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Blinder Stolz: Thriller (German Edition)

Blinder Stolz: Thriller (German Edition)

Titel: Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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her gelaufen. Ich hatte noch nicht abgeschlossen. Oren ist einfach zur Haustür hereinspaziert. Zumindest nehme ich es an, denn er ist auch durch die Haustür wieder verschwunden. Zwischen dem Moment, als er den Duschvorhang zur Seite riss, und dem, als ich den Notruf gewählt habe, können nur ein paar Minuten vergangen sein. Genau weiß ich es nicht mehr, es war alles so unwirklich.«
    »In Ihrer Aussage haben Sie angegeben, er sei völlig außer sich gewesen.«
    » Verstört , so hat sie es genannt.«
    Wieder warf Berry einen kurzen Seitenblick auf Deputy Nyland. Es überraschte sie, dass er sich an den exakten Wortlaut erinnerte, mit dem sie Orens Verfassung beschrieben hatte. »Das stimmt. Er hat mich angestarrt, als sei er nicht ganz bei Sinnen, und seine Stimme hat sich regelrecht überschlagen. ›Ich muss dich töten. Das kapierst du doch, oder? Ich muss dich töten‹, hat er geschrien. Immer wieder.«
    Caroline erschauderte und umfasste die Hand ihrer Tochter noch fester.
    »Als ich ihn und die Pistole gesehen habe, habe ich geschrien. Aber das schien ihn nur noch weiter anzustacheln. Ich solle still sein, hat er gezischt. ›Ich hab keine andere Wahl. Ich muss es tun. Kapierst du das nicht? Kapierst du das nicht?‹, hat er die ganze Zeit gesagt. Ununterbrochen. Wie ein Mantra. Er war …«
    Die vier sahen sie erwartungsvoll an. Während sie nach dem passenden Wort suchte, ließ sie ihren Blick von einem zum anderen wandern, ehe er am Deputy hängen blieb. Seine grauen Augen waren unverwandt auf sie gerichtet.
    »Na ja, verstört eben«, sagte sie schließlich und zuckte hilflos mit den Schultern. »Besser kann ich es nicht umschreiben.«
    »Na ja, er wollte Sie immerhin töten«, bemerkte der Anwalt. »So jemand kann wohl kaum die Vernunft in Person sein.«
    »Nein.«
    »Haben Sie ihn jemals zuvor so erlebt?«, wollte der Sheriff wissen.
    »Nur einmal, als er extrem wütend war, weil ich ihn zurückgewiesen hatte. Aber so aufgebracht wie gestern Abend habe ich ihn eindeutig noch nie erlebt.« Sie wünschte, sie könnte einen Moment darüber nachdenken, doch als ihr auffiel, dass Nylands Blick erneut zur Tür schweifte, fuhr sie eilig fort. »Ben muss meine Schreie und Orens Wutanfall gehört haben, denn er kam aus dem Gästezimmer angelaufen. Als Oren ihn bemerkte, stand er schon in der Badezimmertür. Oren hat sich umgedreht und sofort auf ihn geschossen.«
    Wieder hielt sie inne, während der grauenhafte Moment noch einmal vor ihrem inneren Auge vorüberzog – der ohrenbetäubende Knall, der unfassbare Anblick von Ben, der hintenüberfiel, Orens verzerrte Fratze, als er sich wieder zu ihr umdrehte. Und die ganze Zeit über hatte sie nur einen Gedanken gehabt: Dass all das nicht wahr sein konnte. Dass nette, normale Menschen doch niemals Opfer von derart traumatischen Gewalttaten wurden.
    Aber es war passiert. Und sie hatte es erlebt. Doch als sie nun versuchte, das Szenario und ihre Empfindungen in Worte zu fassen, war ihr nur allzu bewusst, dass es ihr niemals gelingen würde. Zu beschreiben, wie sie sich in diesem Augenblick gefühlt hatte.
    »Ich kann nur sagen, dass die Situation absolut surreal schien. Und trotzdem war es Realität. Eine Realität, die in eine andere Dimension gehoben wurde. Es war, als würde ich alles um mich herum nur noch verzerrt wahrnehmen. Ich erinnere mich, dass ich nach dem Schuss eine Art Zeitlosigkeit empfunden habe, so als befände ich mich in einem Schwebezustand. Aber dann hat Oren sich plötzlich umgedreht und ist davongelaufen. Das hat mich ins Hier und Jetzt zurückgerissen. Ich bin aus der Wanne gestiegen und zu Ben gelaufen, ich wollte wissen, ob er noch lebt. Ich habe ihm versprochen, Hilfe zu holen, dann bin ich aus dem Zimmer gelaufen, um nach Oren zu sehen.«
    »Hatten Sie denn keine Angst, dass er auch auf Sie schießen würde?«
    »Das hat sie gestern Abend doch schon Ski erzählt.«
    »Nur die Ruhe, Harry«, wiegelte der Sheriff beschwichtigend ab. »Ich frage aus reiner Neugier.«
    Harris Carlisle bedeutete ihr fortzufahren.
    »Ehrlich gesagt, habe ich nicht darüber nachgedacht, sonst hätte ich es wahrscheinlich nicht getan«, sagte sie. »Es war eine spontane Reaktion. Ich bin Oren gefolgt, und als ich auf die Galerie kam, rannte er gerade die Treppe hinunter. Auf dem unteren Treppenabsatz ist er ausgerutscht und hingefallen. Er ist die Treppe hinuntergestürzt, bis ganz nach unten, und auf dem Rücken gelandet. Er hat mich oben auf der Galerie
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