan, den Obertutor etc. dazu bringt, juristisch gegen dieses Biest vorzugehen, frißt sie uns doch aus den Händen. Sie haben ja keine Ahnung, wie sehr die Zustellung von Vorladungen und sich abzeichnende gewaltige Schadenersatzzahlungen einen Mandanten an seine – oder in diesem Fall: eine Mandantin an ihre – Rechtsberater fesselt. Sie wird darauf angewiesen sein, daß wir sie aus diesem Schlamassel herausholen.«
    Mr. Lapline klammerte sich pedantisch an ein Wort. »Fesselt? Fesselt? Ihre Wortwahl ist ebenso erschreckend wie Ihre Moral. Ehrlich gesagt finde ich Ihre Einstellung beängstigend.« »Und so soll es auch sein«, sagte Goodenough. »Deshalb sind wir ja so hervorragende Partner. Ich befasse mich auf meine vorbildliche Art mit den üblen Realitäten unseres Berufszweiges, während Sie unseren Ruf professioneller Rechtschaffenheit hegen und pflegen. Ich weise ja nur darauf hin, daß wir Lady Bloody Mary geben müssen, was sie will, wenn wir sie als Mandantin behalten wollen.« »Aber sie kann sich doch unmöglich von einer Schar zorniger Cambridge-Dons verklagen lassen wollen, die des Mordes beschuldigt wurden.«
    »Ich wüßte nicht, was dagegen spricht«, sagte Goodenough. »Nach allem, was Sie mir erzählt haben, besteht nicht die geringste Chance, nach all den Jahren die gerichtliche Untersuchung der Todesursache ihres Mannes wiederaufzunehmen, während ihr ein Verleumdungsprozeß sehr wohl die Möglichkeit eröffnet, ihre Auffassung darzulegen. So etwas nennt man im allgemeinen Sprachgebrauch: Die Leute werden ihr blaues Wunder erleben. Und denken Sie an unsere Honorare, Lapline, denken Sie an unsere Honorare.« »Ich denke an unseren Ruf«, sagte Lapline, »unsere Redlichkeit. Ihr Vorschlag widerspricht völlig ...« »Kommen Sie runter, alter Knabe, kommen Sie runter von Ihrem hohen Roß. Und verschonen Sie mich mit Redlichkeit. Nach einem langen Tag, an dem ich mit steuerhinterziehenden Idioten zu tun hatte, die Redlichkeit nicht vom Heck eines Autobusses unterscheiden könnten, kann ich auf eine Dosis berufliche Selbstgerechtigkeit ganz gut verzichten. Entweder Sie wollen das Laceysche Vermögen weiter verwalten oder nicht. Entscheiden Sie sich.«
    Doch Mr. Lapline hatte sich bereits entschieden. Lady Mary und das Laceysche Vermögen waren für seine berufliche Existenz bei weitem am wichtigsten. Das Vermögen der Laceys war zwar keineswegs gewaltig. Kein Vergleich mit den wirklich großen Vermögen, doch es war beträchtlich. Das wußte Mr. Lapline zu schätzen. Außerdem war es altes Geld und paßte sehr hübsch zu seinen eigenen Ansichten darüber, was richtig und angemessen war. Das ging sogar so weit, daß er es für »echtes« Geld hielt im Gegensatz zu der anderen Sorte, dem »unechten« Geld, mit dem sich Goodenough offenbar auskannte. Unechtes Geld zog auf absolut ungehörige Art und Weise durch die Welt, von einem Land zum anderen, aus einer Währung und einer Steueroase in die nächste. Mr. Lapline hielt davon ungefähr genauso wenig wie von Goodenough. Seiner Ansicht nach mangelte es beiden an Substanz. Anders als das Laceysche Geld. Es war sicher in solide britische Institutionen investiert, in Immobilien und gutgeführte Unternehmen. Daran war nicht zu rütteln. Doch vor allem anderen mußte Mr. Lapline es verwalten. Das Lacey-Vermögen war der Grundstein seines beruflichen Ansehens.
    »Na schön, dann soll es so sein«, sagte er. »Ich muß das Ihnen überlassen. Mein Magen ... Außerdem wüßte ich ohnehin nicht, wo ich nach einem sogenannten Gelehrten von der Sorte suchen sollte, die sie als Sir-Godber-Evans-Gedächtnis-Fellow akzeptieren würde.«
    »Ich finde garantiert einen«, sagte Goodenough. »Überlassen Sie das mir. Und ich an Ihrer Stelle würde mir diese elende Gallenblase rausnehmen lassen.«
    Mr. Lapline seufzte und schüttelte traurig den Kopf. »Sie haben gut reden«, sagte er. »Meine Frau erlaubt es nicht. Ihre Mutter ist bei einer Gallenoperation gestorben. Es ist verdammt lästig.« Er stand auf, um zu gehen. »Und vergessen Sie bitte nicht, daß dieser Sache nichts Anrüchiges anhaften darf. Wir sind verpflichtet, Lady Mary vor sich selbst zu schützen.« Diese Bemerkung war darauf angelegt, Goodenough zu verärgern. »Das versteht sich von selbst«, sagte der. »Daß
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