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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit
Autoren: Shiloh Walker
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Auch wenn ihre letzten Erfahrungen auf dem Gebiet fast ein ganzes Jahr lang zurücklagen. Und die davor? – Hatten zu Collegezeiten stattgefunden.
    Nichtsdestotrotz konnte sie sich noch gut daran erinnern.
    »Und, meinst du, dort draußen hat sich vielleicht ein Pärchen vergnügt? Mal ganz ehrlich, wenn mich ein Kerl dazu überreden würde, in freier Wildbahn die Hosen runterzulassen, dann müsste der Sex schon ziemlich gut sein, bei all den Insektenstichen, Zecken, giftigen Pflanzen und was einen da sonst noch alles erwartet.«
    »Sonnenbrand«, kam Lena ihr zu Hilfe. Sie war von Natur aus eher blass und musste sich für jeden kurzen Abstecher zum Briefkasten mit Lichtschutzfaktor 60 einschmieren. Na ja, ganz so schlimm war es vielleicht doch nicht. Aber so ungefähr.
    »Sonnenbrand auf der Mumu, na super. Klingt nicht gerade spaßig, oder? Obwohl, wenn der Kerl gut ist … Aber du warst doch mitten im Wald, stimmt’s? Vergiss das mit der sonnenverbrannten Mumu. Also, was denkst du, warst du vielleicht wirklich nur Zeugin eines sehr intimen Augenblicks?«
    »Du bist pervers, weißt du das?« Lena grinste ihre beste Freundin an. Dann zuckte sie mit den Schultern. »Tja … Ich weiß es nicht. Keine Ahnung. Ich weiß bloß eins: Puck wollte nur noch weg – und das sieht ihm gar nicht ähnlich.«
    Der Hund regte sich zu ihren Füßen, sodass sie sich die Hände wusch, vor ihm in die Hocke ging und ihm den Kopf streichelte. »Schon gut, alter Junge. Ich kann dich ja verstehen.«
    Er leckte ihr übers Kinn, dann stand sie wieder auf.
    Als sie sich umdrehte, um sich noch einmal die Hände zu waschen, hörte sie das verräterische Scheppern der Keksdose. Unweigerlich musste sie lächeln. »Wenn du sie alle aufisst, hast du für den Rest der Woche Pech gehabt. Ich werde morgen bestimmt keinen neuen Teig anrühren. Dann musst du dich mit dem zufriedengeben, was du im Laden findest. Jake und ich werden durch die Hochzeitsfeier, die du angenommen hast, ohnehin schon genug rotieren.«
    Jake war der zweite Chefkoch im Running Brook . Sie hatten die Wochentage unter sich aufgeteilt: Jake arbeitete montags bis mittwochs und Lena übernahm die Schichten von Donnerstag bis Samstag. Am Sonntag wechselten sie sich in der Regel ab, aber da am Tag darauf eine Hochzeit stattfinden sollte, waren dieses Mal beide gefragt.
    »Diese Hochzeit«, nuschelte Roz, da sie den Mund voller Kekskrümel hatte. »Meine Güte, wenn ich nur daran denke, sinkt mein Zuckerspiegel dramatisch ab – und Fertigware tut’s da nicht, Süße. Ich brauche etwas, wo noch Liebe drinsteckt. Mist! Wenn ich dürfte, würde ich mir auch noch einen White Russian oder zwei dazu genehmigen.«
    »Kein Alkohol bei der Arbeit. Das gilt selbst für die Inhaberin«, feixte Lena. »Schließlich war es deine Idee, diese Edelhochzeitsfeiern anzubieten. Genauso gut hättest du auch ein Schild aufhängen können: Hereinspaziert, all ihr gestressten, zickigen Bräute mit den überzogenen Vorstellungen! « Sie stieß sich vom Tresen ab, gegen den sie lehnte, und gesellte sich zu Roz an die Kücheninsel. »Gib mir auch einen, bevor du sie alle allein verdrückst.«
    Roz legte ihr einen Keks in die ausgestreckte Hand, und Lena biss hinein. Mit dem Mund voller Macadamianüssen, weißer Schokolade und Preiselbeeren ging sie zur Kaffeemaschine hinüber. »Wenn du schon keinen White Russian haben kannst … Darf es stattdessen ein Kaffee sein?«
    »Bloß nicht!« Roslyn seufzte. »Kaffee ist das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann. In einer halben Stunde steht ein Treffen mit der Braut und ihrer Mutter an, um den Blumenschmuck zu besprechen.«
    Lena, die gerade nach einer sauberen Tasse aus dem Hängeschrank gegriffen hatte, hielt inne und runzelte die Stirn. »Den Blumenschmuck? Die Hochzeit ist morgen … !«
    »Genau. Deshalb brauche ich ja unbedingt noch etwas Nervennahrung.« Sie atmete schwer aus. »Verdammt. So ein White Russian würde mir jetzt wirklich guttun, weißt du. Aber ich halte mich wohl lieber ans Gebäck.«
    Lena lächelte, als ihre Freundin wieder in die Dose griff. Die Notration würde diesen Tag nicht überstehen – geschweige denn das Wochenende. Im Geiste ging sie ihren Zeitplan durch und beschloss, dass sie es vielleicht doch noch schaffen würde, einen Teig anzurühren. Irgendwann müssten sich schon noch ein paar Minütchen erübrigen lassen. Es sah so aus, als würde Roz die Extraportion noch brauchen. Und spätestens morgen würde es ihnen allen so
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