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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller
Autoren: Stuart MacBride
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Ruhestätte des fehlenden Stücks von Simon McLeods Ohr. Die Wände zierte eine Sammlung von Nackedei-Kalendern, die bis ins Jahr 1987 zurückreichten. DI Steel blätterte sie durch, während Simon McLeod zwei Becher Tee machte.
    »Meine Fresse«, sagte sie und betrachtete eingehend das Girl des Monats März 1996, »die hier hat ja Nippel wie Sektkorken. Könnte man glatt seine Jacke dran aufhängen.«
    Simon reichte ihr einen Becher. »Milch und zwei Stück Zucker.«
    »Oh, danke.« Sie nippte vorsichtig daran. »Also, Simon … wie kommt es, dass ein Haufen Drogendealer sich vor deinem Laden eine Keilerei liefert?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Nein?« Steel kratzte sich am Kopf. »Was für ein merkwürdiger Zufall. Du musst nämlich wissen, dass mir ein kleines Vöglein gezwitschert hat, eine Bande von Osteuropäern würde versuchen, sich in dein Revier zu drängen.«
    »Ich habe kein ›Revier‹. Ich bin ein seriöser Geschäftsmann.«
    » Aye , schon klar, und Miss Supernippel hier hat Gehirnchirurgie studiert. Ich dulde keine Revierkriege in meiner Stadt, Simon.«
    »Sie haben mir nicht richtig zugehört, Inspector. Ich weiß nichts von der Sache.«
    Steel nickte. »Also gut, mal angenommen – rein theoretisch –, du oder dein Bruder wüsstet tatsächlich etwas darüber – sagen wir, weil ihr beide in Schutzgelderpressung, Kreditwucher, Prostitution und den Handel mit harten Drogen verwickelt seid … nur mal angenommen: Würdest du deiner Tante Roberta dann vielleicht verraten, wer diese Osteuropäer sind?«
    Es folgte eine Pause.
    »Wie ich schon sagte, Inspector , ich bin ein seriöser Geschäftsmann. Also, wenn Sie Ihren Tee ausgetrunken haben, können Sie sich gefälligst verpissen. Ich habe noch zu tun.«

4
    »Das ist ja gut gelaufen«, meinte Steel, während sie wieder hinaus in den Sonnenschein schlenderte. »Aber keine Plätzchen … Man sollte doch meinen, dass ein ›seriöser Geschäftsmann‹ in der Lage wäre, ein paar Schokokekse aufzutreiben, finden Sie nicht?«
    Logan drehte sich um und spähte durch die Eingangstür des Turf ’n Track zurück ins Dunkel. »Wie zum Teufel haben Sie das hingekriegt? Ich dachte, er hasst die Polizei?«
    »Die Brüder McLeod halten sich für Gangster der alten Schule … Na ja, zumindest Simon – Colin ist nur ein mieser Schläger. Haben Sie die Mama von den beiden mal kennengelernt? Die würde den beiden den Arsch versohlen, wenn sie dahinterkäme, dass sie eine Frau geschlagen haben.«
    »Haben Sie vergessen, was mit Gabrielle Christie passiert ist? Kieferbruch, Rippenbrüche, Beinbruch –«
    »Okay, aber das war ja auch keine Frau, oder? Das war ’ne Nutte.« Schon hatte sie die nächste Kippe zwischen den Lippen, und die Rauchkringel stiegen in den strahlend blauen Himmel auf. »Das ist für diese Leute nicht dasselbe. Prostituierte sind keine Frauen, sie sind nur Ware. Und bevor Sie etwas sagen: Ich weiß, okay? Aber so denken die nun mal.«
    Vor dem Wettbüro hatte der präpubertäre Mob sich inzwischen zerstreut. Jetzt stand da nur noch ein einsames schmuddeliges Kind und sah zu, wie Breinase auf den Rücksitz von Alpha Eins-Vier verfrachtet wurde.
    Inzwischen waren zwei weitere Streifenwagen eingetroffen, deren weißer Lack im Sonnenlicht glänzte. Im Fond des einen hockte Pickelgesicht, mit verpeiltem Blick und schwer gezeichnet von seinem heroischen Widerstand gegen die Festnahme.
    Der andere Constable von Alpha Eins-Vier kam die Straße heraufgehumpelt; seine schwarze Uniformhose war am Knie zerrissen. Offensichtlich war ihm Mr. Pornostar durch die Lappen gegangen.
    »Zwei von sechs«, meinte Steel und lehnte sich ans Dach des leeren Streifenwagens. »Nicht gerade eine glänzende Festnahmequote.« Sie rauchte eine Weile stumm vor sich hin und starrte das verschwollene Pickelgesicht an. »Na schön«, sagte sie schließlich und schnippte ihre Kippe weg, »dann wollen wir mal hören, was Clearasil-Kid zu seiner Verteidigung vorzubringen hat.«
    Logan zog schon sein Handy aus der Tasche. »Ich lasse schon mal einen Vernehmungsraum fertigmachen, dann können wir –«
    »Seien Sie nicht so ein Waschlappen. Hier –« Sie kramte in ihrer Hosentasche und förderte ein paar Münzen zutage, »holen Sie uns ein paar Eis am Stiel.«
    Als Logan aus dem kleinen Laden zurückkam, hatte Steel es sich schon neben Pickelgesicht auf dem Rücksitz von Alpha Eins-Sechs bequem gemacht. Logan stieg auf der anderen Seite ein, sodass der
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