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Blood Target: Thriller (German Edition)

Blood Target: Thriller (German Edition)

Titel: Blood Target: Thriller (German Edition)
Autoren: Tom Wood
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ihrer Arbeit auf diesem Gebiet bestand darin, die Resultate ihrer weniger fähigen Kollegen auszubügeln.
    »Ich glaube, wir können sagen, dass die Behandlung ein spektakulärer Erfolg war«, begann sie. »Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis und hoffe, Sie sind es auch. Der Kollege, der das Ohr ursprünglich zusammengenäht hat, hat selbstverständlich hervorragende Arbeit geleistet, auch wenn man sagen muss, dass er Ihnen in Bezug auf die Minimierung des Narbengewebes keinen Gefallen getan hat. Glücklicherweise aber war die Verletzung noch ziemlich frisch, und Sie sind noch relativ jung und verfügen über einen außergewöhnlich gesunden Körper. Beste Voraussetzungen also, dass ich mit meinen Methoden ein optimales Ergebnis erzielen konnte. Ich bin sicher, dass Sie es sich schon im Spiegel angesehen haben. Das eigentliche Narbengewebe, das sich, wie Sie wissen, nie vollkommen vermeiden lässt, beschränkt sich jetzt nur noch auf eine zarte Linie. Sie ist wirklich nur aus nächster Nähe sichtbar. Im Laufe der Zeit wird sich auch das noch weiter abschwächen, und ich nehme an, dass es spätestens in einem Jahr sogar Ihnen selbst schwerfallen wird, sie wiederzufinden.«
    Der Patient nickte. »Danke.«
    Einen derartig zurückhaltenden Dank war Frau Dr. Schule nicht gewöhnt. Normalerweise erntete sie breites Lächeln und endlose, tränenreiche Lobeshymnen. Sie hatte noch nie einen so emotionslosen Patienten erlebt. Bei der ersten Vorbesprechung hatte er sehr aufmerksam zugehört, hatte etliche scharfsinnige Fragen gestellt und weder Unsicherheit noch Besorgnis gezeigt. Am Tag der Operation hatte er entspannt und völlig angstfrei gewirkt. Sein Puls war fast schon beunruhigend normal gewesen.
    Er war mindestens zwanzig Jahre jünger als sie, und es widersprach ihrer Berufsethik, aber sie verspürte tatsächlich den Wunsch, ihn etwas näher kennenzulernen. Er hatte etwas an sich, etwas, das sich nicht in Worte fassen ließ und das jenseits jeder offensichtlichen Attraktivität lag.
    Sie räusperte sich. »Wenn Sie keine Schmerzen oder sonstige Unannehmlichkeiten haben, dann denke ich, wir können auf jede weitere Nachuntersuchung verzichten. Falls Sie mich aber in Zukunft wieder einmal konsultieren wollen, Sie sind jederzeit herzlich willkommen.«
    Der Patient nickte.
    »Wenn Sie erlauben«, fuhr Schule fort, »dann würde ich Ihren Fall gerne in einem Beitrag für eine chirurgische Fachzeitschrift aufgreifen, an dem ich zurzeit arbeite.«
    »Ich möchte nur sehr ungern in einer Zeitschrift erwähnt werden, vielen Dank.«
    »Ich kann Ihnen versichern, dass Ihre Anonymität voll und ganz gewährleistet ist. In meinem Artikel wird lediglich die Art der Verletzung, die Behandlungsmethode und das Ergebnis erwähnt werden.«
    »Meine Antwort lautet Nein.«
    Schule seufzte. »Nun, das ist zu schade. Aber es ist Ihre Entscheidung. Falls Sie Ihre Meinung doch noch ändern sollten, dann lassen Sie es mich wissen.«
    »Versprochen.«
    »Dann sind wir so weit fertig, denke ich.«
    »Da wäre noch eine Sache, bei der Sie mir vielleicht behilflich sein könnten«, sagte er.
    »Selbstverständlich.«
    »Ich möchte bitte alle Unterlagen mitnehmen, die im Zusammenhang mit meiner Behandlung angefallen sind, und ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie auch sämtliche elektronischen Datensätze vernichten würden.«
    Schule lächelte freundlich. »Ich kann Ihnen versichern, dass der Schutz Ihrer Privatsphäre für uns allergrößte Bedeutung hat. Außer meinen Mitarbeitern wird niemals irgendjemand diese Akten zu Gesicht bekommen. Ich bedaure sehr, wenn ich Sie mit meiner Nachfrage wegen des Artikels nervös gemacht habe. Ich respektiere Ihren Wunsch voll und ganz und garantiere Ihnen, dass ich Sie mit keinem Wort erwähnen werde.«
    Er nickte. »Ich weiß das zu schätzen, aber völlig unabhängig von Ihrem Artikel wäre es mir lieber, wenn keinerlei Aufzeichnungen von meinem Aufenthalt hier bei Ihnen zurückbleiben würden.«
    »Ich fürchte, wir müssen sämtliche Unterlagen aufbewahren, sowohl aus juristischen Gründen als auch für den Fall, dass Sie noch einmal hier behandelt werden. Sie brauchen sich wirklich nicht die geringsten Sorgen zu machen. Ich habe die Privatsphäre meiner Patienten von Anfang an mit größter Sorgfalt bewahrt und geschützt.«
    »Bitte händigen Sie mir die Unterlagen aus.« Seine Stimme klang ruhig, aber eindringlich.
    »Es tut mir leid«, sagte Schule, »aber das darf ich einfach nicht. Es wäre
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