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Blitz und Vulkan

Blitz und Vulkan

Titel: Blitz und Vulkan
Autoren: Walter Farley
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wirklich zu gönnen! Obendrein ist er auch berühmt geworden, weil jeder meinen Nappy kennt. Fein ist das, ich bin sehr stolz auf ihn.“
    Fotos von Napoleon erschienen regelmäßig in den Zeitungen, denn die beiden Testpferde waren für alle am Pferdesport interessierten Menschen wichtig geworden. Die Welt wußte, daß das Schicksal der sieben unter Quarantäne stehenden berühmten Hengste von der Gesundheit dieser beiden Pferde abhing. Daher wurden jeden Tag Berichte über ihr Befinden bis in die fernsten Teile der Erde übermittelt. Bis jetzt lautete die tägliche Botschaft immer gleich: „Auch am 14. Tag keine Änderung im Wohlbefinden der Versuchspferde.“ — „Keine Änderung am 15. Tag.“ — „Keine Änderung am 18.“
    Die dritte Woche ging dahin, und Henrys Optimismus stieg. „Nun raff dich auf, Alec“, ermunterte er seinen Freund. „Riskiere ein Lächeln! Alles kommt wieder ins Lot. Selbst der Tierarzt sagt, daß höchstwahrscheinlich alles in Ordnung ist. Wenn Napoleon oder sein Kollege infiziert worden wären, hätte es sich längst gezeigt. Aber sie sind vergnügt und munter. Napoleon ist übermütig wie ein Fohlen, sieh doch selbst!“
    Alec beobachtete den alten grauen Wallach, wie er übers Feld galoppierte und sich dann genüßlich im hohen Gras wälzte. „Alles schön und gut, Henry“, sagte er. „Aber ich will völlige Sicherheit. Und das ist nicht eher der Fall, bis ich die Gesundheitsatteste von Blitz und Vulkan in der Hand halte. Erst dann kann ich wieder froh sein.“
    Der Monat September näherte sich seinem Ende und verschönte die Laubbäume mit den flammenden Farben des Herbstes. Seit ihrer Ankunft auf der Staatsfarm war das Wetter gleichmäßig warm und trocken gewesen, und nirgends war ein Zeichen zu entdecken, daß es endlich einmal regnen würde. Wie nach jeder langen Trockenperiode brachten die Zeitungen Berichte über kleine Waldbrände, mit denen man im Norden und im Westen zu kämpfen hatte. Diese Berichte waren nicht dazu angetan, Alecs Unruhe und Furcht zu vermindern. Immer wieder betrachtete er die großen Wälder ringsum, wenn er bei Napoleon auf der Weide war, deren Gras die heiße Sonne mehr und mehr verdorren ließ.
    Alec verbrachte täglich lange Zeit bei dem Wallach und beobachtete sein Verhalten genauer als jeder andere. Aber Napoleon blieb gesund; er war lebhafter als je zuvor. Hin und wieder folgte ihm Alec, wenn er auf dem schmalen, grün gebliebenen Grasstreifen weidete, der sich unmittelbar an der Waldgrenze des Weidegeländes hinzog. Bei dieser Gelegenheit entdeckte er einmal ein hölzernes Gattertor, das dicht von Schlingpflanzen überwuchert war. Er verweilte dort lange und überlegte, wohin die breite Schneise, die auf der anderen Seite des Gatters in den Wald geschlagen worden war, wohl fuhren mochte. Vielleicht traf sie hinten irgendwo auf den Weg, der ins Tal von Mountainview hinunter führte. Ebensogut konnte es sich aber um eine Sackgasse handeln, die an einem Farmhaus endete. Nun, was ging es ihn an? Er folgte Napoleon um die Krümmung, die das Weideland hier machte. Auch dort gab es noch ein Streifchen frisches Gras, das die sengende Sonne bisher verschont hatte.
    Als der Oktober anbrach, gab sich Henry vollends seinem Optimismus hin. „Nur noch zweieinhalb Wochen, und wir sind auf dem Weg zu unserer Farm“, sagte er strahlend zu Alec. „Wir werden den Winter dort verbringen und zwei voneinander getrennte Koppeln für Blitz und Vulkan abzäunen. Es wird beiden guttun, auch über den Winter die meiste Zeit im Freien zu verbringen, wenn es das Wetter irgend erlaubt.“
    „Nicht sehr weit von der Farm gibt es auch ein gutes College, Alec“, warf sein Vater ein. „Ich habe mich dieser Tage brieflich erkundigt; du kannst dort ein treten, selbst wenn das Semester schon begonnen hat.“
    „Das klingt verlockend“, antwortete Alec interessiert, „da werde ich sicher...“ Er verstummte jäh, und seine Augen wurden wieder teilnahmslos. „Ach, es ist ja noch zu früh, um Pläne zu schmieden“, fuhr er fort, „wir müssen noch siebzehn Tage hier überstehen.“
    In der folgenden Woche wurden die Nächte kühl, doch die Tage blieben warm, und am unentwegt weiter wolkenlosen Himmel sah man immer noch kein Zeichen, daß endlich einmal Regen kommen würde.
    „Ich wünschte jetzt wirklich, es würde mal regnen“, sagte Alec zu Henry. „Mir wird es langsam unheimlich zumute, wenn ich von all den Waldbränden ringsum höre. Die Farm hier wäre
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