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Blackmail: Thriller (German Edition)

Blackmail: Thriller (German Edition)

Titel: Blackmail: Thriller (German Edition)
Autoren: Greg Iles
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seit seiner Ankunft im letzten September nichts als Scherereien gemacht hat. Wie er es ins Austauschprogramm geschafft hat, ist uns allen ein Rätsel. Markos Unterlagen zeigen, dass er bei IQ-Tests phänomenal abgeschnitten hat, doch er scheint all seine Intelligenz lediglich für seine anarchistischen Umtriebe einzusetzen. Die Nachsichtigen unter uns vertreten die Meinung, dass dieses unglückliche Kind der Balkankriege Aufruhr an die St. Stephen’s gebracht hat und ein Austauschprogramm besudelt, das uns in der Vergangenheit Lob und Ehre eingebracht hat. Die Strengen sind der Ansicht, dass Marko Bakic die Maske des Witzbolds nur benutzt, um sein unheilvolles Treiben zu verschleiern, beispielsweise den Verkauf von Ecstasy an die Schülerschaft und von steroiden Anabolika ans Footballteam. Der Lehrkörper hat sich bereits Hilfe suchend an mich gewandt, den früheren Staatsanwalt, wie man das Drogenproblem angehen soll. Ich habe ihnen gesagt, dass wir nichts tun können, solange wir Marko nicht auf frischer Tat ertappen oder uns jemand bereitwillig Informationen über illegale Aktivitäten zukommen lässt. Bill Sims schlug vor, stichprobenartige Drogentests vorzunehmen, doch seine Idee wurde verworfen, nachdem der Lehrkörper erkannte, dass positive Tests wahrscheinlich publik werden und auf diese Weise nicht nur unsere Öffentlichkeitsarbeit sabotieren, sondern auch den Lehrkörper der Katholischen Schule vom Unbefleckten Herzen auf der anderen Seite der Stadt in helles Entzücken versetzen würden. Die einheimischen Gesetzesbehörden haben bereits ein Auge auf Marko geworfen, doch auch sie haben bisher nichts in den Händen. Falls Marko mit Drogen handelt, redet niemand darüber. Nicht vor Dritten jedenfalls.
    »Marko hat sich gestern in der Halle mit Ben Ritchie geprügelt«, sagt Jan vorsichtig. »Er hat Bens Freundin eine Nutte genannt.«
    »Das war nicht besonders klug«, murmelt Bill Sims.
    Marko Bakic ist einen Meter neunundachtzig groß und dünn wie eine Bohnenstange; Ben Ritchie ist eins siebzig und gebaut wie ein schmiedeeiserner Ofen, genau wie sein Vater, der vor mehr als zwanzig Jahren zusammen mit Drew und mir Football gespielt hat.
    »Ben hat Marko gegen die Wand gestoßen und von ihm verlangt, dass er sich entschuldigen soll«, berichtet Jan. »Marko hat geantwortet, dass Ben ihn am Arsch lecken soll.«
    »Und was ist dann passiert?«, fragt Sims mit leuchtenden Augen. Diese Geschichte ist ein ganzes Stück interessanter als die üblichen Angelegenheiten, mit denen der Elternbeirat zu tun hat.
    Unübersehbar angewidert von der jugendlichen Begeisterung in Bills Gesicht berichtet Jan weiter: »Ben hat Mark in einen Würgegriff genommen und seinen Kopf so lange auf den Boden geschlagen, bis er sich entschuldigt hat. Er hat Marko vor einer Menge Leute gedemütigt.«
    »Hört sich ganz so an, als hätte unser kroatischer Hippie endlich mal bekommen, was er verdient.«
    »Das mag sein«, entgegnet Jan eisig, »aber nachdem Ben Marko endlich losgelassen hat, sagte Marko, er würde Ben umbringen. Zwei andere Schüler haben es gehört.«
    »Macho-Gehabe«, sagt Sims. »Bakic hat versucht, das Gesicht zu wahren.«
    »Meinen Sie?«, entgegnet Jan. »Als Ben gefragt hat, wie Marko das anstellen will, sagte Marko, er hätte eine Pistole im Wagen.«
    Sims lächelt breit. »Hat er? Eine Pistole?«
    »Das weiß keiner. Ich habe von diesem Zwischenfall erst nach der Schule erfahren. Offen gestanden – ich glaube, die anderen Schüler hatten zu viel Angst, mich darüber zu informieren.«
    »Zu viel Angst vor dem, was Sie unternehmen würden?«
    »Nein. Zu viel Angst vor Marko. Mehrere Schüler haben gesagt, dass er hin und wieder eine Pistole bei sich trägt. Aberauf dem Schulgelände will ihn bisher niemand damit gesehen haben.«
    »Haben Sie mit den Wilsons gesprochen?«, fragt Holden Smith von der Tür her.
    Bill Sims schnaubt verächtlich. »Wozu denn?«
    Die Wilsons sind die Familie, die sich einverstanden erklärt hat, Marko für zwei Semester bei sich aufzunehmen. Jack Wilson ist ein Akademiker im Ruhestand, und Marko scheint ihn um den Finger gewickelt zu haben.
    Jan Chancellor mustert Holden erwartungsvoll. Sie ist eine gute Schulleiterin, auch wenn sie direkte Konfrontationen nicht mag, was sich in ihrem Beruf aber nicht vermeiden lässt. Ihr Gesicht sieht blass aus unter dem schwarzen Pagenschnitt, und ihre Nerven scheinen bis zum Zerreißen gespannt.
    »Ich schlage vor, wir gehen in eine geschlossene
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