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Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines

Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines

Titel: Bloodlines - Mead, R: Bloodlines - Bloodlines
Autoren: Richelle Mead
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kostete mich sechs Minuten – was vielleicht ein neuer Rekord für mich war. Ich lief völlig geräuschlos die Treppe hinunter, wiederum vorsichtig darauf bedacht, meine Mutter nicht zu wecken. Im Wohnzimmer war es dunkel, aber durch die nicht ganz geschlossene Tür zum Arbeitszimmer meines Vaters drang Licht. Ich wertete dies als Einladung, drückte die Tür auf und trat ein. Bei meinem Erscheinen brach ein gedämpftes Gespräch ab. Mein Vater musterte mich von Kopf bis Fuß und zeigte seine Anerkennung für mein Erscheinungsbild so, wie ich es von ihm kannte: Er enthielt sich jeder Kritik.
    »Sydney«, begann er schroff. »Ich glaube, du kennst Donna Stanton.«
    Die ehrfurchtgebietende Alchemistin stand am Fenster, die Arme vor der Brust verschränkt, und sah so tough und hager aus, wie ich sie in Erinnerung hatte. Ich hatte in den vergangenen Wochen schon viel Zeit mit Donna Stanton verbracht, obwohl ich kaum behaupten würde, dass wir Freundinnen waren – vor allem, da gewisse Taten meinerseits dazu geführt hatten, dass wir beide unter eine Art Vampirhausarrest gestellt worden waren. Wenn sie irgendeinen Groll gegen mich hegte, ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken. Zum Gruß nickte sie mir höflich und absolut geschäftsmäßig zu.
    Noch drei weitere Alchemisten waren zugegen, allesamt Männer. Sie wurden mir als Barnes, Michaelson und Horowitz vorgestellt. Barnes und Michaelson waren etwa so alt wie mein Vater und Donna Stanton. Horowitz war jünger, Mitte zwanzig, und bereitete gerade das Tätowierbesteck vor. Sie alle waren ebenso angezogen wie ich und trugen geschäftsmäßige, lässige Kleidung in unauffälligen Farben. Unser Ziel war es, zwar nett auszusehen, aber keine Aufmerksamkeit zu erregen. Die Alchemisten waren jahrhundertelang die Men in Black gewesen, lange bevor Menschen von einem Leben auf anderen Welten geträumt hatten. Wenn das Licht auf die richtige Weise auf ihre Gesichter fiel, zeigte sich eine Lilientätowierung, die mit meiner identisch war.
    Wieder wuchs mein Unbehagen. War dies ein Verhör? Eine Untersuchung, um festzustellen, ob meine Entscheidung, einem abtrünnigen, halb vampirischen Mädchen zu helfen, bedeutete, dass meine Loyalität nicht länger den Alchemisten galt? Ich verschränkte die Arme vor der Brust und setzte einen neutralen Gesichtsausdruck auf. Dadurch hoffte ich, kühl und selbstbewusst zu wirken. Wenn ich noch eine Chance hatte, meine Sache zu vertreten, dann wollte ich sie so gut wie möglich nutzen.
    Bevor jemand ein weiteres Wort äußern konnte, trat Zoe ein. Sie schloss die Tür hinter sich und sah sich entsetzt und mit großen Augen um. Das Arbeitszimmer unseres Vaters war riesig – dafür hatte er einen Anbau an unser Haus gesetzt – , und bot allen Personen mühelos Platz. Aber während ich meine Schwester dabei beobachtete, wie sie die Szene in sich aufnahm, wusste ich, dass sie sich so eingeengt wie in einer Falle vorkam. Ich sah ihr in die Augen und versuchte, ihr eine stumme, mitfühlende Botschaft zu senden. Es musste funktioniert haben, denn sie huschte an meine Seite, wobei sie nur eine Spur weniger verängstigt wirkte.
    »Zoe«, sagte mein Vater. Er ließ ihren Namen in der Luft hängen, wie es so seine Art war, und machte uns beiden damit klar, dass er enttäuscht war. Ich erriet sofort den Grund. Sie trug Jeans und ein altes Sweatshirt und hatte ihr braunes Haar zu zwei niedlichen, aber schludrigen Zöpfen geflochten. Nach den Maßstäben jeder anderen Person wäre sie durchaus vorzeigbar gewesen – nicht aber nach seinen. Ich spürte, wie sie sich ängstlich an mich drückte, und versuchte, mich größer zu machen und mich noch beschützender zu geben. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass sein Tadel wahrgenommen worden war, stellte unser Vater Zoe den anderen vor. Stanton nickte ihr ebenso höflich zu wie mir eben auch schon und wandte sich dann an meinen Vater.
    »Ich verstehe nicht, Jared«, bemerkte sie. »Welche von beiden willst du einsetzen?«
    »Na ja, das ist das Problem«, antwortete mein Vater. »Zoe wurde angefordert … aber ich weiß nicht genau, ob sie schon so weit ist. Eigentlich weiß ich sogar sehr genau, dass sie es nicht ist. Sie steht mit ihrer Ausbildung noch ganz am Anfang. Aber im Lichte von Sydneys jüngsten … Erlebnissen … «
    Sofort fügte ich im Geiste die Einzelheiten zusammen. Zunächst einmal, und das war das Wichtigste, wurde ich anscheinend nicht in ein Umerziehungslager geschickt. Zumindest
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