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Black Dagger 11 - Blutlinien

Black Dagger 11 - Blutlinien

Titel: Black Dagger 11 - Blutlinien
Autoren: J.R. Ward
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aus dem Herrn der Ringe, ihn dem roten Rauch so unerbittlich in die Arme trieb, als hätte ihn der Dreckskerl an Händen und Füßen gefesselt und ihn in den Kofferraum eines Wagens geworfen.

    In Wirklichkeit, mein Freund, wärst du die vordere Stoßstange an dem Wagen.
    Genau so war es.
    Vor seinem geistigen Auge erschien der Zauberer in Gestalt eines Ringgeists inmitten einer ausgedehnten, grauen Ödnis aus Schädeln und Knochen. Mit seinem vornehmen englischen Akzent sorgte der Mistkerl dafür, dass Phury niemals seine Misserfolge vergaß. Die hämmernde Litanei war schuld daran, dass er sich einen Joint nach dem anderen ansteckte, nur um nicht in seinen Waffenschrank zu steigen und am Lauf einer Vierziger zu knabbern.
    Du hast ihn nicht gerettet. Du hast sie nicht gerettet. Den Fluch hast du allein auf sie alle heraufbeschworen. Die Schuld liegt bei dir … bei dir …
    Phury griff nach der nächsten Tüte und zündete sie mit seinem goldenen Feuerzeug an.
    Er war das, was man im Alten Land einen Exhile Dhoble nannte.
    Der zweite Zwilling. Der böse Zwilling.
    Dadurch, dass er drei Minuten nach Zsadist lebendig auf die Welt gekommen war, hatte Phury den Fluch des Ungleichgewichts über die Familie gebracht. Zwei adelige Söhne – beide gesund geboren – bedeuteten zu viel Glück; und tatsächlich war schon bald die Balance wiederhergestellt worden: Bereits nach wenigen Monaten war sein Zwilling entführt, in die Sklaverei verkauft und ein Jahrhundert lang auf jede erdenkliche Art und Weise missbraucht worden.
    Dank seiner kranken, boshaften Herrin trug Zsadist Narben im Gesicht und auf seinem Rücken, an seinen Handgelenken und am Hals. Und noch viel schlimmere Narben trug er im Inneren.
    Phury schlug die Augen wieder auf. Den Körper seines Zwillings zu befreien, hatte nicht ausgereicht; erst das Wunder
von Bellas Liebe hatte Zs Seele gerettet. Und nun war sie selbst in Gefahr. Wenn sie Bella verlören …
    Dann ist alles, wie es sein soll, und das Gleichgewicht bleibt über die kommende Generation hinweg intakt, sagte der Zauberer. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass dein Zwilling den Segen einer gesunden Geburt erleben wird? Du wirst Kinder ohne Zahl bekommen. Er wird keine haben. So ist das eben mit der Balance.
    Ach ja – und seine Shellan werde ich mir auch nehmen, hatte ich das schon erwähnt?
    Phury nahm die Fernbedienung und drehte »Che Gelida Manina« auf.
    Hatte keinen Zweck. Der Zauberer mochte Puccini. Die Musik hatte nur das Ergebnis, dass der Ringgeist begann, auf dem Skelettfeld im Kreis zu tanzen. Seine Stiefel zermalmten alles, was ihm unter die Füße kam, der schwarze Fetzenumhang wirbelte durch die Luft wie die Mähne eines Hengstes, der das majestätische Haupt zurückwirft. Vor dem endlosen, grauen Horizont tanzte und lachte der Zauberer.
    So was von nicht richtig im Kopf.
    Ohne hinsehen zu müssen, griff Phury auf dem Nachttisch nach seiner Tüte Rauch und dem Drehpapier. Den Abstand hatte er im Gefühl.
    Während der Zauberer sich blendend mit La Bohème amüsierte, drehte Phury sich zwei dicke Prügel, um seine Kette nicht unterbrechen zu müssen, und er rauchte ununterbrochen weiter, solange er seinen Nachschub vorbereitete. Was er ausatmete, roch nach Kaffee und Schokolade, aber um den Zauberer zum Schweigen zu bringen, hätte er das Zeug auch genommen, wenn es in der Nase beißen würde wie brennende Autoreifen.
    Zum Henker – inzwischen war er so weit, dass er eine ganze verdammte Müllkippe angezündet hätte, wenn ihm das ein bisschen Frieden verschaffen würde.

    Ich kann nicht fassen, dass dir unsere Freundschaft nicht mehr wert ist, sagte der Zauberer.
    Phury konzentrierte sich wieder auf die Zeichnung in seinem Schoß, an der er in der letzten halben Stunde gearbeitet hatte. Er tauchte die Feder in das Sterlingsilberfass, das an seiner Hüfte lehnte. Mit ihrem schweren, öligen Glanz sah die Tusche darin aus wie das Blut seiner Feinde. Auf dem Papier jedoch war sie von einem tiefen Rötlichbraun. Kein niederträchtiges Schwarz.
    Niemals würde er Schwarz für jemanden benutzen, den er liebte. So etwas zu tun, brachte Unglück.
    Außerdem entsprach die blutfarbene Tusche exakt der Farbe der helleren Strähnen in Bellas Mahagonihaar. Passend zum Thema.
    Sorgfältig schattierte Phury den Schwung ihrer perfekten Nase, die feinen Linien der Feder überkreuzten einander, bis genau die richtige Dichte erreicht war.
    Tuschezeichnen hatte viel Ähnlichkeit mit dem Leben: Ein
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