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Black Dagger 11 - Blutlinien

Black Dagger 11 - Blutlinien

Titel: Black Dagger 11 - Blutlinien
Autoren: J.R. Ward
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ausgewachsenen Feuers. Der Brandgeruch kündete von der Einäscherung der weiblichen Leiche, die mitsamt dem ganzen Blut auf dem Bett verbrannte.
    Was doch ganz wunderbar war. Reinlichkeit war wichtig, und dieses Bauernhaus war nagelneu, war extra für die Geburt seines Sohnes errichtet worden.
    »Geh«, befahl Omega. »Geh und tu deine Pflicht.«
    Der Haupt- Lesser ging mit dem Säugling davon, und als Omega die Tür ins Schloss fallen sah, sehnte er sich nach
seinem Sprössling. Verspürte ein geradezu körperliches Verlangen nach ihm.
    Die Lösung für seine Beklemmung lag allerdings auf der Hand. Omega erhob sich kraft seines Willens in die Luft und katapultierte das, was er an körperlicher Gestalt besaß, in die »Gegenwart«, in exakt das Wohnzimmer, in dem er sich gerade befand.
    Der Zeitenwandel manifestierte sich in einem rapiden Alterungsprozess des Hauses um ihn herum. Tapeten verblassten und lösten sich in trägen Streifen von der Wand ab. Möbel verschlissen und wiesen mehr und mehr Spuren von über zwanzig Jahren Gebrauch auf. Die Decke trübte sich von einem hellen Weiß zu einem schmutzigen Gelb, als hätten Raucher hier jahrelang ihrem Laster gefrönt. Holzdielen bogen sich im Flur an den Kanten auf.
    Im hinteren Teil des Hauses hörte er zwei Menschen miteinander streiten.
    Omega schwebte in die dreckige, abgenutzte Küche, die noch vor wenigen Sekunden blitzblank und nagelneu gewesen war.
    Als er in den Raum kam, hörten der Mann und die Frau auf zu schimpfen und erstarrten vor Schreck. Und er setzte die ermüdende Arbeit fort, das Bauernhaus von neugierigen Augen zu reinigen.
    Sein Sohn kehrte zu seinem Ursprung zurück. Und Omegas Bedürfnis, ihn zu sehen, war beinahe noch stärker als das, ihn seinem Zweck zuzuführen.
    Als das Böse ihn mitten auf der Brust berührte, fühlte er sich leer und musste an seine Schwester denken. Sie hatte eine völlig neue Spezies hervorgebracht – eine Spezies, die sie durch eine Kombination ihres Willens und der verfügbaren Biologie geschaffen hatte. Sie war so stolz auf sich gewesen.

    Genau wie ihr gemeinsamer Vater.
    Omega hatte eigentlich nur begonnen, die Vampire zu töten, um die beiden zu ärgern, doch schnell hatte er gelernt, dass er sich von seinen Untaten nährte. Ihr Vater konnte ihn nicht aufhalten, wie sich herausstellte, denn Omegas Taten – vielmehr seine Existenz selbst – waren notwendig, um die Güte seiner Schwester auszugleichen.
    Das Gleichgewicht musste aufrechterhalten werden. Das war das Grundprinzip seiner Schwester, die Existenzberechtigung Omegas und der Auftrag, den ihr Vater von seinem Vater erhalten hatte. Das Fundament der Welt.
    Und so kam es, dass die Jungfrau der Schrift litt, und Omega daraus Genugtuung zog. Jeder Tod, den er ihrem Volk zufügte, schmerzte sie, und das war ihm wohl bewusst. Der Bruder war immer in der Lage gewesen, sich in die Schwester einzufühlen.
    Jetzt war das allerdings mehr denn je der Fall.
    Als Omega sich seinen Sohn draußen in der Welt vorstellte, machte er sich Sorgen um den Jungen. Aber so waren Eltern nun mal, oder nicht? Es gehörte sich für einen Vater, für seinen Nachwuchs zu sorgen, sich um ihn zu kümmern und ihn zu beschützen. Was auch immer sein innerstes Wesen war – ob Tugend oder Sünde –, man wollte das Beste für diejenigen, die man in die Welt gesetzt hatte.
    Es war verblüffend festzustellen, dass er trotz allem doch etwas mit seiner Schwester gemeinsam hatte … ein Schock, zu erkennen, dass sie beide sich wünschten, die von ihnen gezeugten Kinder mögen überleben und gedeihen.
    Omega betrachtete die menschlichen Körper, die er gerade zerstört hatte.
    Wobei sich seine und ihre Absichten natürlich gegenseitig ausschlossen, nicht wahr.

1
    Der Zauberer war zurück.
    Phury schloss die Augen und ließ sich gegen das Kopfteil des Bettes sinken. Ach, Quatsch, was erzählte er denn da. Der Zauberer war nie weg gewesen.
    Mein Freund, manchmal willst du mich verarschen, spöttelte die dunkle Stimme in seinem Kopf. Aber mal ehrlich – nach allem, was wir zusammen erlebt haben? Alles, was sie zusammen erlebt hatten … wo er Recht hatte, hatte er Recht.
    Der Zauberer war die Ursache für Phurys drängendes Bedürfnis nach dem roten Rauch; er spukte nonstop in seinem Kopf herum, hackte darauf rum, was Phury hätte tun sollen, nicht getan hatte, hätte besser machen können.
    Sollte. Würde. Könnte.
    Hübscher Refrain. Die Wahrheit war, dass einer, der aussah wie ein Nazgûl
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