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Blinde Verführung (German Edition)

Blinde Verführung (German Edition)

Titel: Blinde Verführung (German Edition)
Autoren: Romana Grimm
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diesem Moment über den Lärm. „Gebt mir meinen Hut!“
    Thomas reichte ihm einen weißen Zylinder, der mit edlen, cremefarbenen Umschlägen vollgestopft war.
    „Ah, danke. Liebe Freunde, liebe Bekannte, herzlich willkommen zur Eröffnung meiner Ausstellung. Ihr alle habt die Einladung gelesen und wisst, dass es im Laufe des Abends ein köstliches Dinner geben wird. Aber bevor es soweit ist, lassen wir den Alltag hinter uns und schlüpfen in eine neue Haut. Mit eurer Kleidung habt ihr schon den Anfang gemacht, jetzt braucht ihr nur noch ein bisschen Seele. Die Damen nehmen bitte einen beliebigen Umschlag mit rotem Siegel und die Herren einen mit einem blauen.“
    Aufgeregt murmelnd und schwatzend zog einer nach dem anderen seine Rolle für den Abend aus dem Hut, bis nur noch einer für Marlene übrig war.
    „Bitte lasst niemanden eure Informationen sehen und merkt sie euch gut. Der Detektiv wird Fragen stellen und nachbohren, wenn ihr Schwäche zeigt. Täuschen, verwirren und lügen wird höflichst erbeten.“
    Andy, der gerade seinen Umschlag geöffnet hatte, verengte seine Augen zu Schlitzen, als er das hörte. Seine Freundin dagegen war freudig überrascht und steckte sich einen beigefügten Ohrring an.
    Er ist es diesmal wohl nicht , dachte Marlene amüsiert. Und sie auch nicht. Ich bin gespannt, wen es erwischt hat.
    Sie war es jedenfalls nicht, und ein schneller Blick auf die Reaktionen der anderen verriet ihr auch nicht mehr.
    Patrick gab ihnen zehn Minuten, die Informationen durchzulesen und sich mit den allgemeinen Regeln noch einmal vertraut zu machen. Danach winkte er die ganze Gruppe in die Galerie. Die Ausstellungsstücke waren immer noch mit Tüchern verhängt, doch nun befand sich eine weiße Tatortmarkierung mitten im Raum. Mindestens ein Liter Kunstblut war rundherum verspritzt – hätte Marlene nicht gewusst, dass es nicht echt war, hätte sie wohl geschrieen. Sogar Heidi konnte sich einen kleinen, angewiderten Laut nicht verkneifen.
    Gekonnt begann Patrick das Szenario aufzubauen. Das Opfer war ein Künstler, ermordet in seiner Galerie, während er gerade die Ausstellung eröffnete. Marlene musste ihm lassen, dass er alles bis ins Detail geplant hatte. Er hatte ja sogar seine Arbeiten mit in das Spiel einbezogen!
    „Der ruhelose Geist zieht sich vorerst zurück und überlässt den Lebenden die Jagd nach seinem Mörder“, schloss er ominös. „Also versau es nicht, Leeland.“
    Alle lachten, und dann ging die Jagd nach Hinweisen los. Zwar war angedacht worden, dass die Mitspieler sich in allen Räumlichkeiten verstreuten, doch am Anfang wollte natürlich niemand etwas verpassen.
    Marlene verfolgte gebannt die ungeschickten Versuche des armen, dickbäuchigen Leeland, die erste Skulptur zu enthüllen. Ethan kam ihm dabei zur Hilfe und die Gäste bekamen endlich Gelegenheit, nach und nach Patricks neue Arbeiten zu sehen. Lange hatten sie dafür aber keine Zeit, denn es wurden am Abbild einer jungen Tänzerin blutige Fingerabdrücke und ein Ohrring entdeckt, und natürlich wandte sich die allgemeine Aufmerksamkeit nun Andys Freundin zu, die das passende Gegenstück dazu trug.
    Marlene und Heidi beobachteten etwas beschwipst und sehr erheitert, wie Ethan faktisch das Ruder in die Hand nahm und den eigentlichen Detektiv mit gezielten Fragen und messerscharfen Beobachtungen anleitete.
    „Er hätte zur Polizei gehen sollen“, stellte Marlene fest. „Er ist echt gut.“
    „Würde zum Stock in seinem Hintern passen“, grummelte Heidi.
    Marlene starb fast vor Neugier, aber sie riss sich zusammen. Wenn ihre Freundin nicht mit ihr reden wollte, dann ja vielleicht Patrick. Ethan war einer seiner besten Freunde, er hatte bestimmt irgendetwas gehört.
    Mitten im Verhör ertönte ein Gong und es wurde zum ersten Gang gebeten. Marlene saß überraschenderweise nicht neben dem Mann des Abends, sondern fand sich zwischen Dante und Andys Freundin wieder. Ihr gegenüber nahm eine Amerikanerin mittleren Alters platz.
    Es gab ein leichtes Kürbissüppchen und ein Schälchen köstlichen Salat. Allein das ofenwarme, knusprige Baguette war so gut, dass Marlene sich am liebsten nur daran satt gegessen hätte. Sie war froh, es Heidi und Ethan nachgetan und sich an Kellys vegane Menüoption gehalten zu haben. So konnte sie ihre Teller leer essen und brauchte sich um Kalorien keine Gedanken machen. Nach Arthurs unhöflicher Bemerkung über ihr Gewicht kam ihr das sehr gelegen.
    Die Amerikanerin sprach beinahe
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