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Blackout - Kein Entrinnen

Blackout - Kein Entrinnen

Titel: Blackout - Kein Entrinnen
Autoren: Mira Grant
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hätte: Außer hin und wieder einer Tür und den dazugehörigen Einwegspiegeln als Fenster in den Quarantänezellen unterbrach nichts die ebenmäßigen, weißen Wände. Alle anderen Zellen waren leer.
    »Sie können ja schon wieder gut laufen.«
    »Das gehört zu meinen Fähigkeiten.«
    »Wie geht es Ihrem Kopf? Leiden Sie an Desorientiertheit, Sehstörungen, Verwirrung?«
    »Ja.« Er verkrampfte sich sichtlich. Ohne darauf einzugehen, fuhr ich fort: »Ich bin etwas verwirrt darüber, was ich hier mache. Ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht, aber ich für meinen Teil fühle mich immer etwas nervös, wenn ich an einem fremden Ort aufwache, ohne zu wissen, wie ich dorthin gelangt bin. Werde ich darauf vielleicht bald einmal eine Antwort bekommen?«
    »Bald genug, Miss Mason.« Er blieb vor einer Tür stehen, neben der kein Spiegel war. Das bedeutete, dass es kein Krankenzimmer war. Noch besser, seitlich der Tür befand sich eine Bluttesteinheit. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ich mich einmal so darüber freuen würde, von einer Nadel gestochen zu werden. »Wir lassen Ihnen fünf Minuten Zeit. Wenn Sie etwas brauchen …«
    »Auf die Toilette zu gehen, gehört ebenfalls zu meinen Fähigkeiten.« Ich klatschte meine Handfläche auf die Testeinheit. Augenblicklich wurde ich von Nadeln in den Handballen und die Fingerspitzen gestochen. Die Lichter über der Tür sprangen zwischen Rot und Grün hin und her, bis nur noch Letzteres leuchtete. Nicht infiziert. Die Tür schwang auf. Ich ging hinein, nur um beim Anblick des Einwegspiegels auf der gegenüberliegenden Seite wieder zu erstarren. Hinter mir ging die Tür zu.
    »Wie nett«, brummte ich. Aber ich musste inzwischen so dringend pinkeln, dass ich mich nicht über die Gegebenheiten beschwerte. Auf der Toilette starrte ich die ganze Zeit finster in den Spiegel, um jeden abzuschrecken, der mich womöglich beobachtete. Seht nur, ich kann pinkeln, ob ihr mir dabei zuschaut oder nicht, ihr perversen Arschlöcher.
    Außer dem Spiegel – oder vielleicht gerade wegen des Spiegels – entsprach der Toilettenraum wie der Korridor davor dem Standard der Seuchenschutzbehörde: weiße Wände, weißer Fliesenboden und weiße Keramik. Alles war automatisiert, sogar der Seifenspender, und es gab keine Handtücher. Stattdessen trocknete ich die Hände, indem ich sie in einen heißen Luftstrom hielt. Ein Anschauungsbeispiel dafür, wie man möglichst jeden Kontakt mit einer Oberfläche verhinderte. Als ich mich wieder dem Ausgang zuwandte, hatte ich außer der Klobrille und dem Boden nichts berührt, und ich hätte gewettet, dass diese bereits mit dem Vorgang der Selbstdesinfektion begonnen hatten, als ich mir noch die Hände wusch.
    Der zum Verlassen der Toilette erforderliche Bluttest war in die Tür selbst eingelassen, gleich über dem Knauf. Die Tür öffnete sich erst, als ich mich als sauber erwies.
    Die drei Krankenpfleger warteten im Korridor auf mich. Vor ihnen stand der unbehaglich dreinschauende Dr. Thomas. Hätte ich irgendetwas Böses getan, was sie zum Schießen gezwungen hätte, wäre er Gefahr gelaufen, als Kollateralschaden zu enden.
    »Wow«, sagte ich. »Mit wem haben Sie es sich verdorben, dass man Sie zu diesem Job verdonnert hat?«
    Er zuckte zusammen und sah mich wie ertappt an. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Natürlich nicht. Danke, dass Sie mich zur Toilette gebracht haben. Könnte ich jetzt das Wasser haben?« Oder besser noch, eine Dose Cola. Der Gedanke an die säuerliche Süße dieses Getränks ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Gut, dass sich manches nicht änderte.
    »Wenn Sie mir folgen wollen?«
    Ich warf den Krankenpflegern einen vielsagenden Blick zu. »Mir bleibt kaum etwas anderes übrig, oder?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht«, sagte er. »Wie ich schon sagte, reine Vorsichtsmaßnahme. Sie verstehen schon.«
    »Nein, durchaus nicht. Ich bin unbewaffnet. Ich habe eben zwei Bluttests abgelegt. Deshalb verstehe ich wirklich nicht, wieso drei Typen mit Knarren nötig sind, die jede Bewegung von mir überwachen.« Der Seuchenschutz war schon seit jeher paranoid, aber das hier war noch um einiges extremer.
    Dr. Thomas’ Antwort war nicht sonderlich hilfreich: »Sicherheit.«
    »Warum sagen die Leute das immer, wenn sie keine direkte Antwort geben wollen?« Ich schüttelte den Kopf. »Ich werde Ihnen keine Schwierigkeiten machen. Bitte bringen Sie mich zum Wasser.«
    »Hier entlang«, sagte er und ging den Korridor zurück,
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