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Blade 02 - Nachtklinge

Blade 02 - Nachtklinge

Titel: Blade 02 - Nachtklinge
Autoren: Jon Courtenay Grimwood
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nicht vergessen.
    »Gebt uns Euer Wort darauf.«
    Der Botschafter nickte widerstrebend und fügte hinzu: »Ich gebe Euch mein Wort. Mein Herr hat nicht das Geringste mit der Zerstörung des Klosters zu tun.«
    »Das Kloster wurde nicht zerstört«, sagte Atilo.
    »Nun, dann eben . .. beschädigt.« Der knappe Tonfall ließ keinen Zweifel daran, wie ungern der Botschafter Alonzo recht gab, einem Mann, den er als Verräter seines Volkes und seiner Religion betrachtete. »Wir werden alles tun, was in unseren Kräften steht, um zur Aufklärung des Verbrechens beizutragen. Sollten wir wichtige Informationen erhalten, teilen wir sie Euch umgehend mit. Der Waffenstillstand, den wir gerade mit Euch unterzeichnet haben, ist uns außerordentlich wichtig. Wir möchten Euch keinen Anlass geben, daran zu zweifeln.«
    Die beinahe vollständige Vernichtung der mameluckischen und der venezianischen Flotte hatte beide Seiten bis ins Mark erschüttert. Als der Sultan einen Waffenstillstand vorschlug, war dieser zügig angenommen worden. Venezianer waren durch und durch pragmatische Leute, und mit Feinden konnte man keinen Handel treiben.
    »Exzellenz.« Alexa beugte sich vor. »Beabsichtigt Ihr, in Venedig zu bleiben?« Eine diplomatische Frage, die Unerfreuliches aussparte. Der Bruder des Botschafters war in der Seeschlacht vor Zypern ums Leben gekommen.
    »Sp-Spi-Spinnweben«, ließ sich der Doge plötzlich vernehmen.
    Seine Mutter blickte ihn streng an, während der Regent sich mit einer verächtlichen Miene begnügte.
    »S-seht Ihr?« Marco deutet nach oben an die Decke.
    »Wir lassen sie heute noch entfernen«, versprach die Dogaressa. »Wenn du das nächste Mal hier bist, ist nichts mehr von ihnen zu sehen.«
    »Und wo ko-kommen die armen Spinnen dann hin? Jeder muss doch i-irgendwo leben.« Der Doge klang besorgt. »Sogar Sp-Spinnen, die nirgendwo hi-hingehören.« Damit hatte er seinen täglichen Vorrat an Worten erschöpft. Er schlug mit den Fersen gegen die Thronlehne, rollte sich zusammen und fing an, eifrig an seinem Daumen zu lutschen.
    Die Dogaressa sah nachdenklich drein.
    »Ich glaube«, setzte der Regent an und verstummte, als Alexa zu ihrem Sohn hinüberging und vor dem Thron niederkniete. Sie zog ihm sanft den Finger aus dem Mund und nickte mit dem Kopf in Richtung des Botschafters.
    »Ist er eine Spinne?«, fragte sie.
    »F-für mich sieht er wie eine Spi-spinne aus.«
    Tatsächlich war der Botschafter hoch gewachsen und dünn, ein Eindruck, den sein langes Gewand noch verstärkte. Sein mächtiger Turban glich, mit etwas Einbildungskraft, dem Kopf einer Spinne.
    »Ist die mameluckische Handelsniederlassung bereits verkauft?«
    Graf Corte, an den Alexa ihre Frage gerichtet hatte, fühlte sich sichtlich unwohl, als alle Aufmerksamkeit plötzlich ihm galt. »Wir haben einige Angebote«, erwiderte er unbestimmt. »Darunter gute Offerten der Mauren und Seldschuken.«
    »Ist das Handelshaus nun verkauft oder nicht?«
    »Nein, Dogaressa.«
    »Dann gebe ich es hiermit an seine ursprünglichen Besitzer zurück.«
    Sie lächelte dem Botschafter zu, der sie entgeistert anstarrte. »Aber Dogaressa, das kommt vollkommen unerwartet.«
    Das Machtgefüge im Dogenpalast hatte sich verändert, und Alexa wollte, dass es so blieb. Atilo hatte einiges aufs Spiel gesetzt, als er Gräfin Desdaio, die reichste Erbin der Stadt, gegen den Willen ihres Vaters in sein Haus aufnahm. Unter anderem hatte er dadurch verhindert, dass Alexas Schwager um sie anhalten konnte. Durch seinen Sieg gegen die Mamelucken war Atilo unangreifbar geworden. Atilo war der Getreue Alexas – er stand so fest zu ihr wie Roderigo zu Alonzo –, und seine ehrenvollen Verdienste stärkten auch ihre Position.
    Der Botschafter nahm mit einer tiefen Verbeugung Abschied und verließ rückwärts gehend, wie es das Hofprotokoll verlangte, den Thronsaal. Er hatte es auffallend eilig. Vermutlich befürchtete er, Dogaressa Alexa könnte ihre Meinung wieder ändern.
    »Und nun«, sagte Alexa, »wird uns Tycho darlegen, warum er der Ansicht ist, Graf Roderigo habe über die Explosion auf San Lazzaro Bescheid gewusst.« Graf Roderigo öffnete protestierend den Mund, doch Alexa schnitt ihm das Wort ab. »Ihr seid später an der Reihe.«
    »Dogaressa, Roderigo befand sich gemeinsam mit uns auf der Insel.«
    »
Graf
Roderigo«, sagte die Dogaressa tadelnd. »Das Protokoll schreibt es vor, Titel zu nennen.«
    »Verzeiht. Also,
Graf
Roderigo saß mit uns bei Tisch, doch als ich
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