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Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen

Titel: Blogging Queen - Profijt, J: Blogging Queen
Autoren: Jutta Profijt
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überzeugte, genüssliche Fleischesserin.
    »Du bist Vegetarier?«, vergewisserte ich mich eigentlich unnötigerweise, aber aus reiner Gehässigkeit. Ich wollte Sabine diese
     Eigenschaft noch einmal in aller Deutlichkeit unter die Nase reiben.
    Holger nickte. »Nur die christlichen Religionen stellen den Menschen über die Umwelt. Die Aufforderung:
Mach dir die Erde untertan
ist eine der größten Katastrophen der Menschheitsgeschichte. Man kann sagen, dass das Klimaproblem aus der christlichen Religion
     entstanden ist, weil der Mensch sich nicht mehr als Teil der Welt, sondern als ihr unabhängiger Herrscher empfindet. Das zeigt
     sich auch darin, dass man seine Mitgeschöpfe tötet und aufisst.«
    Ich bemühte mich um einen interessierten Gesichtsausdruck, während ich mich an einen Artikel über die Lebens- und Essgewohnheiten
     der Menschen in Patagonien erinnerte, den ich erst kürzlich gelesen hatte. Darin hatte etwas über eine sehr fleischlastige
     Ernährung gestanden.
    »Kennst du Patagonien? Warst du schon mal dort?«, fragte ich also. »Oder hast du schon mal so einen längeren Aufenthalt in
     der Wildnis   …« überlebt, hätte ich fast hinzugefügt.
    Holger winkte lächelnd ab. »Zu Frage eins: Nein. Zu Frage zwei: Ebenfalls Nein und zu Frage drei: Auch Nein. Und genau das
     ist der springende Punkt. Es ist wichtig, dass man sich auch mal auf etwas ganz Neues einlässt. Nur in der Bereitschaft, Bekanntes
     hinter sich zu lassen und sich dem Unbekannten rückhaltlos auszuliefern, liegt die Chance auf einen Erkenntnisgewinn.«
    »Nun schau doch nicht so skeptisch«, rügte mich Sabine.
    Anscheinend hat mein Interesse heuchelnder Gesichtsausdruck doch nicht funktioniert. Schade, diese intelligente Frau war eindeutig
     gerade dabei, mit einem in jeglicher Hinsicht blauäugigen Typen in ihr Unglück zu rennen. Und zwar rückhaltlos, wie Holger
     so schön formuliert hatte.
    Ich nahm mir vor, Sabine ab sofort und gnadenlos zu bearbeiten, um sie von diesem Irrsinn abzubringen.
    Ich greife der Entwicklung vor, wenn ich verrate, dass es mir nicht gelang. Dabei hätte ein Erfolg meiner Überredungsbemühungen
     nicht nur Sabine, sondern auch mir eine ganze Menge Scherereien erspart. Aber dazu komme ich noch.
     
    »Hier ist das Hundefutter. Er bekommt zweimal am Tag jeweils vierhundert Gramm. Sonst wird er zu dick, sagt der Tierarzt.«
    Sergeant Pepper, eine Promenadenmischung mit einem nicht unerheblichen Anteil Bobtail in seinen Genen, sah mich mit seinem
     treuherzigsten Blick von unten an, während Sabine mich instruierte. Dieser Hund hatte es wirklich drauf, so zu tun, als verstünde
     er jedes Wort.
    »Du bist sicher nicht so streng mit mir, oder?«, schien er mich zu fragen. »Vierhundert Gramm sind ganz schön wenig für einen
     Kerl wie mich.«
    Ich zwinkerte ihm verschwörerisch zu. Sabine hatte unsere heimliche Verständigung natürlich gleich bemerkt.
    »Kein Gramm mehr«, sagte sie in dem schneidenden Tonfall, der keinen Widerspruch zulässt.
    Ich nickte. Sergeant Pepper und ich würden uns schon irgendwie einig werden.
    »Die Espressomaschine kennst du ja.«
    Ich nickte wieder.
    »Wenn mit der Wohnung irgendetwas ist, wenn kein heißes Wasser da ist oder so, wende dich an Herrn Siebert im Erdgeschoss.
     Er ist so eine Art Hausmeister. Die anderen Leute sind auch nett, den neuen Typ aus der Wohnung unter meiner kenne ich nicht,
     der zieht gerade erst ein. Der wird dir keine große Hilfe bei Problemen am Haus sein.«
    »Okay.« Ich versuchte, mir den Namen Siebert zu merken. Erdgeschoss. Hausmeister.
    »Die Telefonanlage ist so eingestellt, dass eingehende Anrufe über meine Privat- und Geschäftsnummer auf eine Ansage umgestellt
     werden. Hinaustelefonieren ist kein Problem. Und wenn du dein Handy weiterleiten willst, kannst du das auf diese Nummer hier
     tun, die müsste ganz normal durchklingeln.«
    Wir probierten es aus, und natürlich funktionierte es. Sabine ist eine Perfektionistin, in deren Leben alles funktioniert.
     Ihr Kühlschrank ist immer ordentlich gefüllt, wenn auch meist mit hochwertigen Convenience-Gerichten, ihr Gefrierfach immer
     eisfrei, alle elektrischen und elektronischen Geräte erfüllen die ihnen zugedachten Aufgaben absolut zuverlässig. Ich konnte
     es nicht fassen, dass sie all das für drei Monate mückenverseuchte Pampa aufgeben wollte.
    »Was soll ich bloß zehn Wochen lang tun?«, fragte ich deprimiert, als Sabine an meinen Koffern vorbei zu ihrem Rucksack
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