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Bleiernes Schweigen

Bleiernes Schweigen

Titel: Bleiernes Schweigen
Autoren: P Fogli
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100 Kilogramm TNT wurde kein Mensch getötet, einige jedoch verletzt. Mehrere Häuser wurden schwer beschädigt.

QUELLENANGABEN
    Die Motti zu Beginn der Kapitel sind entnommen aus:
     
    Paul Auster: »Hinter verschlossenen Türen« aus: ders.: Die New-York-Trilogie, übers. von Joachim A. Frank, Rowohlt Verlag, Reinbeck bei Hamburg
     
    Javier Cercas, »La velocidad de la luz«, Tusquets editores, Barcelona 2005
     
    Javier Cercas, »Soldaten von Salamis«, übers. von Willi Zurbrüggen, Berlin Verlag, Berlin 2002
     
    Don DeLillo, »Der Omega-Punkt«, übers. von Frank Heibert, Verlag Kiepenheuer&Witsch, Köln 2010
     
    Jean-Claude Izzo, »Total Cheops«, übers. von Katarina Grän und Ronald Vouillie, Unionsverlag, Zürich 2001
     
    Philip Roth, »Der menschliche Makel«, übers. von Dirk van Gunsteren, Hanser Verlag, München 2002
     
    Andrew Sean Greer, »Geschichte einer Ehe«, übers. von Uda Strätling, S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2009

NACHWORT
Blutige Hände und weißer Kragen
von Jürgen Roth
    In Italien ist die Cosa Nostra (dt.: »unsere Sache«) eine kriminelle Macht – das ist selbst in Deutschland Allgemeinwissen. Dass sie dadurch eine politische und wirtschaftliche Macht geworden ist – wer möchte das wirklich wahrhaben? Während heute viel über die kalabrische Mafia, die ’Ndrangheta gesprochen wird, legt sich über die sizilianische Mafia, die Cosa Nostra, zeitgleich der Schleier des Vergessens und Verdrängens. Begründet wird das dadurch, dass die Cosa Nostra so sehr geschwächt sei, dass sie quasi nur noch am Rande existiere. Ihre Blütezeit sei vorbei, die Verhältnisse seien heute anders als in den siebziger und achtziger Jahren, als sie in der Öffentlichkeit omnipräsent war.
    Aber sie ist keineswegs tot, wie die Autoren Patrick Fogli und Ferruccio Pinotti in »Bleiernes Schweigen« beispielhaft beschreiben. Sie enthüllen die vielen bislang unbekannten Facetten dieser kriminellen Organisation, insbesondere die noch immer ungeklärten Verbindungen zwischen der Cosa Nostra, dem italienischen Regierungsapparat und den Geheimdiensten. Denn nichts ist so, wie es nach außen gerne propagiert wird.
    Diese heimlich-unheimliche Komplizenschaft transparent zu machen ist eigentlich nur in der Form eines Romans möglich, obwohl Foglis und Pinottis »Bleiernes Schweigen« ein genaues Bild der Realität widerspiegelt, nur konkreter und entsprechend bedrückender. Das zentrale Problem, das sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht, findet in Sätzenwie diesen seine Kumulation: »Ab einem gewissen Punkt gibt es zwischen legaler und illegaler Macht keinen Unterschied mehr. Die beiden Welten sind derartig miteinander verfilzt, dass es schwer und oft unmöglich ist, die Grenzen auszumachen. Mein Vater hat Mafiageld über die Freimaurer gewaschen und zugleich besondere Beziehungen zur Politik und dem Vatikan gepflegt. Cosa Nostra hingegen besitzt ganze Aktienpakete von Börsenunternehmen. Geld, das vor allem aus dem Rauschgifthandel kommt, in den legalen Geldverkehr eingeschleust wird und blütenrein in die Wirtschaft dieses Landes fließt.« Das scheint dem Außenstehenden absurd, an den Haaren herbeigezogen, eine gelungene Verschwörungstheorie linker Spinner. Schön wäre es.
     
    Die Cosa Nostra. Sie war und ist fest eingebunden in die gesellschaftliche und politische Kultur Siziliens und ganz Italiens. Nach dem Zweiten Weltkrieg existierte sie in Sizilien jahrzehntelang als eine Art Parallelgesellschaft mit eigenen Riten, Gesetzen, Sanktions- und Schutzmechanismen, die sie im Verborgenen praktizierte. Das änderte sich mit der internen Machtergreifung des sogenannten Corleonesi-Clans in den achtziger Jahren. Diese waren geprägt durch den zweiten großen Mafiakrieg, der bis 1983 andauerte. Allein auf Sizilien starben etwa 1000 Menschen. Als Sieger aus diesem Krieg gingen die Corleonesi mit dem Dreigespann Luciano Liggio, Salvatore Riina (1993 verhaftet) und Bernardo Provenzano (2006 verhaftet) hervor. Da Liggio seit 1974 im Gefängnis saß, wurde Salvatore (Totò) Riina die bestimmende Figur in der Cosa Nostra. Doch Mitte der achtziger Jahre erlebte die Cosa Nostra mit den Maxi-Prozessen, die auf Grund der Aussage von Insidern wie Tommaso Buscetta, Salvatore Contorno sowie Antonino Calderone möglich wurden, einen herben Rückschlag. Die Cosa Nostra reagierte auf den Prozess gegen ihre Mitglieder mit einer Kriegserklärung. Sie liquidierte zunehmend Angehörige der italienischen Exekutive,
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